Aus Licht gewoben
leichenhafte Blässe ausgebreitet hatte.
»Ich werde hier für ihn tun, was ich kann«, erklärte der Mann und riss Norths Hemd auf. »Aber wir müssen ihn zu Lady Aphra zurückbringen. Er wird ihre Elixiere dringend brauchen.«
Ich schloss die Augen. Meine Tasche , dachte ich. Wieso habe ich nur meine Tasche im Wagen gelassen?
»Warum bewegt er sich nicht?«, fragte jemand. »Ist er …?«
»Nein!«, unterbrach ihn Pascal barsch.
»Ich bin fast fertig.« Der junge Mann sah nicht hoch, während er Norths Wunde sorgsam nähte. »Er hat viel Blut verloren. Es überrascht mich nicht, dass er vor Schmerz ohnmächtig geworden ist.«
Pascal befahl zwei jungen Männern: »Holt die Bahre und macht sie zwischen zwei Pferden fest. Wir müssen uns langsam und vorsichtig bewegen.«
Ich sah zu, wie sie North, so behutsam sie konnten, auf die Bahre legten. Der dünne Stoff hing zwar unter ihm durch, riss aber nicht. Mit zitternden Händen half ich Pascal dabei, ihn mit dem Seil notdürftig festzubinden, in der Hoffnung, dass es ausreichen würde, um ihn ruhig und sicher nach Arcadia zu transportieren.
Zehntes Kapitel
M it North zwischen ihnen konnten die anderen Pferde nicht mit Pascal und mir mithalten. Während wir uns weiter den Berg nach Arcadia hinauf bewegten, wehte der raue Wind den leichten Schnee auf uns hinunter und bedeckte uns mit weißem Staub. Mittlerweile waren wir auch nah genug, um die dick mit Schnee bedeckten Dächer erkennen zu können.
»Aphra!«, rief Pascal. Sie wartete in der Mitte des Dorfes auf uns, das Gesicht voller Angst.
»Bereite ein Bett vor«, sagte er. »Wayland wird eins brauchen. «
Lady Aphra ging voraus durch die Menge und den Hügel hinauf.
»Kommen Sie herein«, sagte sie abwesend und zog mich ins Haus. Ich sah mich um und hielt dann nach den anderen Pferden Ausschau. »Ruhen Sie sich etwas aus, Sie sehen ja furchtbar aus.« Sie begann sofort mit der Arbeit, indem sie Tisch und Stühle an die gegenüberliegende Wand schob. Dann verschwand sie in ihrem Schlafzimmer und kam mit den Decken wieder, auf denen North und ich die letzten Nächte verbracht hatten. Wie betäubt saß ich da und sah ihr dabei zu, wie sie sie ausbreitete.
Ich sollte ihr helfen , dachte ich, war aber nicht in der Lage, mich zu rühren. Also saß ich still auf dem Lager, bis sie mit
einem Bündel Stoffreste, Verbänden und einer Schüssel voll Wasser zurückkam. Sie stellte sie ab, und ich reinigte meine Haut von Schmutz und Staub. Dann band ich mir das Haar zu einem losen Zopf zusammen, wobei ich das Band so festzog, dass ich es fast zerrissen hätte.
Die Tür flog auf, und Pascal und einer der anderen Männer trugen North herein. Der Arzt stand keuchend und mit rotem Kopf daneben und gab Anweisungen, während sie Norths leblosen Körper auf das Bett legten. Ich versuchte, in seinem Gesicht irgendein Anzeichen von Leben zu entdecken oder dafür, dass sich sein Zustand verändert haben könnte. Als meine Hand seine bleiche, schmutzige Haut berührte, stöhnte er vor Schmerzen.
»Weg … nicht … geht … niemand!« Wieder stieß er einen gequälten Schmerzenslaut aus. »Ihr sollt nicht …«
»North«, sagte ich. »Kannst du mich hören? Kann ich irgendetwas für dich tun?«
»Nein!«, schrie er. »Nichts … alleine!«
»Sei kein Narr«, schalt ihn Pascal. »Ich werde dir ein Elixier gegen die Schmerzen holen, damit du schlafen kannst. Das ist der Fluch, Wayland, nicht deine Wunde! Du musst etwas dagegen nehmen.«
»Nein!«, schrie North wie wahnsinnig. »Ich will nicht … ich will das nicht nehmen. Schickt Syd … Schickt sie weg!«
»Das könnte dir so passen, Wayland North«, sagte ich streng. »Ich werde dir das Elixier selbst holen. Du bist nicht in der Verfassung, solche Entscheidungen zu treffen.«
»ICH WILL NICHT!«
Hilflos stand ich da und sah zu, wie er sich umdrehte und das Gesicht in den Decken vergrub.
»Geht … bitte, geht einfach«, flüsterte er mit brüchiger Stimme. »Niemand …«
Lady Aphra legte mir die Hände auf die Schultern, doch ich schüttelte sie ab.
»Raus«, sagte ich mit unerwartet strenger Stimme. »Raus, alle!«
»Lassen Sie mich helfen«, sagte Pascal. North schüttelte abwehrend den Kopf, wie im Fiebertraum. Niemand sollte ihn so sehen, noch nicht einmal sein Meister.
»Ich brauche meine Tasche«, erklärte ich. »Ich habe meine eigenen Tränke, vielleicht kann ich ihn ja überreden, die zu nehmen.«
»Hier ist sie«, sagte Lady Aphra, deren Gesicht im
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