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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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die Erde zum Beben zu bringen. Wie North so dalag, sein Blut nass an meinen Fingern, hatte ich das Gefühl, zerspringen zu müssen.
    »Große Mutter«, wisperte Dorwan. Nicht einmal die Narben konnten den erschütterten Ausdruck auf seinem Gesicht verbergen. »Es ist tatsächlich wahr.«
    Die Erde dröhnte, als sei ein heftiger Stoß bis in ihr Innerstes gedrungen. Eine Explosion erfüllte die Luft mit einer Staubwolke. Dann begann die Erde so sehr zu zittern, dass meine Zähne gegeneinander schlugen und ein Strom aus Schlamm, Steinen und abgestorbenen Bäumen den Hang hinabgerutscht kam.
    »Dorwan«, rief North über das Tosen des Erdrutsches hinweg. Seine Stimme verriet weder Schmerz noch Gefühl. Er wartete, bis ihm der Zauberer direkt in die Augen blickte. »Ich bin am Zug.«
    Flammen loderten in Norths offener Hand auf, und er warf sie Dorwan direkt ins Gesicht. Schreiend stolperte der andere Zauberer zurück.
    Hinter mir spürte ich Norths Arm, der mich näher an sich heranzog und den schwarzen Umhang um uns legte. Ich
schloss fest die Augen, als eine Schlammlawine direkt auf uns zuschoss, und wir verschwanden.
    Als ich sie wieder öffnete, waren Steine und Staub unter meinen Händen zu Gras geworden.
    Unsanft stieß mich North weg und zog den Umhang wieder um sich. Als meine Hände ihn erreicht hatten, griffen sie nur noch ins Leere.
     

     
    »North!«, rief ich und sprang unsicher auf die Füße. » North! «
    Ich wusste nicht, wo ich war. Panisch drehte und wendete ich mich auf der Suche nach einem Weg, der mich zurück zu dem Berg oder in ein Dorf bringen würde, um Hilfe zu holen. Rundherum war nichts als hohes Gras und grüne Hügel, nicht einmal die strohgedeckten Dächer eines kleinen Dorfes. Doch jetzt erkannte ich meine Umgebung. North und ich waren auf dem Weg den Berg hinunter hier entlanggekommen. Statt mich weiter von dem Berg wegzubringen, waren wir zurückgesprungen, hinauf in Richtung Arcadia.
    Wieder begann ich den Berg hinabzulaufen, doch diesmal waren meine Schritte nicht die einzigen, deren Echo zu hören war.
    » Sydelle! «, rief Pascal und zügelte sein Pferd. Obwohl die Luft alles andere als warm war, glänzte auf seinem kahlen Kopf der Schweiß. Auf seinem Pferd sah er größer aus als sonst, muskulöser, kräftiger und jünger. Hinter ihm kamen einige junge Männer herangeritten.
    »North … er … der Berg … das Duell!« Ich rang nach Luft.
    »Das hatte ich befürchtet«, sagte Pascal. »Wir haben es schon von Arcadia aus gesehen. Gorman, bring sie zu Lady Aphra und sorg dafür, dass wir genügend Verbandszeug und Salben haben!«

    »Ich will mit euch gehen«, erklärte ich und griff nach seinem Sattel. Seufzend sah Pascal mich an.
    »Wo ist euer Gepäck?«, fragte er dann.
    »Das habe ich bei James und Peter im Wagen gelassen. Aber das ist doch jetzt nicht wichtig! Lassen Sie mich mitkommen! «
    Pascals Mund war zu einem schmalen Strich geworden. Er drehte sich zu zwei der jungen Männer um und befahl grimmig: »Verteilt euch und haltet die Augen offen!«
    Dann zog Pascal mich hinter sich auf das Pferd und trieb es zum Galopp an. Das hohe Gras am Rande des Weges schlug uns gegen die Beine, und der Wind wirbelte Staubwolken auf. Die schneebedeckten Felder gingen in Bergen aus Schlamm und loser Erde unter. Die tödliche Kombination aus dem Duell der Zauberer und dem Erdrutsch hatte den Berghang fast vollständig zerstört.
    »Hat das Duell hier stattgefunden?«, fragte Pascal.
    »Er kann nicht weit gesprungen sein«, sagte ich. »Dabei stößt er immer an seine Grenzen.«
    Zu unserer Linken stieß einer der Jungen einen Schrei aus und zügelte sein Pferd so abrupt, dass es ihn fast abgeworfen hätte. »Hier!«, rief er. »Er ist hier!«
    Pascal glitt aus dem Sattel, ich dicht hinter ihm.
    »North!«
    Er lag mit dem Gesicht nach unten, die Arme seltsam angewinkelt, als habe er sich damit schützen wollen. Ich drehte ihn auf den Rücken und rief seinen Namen, immer und immer wieder, so lange, bis ich heiser war. Pascal kniete neben mir, aber ich konnte ihn durch das Rauschen in meinen Ohren nicht hören. Ich presste beide Hände auf die Wunde, fühlte das warme, klebrige Blut, ohne darauf zu achten, dass mein Kleid sich damit vollsog.

    Einer der Männer nahm meine Hände weg und versorgte die Wunde. Pascal zwang mich schließlich aufzustehen und nahm mich in die Arme. Er drückte mein Gesicht an seine Brust, damit ich Norths Gesicht nicht sehen musste, auf dem sich eine

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