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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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meines Glücks. Aber jetzt war der Verlust der Zukunft wichtiger als die Vergangenheit. Es so zu machen, den Webrahmen auf diese schreckliche Art zu benutzen, würde bedeuten, Norths Umhang niemals fertigstellen zu können, ihn nie um seinen Hals zu binden, nie sein Gesicht dabei zu sehen.
    Aber es würde auch nie etwas Wichtigeres geben als Norths Aufzeichnungen in meiner Tasche, nichts Wichtigeres als die Aufgabe, sie in die Hauptstadt zu bringen.
    Ich faltete den halbfertigen Umhang und verstaute ihn in meiner Tasche, dann wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Webrahmen zu. Das Holz brach überraschend leicht, wurde unter meinem Gewicht zu kleinen Stücken. Ich wischte mir die Tränen von den Wangen.
    Das hatte ich mir doch gewünscht, oder? Unabhängig zu sein, mein Leben so zu leben, wie ich es wollte, weit weg von meiner Familie, von der Wüste, von allem, was mir vertraut gewesen war. Doch ich hatte nicht bedacht, wie einsam ich sein würde.

    Entschlossen und so fest ich nur konnte, rieb ich zwei Holzstücke aneinander. Mir war egal wie lange es dauern würde, und tatsächlich brauchte ich fast eine Stunde. Meine Glieder waren nicht mehr steif, sondern wieder voller Wärme, aber das Brennen in meinen Augen hatte nichts mit der Anstrengung zu tun. Wieder und wieder rieb ich die beiden Holzstücke aneinander, bis schließlich die Funken wie tausend kleine Sterne in das aufgeschichtete Holz fielen.
    Eine weiße Rauchsäule stieg in den Himmel. Knisternd und knackend fraß sich das Feuer durch das trockene Holz. Erschöpft und mit schmerzenden Armen ließ ich mich daneben fallen und sah zu, wie die roten und goldenen Flammen umeinander züngelten.
    Es war nicht mein erstes Opfer, und es würde nicht mein letztes gewesen sein, das wusste ich.
     

     
    Am nächsten Morgen war von dem Feuer nur noch Glut übrig. Mit dem Fuß stieß ich sie auseinander und verteilte sie, den Steinkreis ließ ich für den nächsten Reisenden liegen. Ich fühlte mich leichter als sonst, endlich ausgeschlafen genug, um mich wieder auf den Weg zu machen.
    Schon bald kam Hertford, das nächstgelegene Dorf, in Sicht. Es war kaum mehr als ein Rastplatz für Reisende, mit einigen Wirtshäusern und Betten für müde Wanderer. Von dort war es noch ein Tagesmarsch bis nach Provincia.
    Das Dorf war nicht anders als andere Dörfer. Eine dünne Eisschicht überzog die dunklen Steine, und ich musste gut aufpassen, wohin ich trat, bis ich an der schwarzen Tür des ersten Gasthauses ankam.
    Ich betrat den warmen Raum und wollte direkt wieder kehrtmachen.

    »Sydelle.«
    Ich ließ die Tür hinter mir zufallen und stieß scharf den angehaltenen Atem aus. Am Tisch vor mir, den Stuhl in Richtung Tür gedreht, saß Wayland North. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, und auf seinem Gesicht lag ein zorniger Ausdruck.
    »Du solltest nicht hier sein«, sagte ich. Der Zauberer war noch immer leichenblass, und unter seinen Augen lagen dunkle Ringe.
    »Da hast du Recht«, stimmte er mir zu. » Ich sollte in Arcadia im Bett liegen, und du solltest daneben sitzen und mich wieder gesund pflegen!«
    »Hör auf damit!«, zischte ich und setzte mich ihm gegenüber. »Untersteh dich, jetzt Witze darüber zu machen.«
    »Das sollte kein Witz sein«, gab er zurück. »Wie konntest du nur so leichtsinnig sein und einfach alleine losziehen? Du weißt ganz genau, dass Dorwan noch irgendwo da draußen ist, egal ob er nun verwundet ist oder nicht. Was glaubst du wohl, was passiert wäre, wenn er … wenn irgendetwas …?«
    »Du warst absolut nicht in der Verfassung zu reisen«, sagte ich scharf. »Und das bist du auch jetzt noch nicht! Der Grund für unsere gemeinsame Reise war schließlich, deinen Bericht nach Provincia zu bringen! Und da du das nicht tun konntest, musste ich es eben machen. Ich will diesen Krieg genauso verhindern wie du. Ich dachte, du würdest das verstehen.«
    Langsam wurde Norths Gesichtsausdruck sanfter. Er streckte die Hand aus und nahm mir die Mütze vom Kopf. Meine Haare fielen mir auf die Schultern und umrahmten wieder mein Gesicht.
    »Dummes Mädchen«, murmelte er, wobei er jedoch eher erleichtert als böse aussah. »Du bist wirklich zu viel für mich.«
    »Damit du es weißt, ich hätte es geschafft«, erklärte ich und
nahm mir ein Stück Brot von seinem Teller. »Ich hatte alles genau geplant.«
    North lehnte sich zurück. »Dafür, dass du zu Fuß gegangen bist, warst du ziemlich schnell.«
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Aber

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