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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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behalten. Damit können wir uns einfach alle Wagen und Goldstücke nehmen, die wir uns nur wünschen können.«

    »Und das werden eine ganze Menge sein«, fügte einer seiner Söhne hinzu. »Stell dir nur mal vor, was passieren würde, wenn wir jeder eine ganze Flasche davon trinken.«
    »Nein!«, rief ich. »Nicht! Bitte nicht !«
    Als sie sich triumphierend zuprosteten und gleichzeitig die Flaschen ansetzten, hätte ich fast laut aufgelacht.
    »Das schmeckt nach …«, murmelte der jüngere Sohn. Als seine Knie einknickten und er zu Boden ging, hielt ich den Atem an. Einen Augenblick später fielen auch die beiden anderen Männer in tiefen Schlaf und verschwanden im hohen Gras. Der Menge nach zu urteilen, die sie getrunken hatten, würden sie dort mindestens einen Tag liegen bleiben.
    In der Hoffnung, etwas Brauchbares zu finden, durchsuchte ich ihre Sachen. Sie hatten verbogene Gabeln, mehrere Messer und einen halb gegessenen Apfel bei sich, aber nur eine einzige muffige Decke mit vielen Flecken. Und ich hatte ganz sicher nicht vor, etwas mitzunehmen, das nach Urin und Bier stank.
    »Idioten«, schimpfte ich, während ich den Inhalt meiner Tasche aufsammelte. Ich schlug Norths Buch auf und legte die losen Blätter wieder hinein. Auf die erste Seite hatte er seinen Namen geschrieben. Die Schrift war kaum lesbar. Fast, als hätte ein Kind die Buchstaben dorthin gekritzelt. Dass es wahrscheinlich auch ein Kind gewesen war, wurde mir erst klar, als ich die ersten Seiten überflog. Sie waren voller Notizen, Sprüche und einfacher Trankrezepte. Ich musste lachen, als ich eine wütend aussehende Karikatur Pascals zwischen unordentlichen Absätzen und Zutatenlisten entdeckte.
    Auf den nächsten Seiten war nicht der kleinste Tintenklecks zu entdecken. Als die Einträge wieder begannen, war die Schrift klein und verkrampft.
    Die Heckensiedlungen von Mariton und Andover sind beseitigt.
Die Garde hat alle Hütten und Bücher verbrannt. Sie haben die Haare der Frauen angezündet und sie sterben lassen. Der Junge, mit dem ich gesprochen habe, glaubt anscheinend, dass der Fluch in einer Art von Gift begründet liegt und dass für ein Heilmittel unbedingt das Blut der Hexe notwendig ist. Er hat gesagt, er würde mitkommen und mir helfen, sie zu suchen. Er weiß mehr über sie als ich, sogar mehr als Vater.
    Der Mann zu meinen Füßen bewegte sich. Nicht viel, aber genug, um mich aus meiner Trance zu holen und mich dazu zu bringen, dass ich das Buch zuklappte. Das Lesen musste bis später warten. Jetzt sollte ich mich schleunigst wieder auf den Weg machen.
    Auf der Straße war meilenweit niemand zu sehen, und was mich anging, so hatte ich dagegen nichts einzuwenden. Ich hielt nicht wieder an, bis der Himmel langsam dunkler wurde und ich im hohen Gras eine kleine Lichtung fand. In einem Steinkreis waren die Überreste eines Feuers zu sehen, doch es war kein Holz mehr übrig. Es gab weder Bäume noch Äste oder Büsche, so weit das Auge reichte.
    Erschöpft ließ ich mich auf den Boden sinken und zog die Knie an die Brust. Mir war bewusst, dass ich nicht mehr würde aufstehen können, wenn ich erst einmal lag. Das wenige Brot, das ich hatte, war nach fünf Tagen Wanderung fast aufgebraucht. Ich wusste nicht einmal mehr genau, wann ich das letzte Mal gerastet hatte. Vor zwei Tagen? Oder drei?
    Nachdem ich meine Stiefel aufgeschnürt hatte, kühlte ich meine wunden Füße auf dem kalten Boden. Ich hatte zwei schmerzhafte Blasen, aber die waren nichts gegen die Schmerzen, die mein Rücken mir bereitete. Eng in meinen Schal gewickelt, streckte ich mich auf der Erde aus und versuchte zu schlafen.
    Stunden später musste ich mir eingestehen, dass ich keine
Ruhe finden würde. Zumindest nicht, solange die kalte Nachtluft meinen Körper mit tausend Nadelstichen quälte. Ich wollte nach meiner Kette greifen, doch dann fiel mir wieder ein, dass ich sie bei North gelassen hatte.
    Ich stand auf und lief auf der Lichtung herum, damit das Blut wieder alle meine Glieder erreichte. Meine Füße stolperten vor Erschöpfung, und als ich meine Hände und Arme rieb, war das Ergebnis nur, dass sie sich noch stärker röteten als zuvor. Ich brauchte Feuer, sagte ich mir und schloss die Augen, wie um die kalte Nachtluft auszusperren.
    Die vom Mond hell beschienenen Teile meines Webrahmens lagen nur ein paar Schritte entfernt. Ich könnte es tun, dachte ich, doch was würde das bedeuten? Jahrelang war dieser Webrahmen mein Lebensinhalt gewesen, die Quelle

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