Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
Vom Netzwerk:
zu Atem zu kommen, als ich hinter mir jemanden rufen hörte.
    »Na, was haben wir denn da? Ein Junge, ganz alleine und mit einem Beutel voller Essen?«, fragte ein älterer Mann, dessen Haare schon grau geworden waren. Ihm folgten zwei untersetzte Jungen, vermutlich seine Söhne, und noch etwas weiter hinten tauchte ein mit Beuteln und Waffen beladener Wagen auf. Der jüngere Sohn schien ihn ganz allein zu ziehen.
    Ein Gefühl der Angst packte mich. Ich zog meine Mütze tiefer in die Stirn.
    »Leiste uns doch ein bisschen Gesellschaft«, schlug einer der Jungen vor. »Wir werden sicher die besten Freunde.«
    Der Vater lachte laut und legte mir den Arm um die Schultern. »Sind für den Krieg extra aus Mariton gekommen. Müssen ja beim Schützengrabenausheben und solchen Sachen helfen. Bist du auch deshalb hier?«
    Wieder nickte ich und fragte mich, wie lange ich wohl ohne Worte auskommen konnte.
    »Dann können wir ja alle zusammen gehen«, sagte der erste Sohn. »Die besten Freunde, hab ich doch gesagt.«
    In der unangenehmen Stille, die darauf folgte, wanderten wir weiter. Der Vater nahm nicht eine Minute den Arm von
meiner Schulter. Er weiß es , dachte ich, und Angst breitete sich in mir aus. Er weiß es .
    Doch falls dem so war, ließ er es sich nicht anmerken, und seine Hände wanderten auch nicht irgendwohin, wo sie nichts zu suchen hatten. Wenn überhaupt, war er eher daran interessiert, verstohlene Blicke in meinen Beutel zu werfen. Als mir aufging, dass die zahlreichen Beutel auf ihrem Wagen wahrscheinlich nicht ihnen gehörten, durchfuhr mich kalter Schrecken.
    Denk nach , befahl ich mir, den Blick starr auf das hohe Gras am Wegrand gerichtet, lass dir was einfallen . Ich konnte einfach weglaufen; wenn es sein musste, war ich äußerst schnell. Doch der Griff des Vaters auf meiner Schulter war unnachgiebig, und in der Hand des jüngeren Sohnes lag plötzlich ein Messer. Er nickte seinem Bruder zu, der sich daraufhin an meine andere Seite schob. Langsam aber sicher drängten sie mich von der Straße auf die grünen Felder ab. Eine Hand legte sich auf meine Tasche und begann, die Schnüre zu lösen. Die Tasche konnten sie haben, ich brauchte nur Norths Notizbuch.
    Ich ging etwas in die Knie und entwand mich dem Griff des Vaters, aber einer der Söhne zwang mich wieder hoch. Da war wieder das kleine Messer, diesmal in meine Rippen gedrückt.
    »Sieht aus, als wollte der gute Junge nicht unser Freund sein«, sagte der Vater. An den Haaren zog er meinen Kopf nach hinten, um mir ins Gesicht sehen zu können. »Hätte nicht gedacht, dass du den Mumm hast, dich zu wehren. Also, was hast du da in deinem Beutel versteckt?«
    Aus dem Augenwinkel konnte ich seinen Söhnen zusehen, wie sie meine Bücher und mein Garn auf den Boden warfen. Norths Notizbuch landete unbeachtet im Schmutz, Briefe und lose Blätter flatterten heraus. Erst als ihre Hände das kühle Glas der Flaschen ertasteten, wurden sie ruhiger.

    »Elixiere?«, fragte der eine. »Mehr hast du nicht zu bieten?«
    »Nicht irgendwelche Elixiere«, antwortete ich geistesgegenwärtig. »Das ist etwas ganz Besonderes. Eine Sonderlieferung für die Zauberergarde.«
    Der Griff des Vaters in meinen Haaren lockerte sich etwas. Hätte er noch fester zugepackt, hätte er ein Büschel in der Hand gehabt.
    »Ein besonderer Trank?«
    »Ich bin Zauberergehilfe«, log ich. »Man hat meinen Meister beauftragt, einen Stärkungstrank herzustellen, den die Zauberer im Krieg benutzen sollen.«
    »Hältst du uns für Einfaltspinsel?«, fragte einer der Söhne verächtlich. »Hunderte von Zauberern und nur vier kleine Flaschen?«
    »Der Trank ist so mächtig, dass ein oder zwei Tropfen schon genügen«, antwortete ich. »Weil er so mächtig ist, hat man mir eigentlich sogar verboten, darüber zu sprechen.«
    Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Vaters, und ich wusste, dass ich ihn da hatte, wo ich ihn haben wollte.
    »Ihr würdet unbesiegbar sein, nicht aufzuhalten, stark genug, ein Pferd zu stemmen«, fuhr ich fort. Meine Angst war verschwunden, aber es war nicht schwer, ihnen die Panik vorzuspielen, die ich gerade noch empfunden hatte.
    »Bitte! Oh, bitte, nehmt ihn mir nicht weg! Ich könnte mich nie wieder nach Hause trauen! Mein Meister wird mich grün und blau schlagen, wenn ich den Trank nicht in die Hauptstadt bringe!«
    »Wir nehmen uns genau das, was wir haben wollen!«, sagte der Vater und riss mich am Arm. »Diesmal werden die Zauberer nicht alles für sich

Weitere Kostenlose Bücher