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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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Kerzenlicht ganz bleich war. »Komm mit, Pascal.«
    »Und was gibt ihr das Recht hierzubleiben?«, fragte er. »Sie kennt ihn gerade einmal seit zwei Monaten. Ich kenne ihn schon sein ganzes Leben!« Vor meinem inneren Auge sah ich plötzlich einen jungen Pascal, wie er einen kleinen dunkelhaarigen Jungen zu Bett brachte und lange, schmerzerfüllte Nächte an seiner Seite verbrachte. Das war früher seine Rolle gewesen. Er hatte die Qualen gelindert und die Verletzlichkeit in North gesehen.
    Ich nahm seine Hände.
    »Ich kümmere mich gut um ihn.«
    Pascal schüttelte den Kopf. »Nein, dazu haben Sie kein Recht.«
    »Doch, das habe ich jetzt«, antwortete ich fest.
    Aphra nahm den alten Mann am Arm und führte ihn aus dem Zimmer. Leise schloss sich die Tür hinter ihnen.
    Ich setzte mich wieder auf die Bettkante. Sanft drückte ich meine Lippen auf Norths bleiche Stirn und strich ihm das Haar aus dem Gesicht.
    »Syd.« Seine Stimme zitterte. »Ich will nicht …« Er sah aus, als wollte er das Kissen zerreißen.

    »Ich habe noch mehr von dem Schmerzelixier gemacht. Weißt du noch, wie sehr es dir beim letzten Mal geholfen hat? Schlaftrunk habe ich auch noch.« Ich rieb ihm mit der Hand über den Arm. Aphra kam herein und stellte meine Tasche neben die Tür. Ich nickte ihr wortlos zu.
    »Nein«, murmelte er. »Ich will nicht!« Er holte tief Luft und hielt den Atem an. »Du darfst das nicht sehen«, sagte er dann wimmernd. »Bitte, bitte lass mich einfach allein.«
    Zitternd und leichenblass lag er neben mir, das Gesicht von einem dünnen Schweißfilm bedeckt. Er griff nach seinen Haaren, als wollte er sie sich ausreißen, und ein unterdrückter Schrei entfuhr ihm.
    »North«, sagte ich. »Sieh mich an. Ich bin ja hier.«
    Sein gequälter Atem verlangsamte sich gerade lang genug, dass ich ihn anheben und seinen Kopf in meinen Schoß legen konnte. So war es mir besser möglich, seine Arme zu erreichen.
    Für seine Beine galt das unglücklicherweise nicht. Erneut ergriff ihn der Schmerz, und er trat wie wild um sich. Ich zog ihn näher zu mir heran und umschlang ihn mit den Armen. Er tastete nach meinen Händen und drückte sie, bis ich dachte, jeder Knochen darin würde brechen.
    »Ganz ruhig … Schhh …«
    Er drehte sich in meinen Armen um und presste den Kopf gegen meine Schulter. »Heilige Götter«, rief er. »Götter, es tut so weh … bitte …« Er presste sich noch fester an mich, als kämpfe er gegen eine starke Strömung an, die ihn mitzureißen drohte.
    Ich sprach mit ihm, streichelte seinen Rücken und strich ihm über die Haare. Dabei behielt ich stets den Verband im Blick, für den Fall, dass dort ein neuer Blutfleck auftauchte. Aber der junge Mann hatte die Wunde gut genäht.

    North zog die Beine an und rollte sich zusammen. Ich merkte, wie mein Kleid feucht wurde, und wusste, ohne hinunterzusehen, dass er die Tränen nicht länger zurückhalten konnte. Mit der Hand fuhr ich ihm behutsam über die Wange, bis die feuchte Haut wieder weich und trocken war.
    »Es tut so weh«, flüsterte er und versuchte sich von mir zu lösen. »Ich will … dass es aufhört. Alles …«
    »Das stimmt doch nicht«, sagte ich, ohne mich zu bewegen. »Das meinst du nicht ernst, und das weißt du auch selbst.«
    »Ich bin … kann nicht atmen«, brachte er mühsam hervor. »Götter!«
    Als ich ihn zwang, sich wieder aufzurichten, schauderte er unter meinen Händen. Sein Atem, so kurz und abgehackt, klang fast, als lache er. Aber das tat er ganz sicher nicht. Ich ließ ihn kurz allein, um die kleinen Flaschen aus meinem Beutel zu holen. Das Elixier gegen Schmerzen würde ihn zusammen mit dem Schlaftrunk tagelang in einen Dämmerzustand versetzen, aber wenn ich von beiden Tränken nur kleinere Mengen nahm und sie mit etwas Lavendel vermischte, würde es schon gehen.
    »Syd?«, fragte North schwach.
    »Ich bin hier«, antwortete ich. »Bitte trink das, ja? Für mich. Es wird helfen, versprochen.«
    Er drehte den Kopf weg und presste die Lippen zu einem dünnen weißen Strich zusammen.
    »Für mich«, flüsterte ich. »Nimm es für mich, bitte.«
    Mit zitternden Fingern hielt ich ihm das Fläschchen an die Lippen. Schließlich öffnete er den Mund und trank das Elixier in langsamen kleinen Schlucken.
    Ich hielt ihn in den Armen, bis das Zittern schließlich aufhörte und seine Atmung langsam und schwer wurde. Erst dann machte ich mich los und ließ mich völlig erschöpft auf
den Boden gleiten. Gegen die Wand gelehnt, konnte

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