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Aus Nebel geboren

Aus Nebel geboren

Titel: Aus Nebel geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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tun gehabt. Er war rätselhaft. Und auf seine bescheidene, zurückhaltende Art so viel männlicher, als all die Prahler und Blender, denen sie täglich begegnete. Und er sah so gut aus, dass sie sich unwillkürlich fragte, ob er eine Freundin hatte. Natürlich! Männer wie er hatten garantiert eine wunderschöne, gebildete Frau und reizende Kinder. Darum zeigte er auch kein Interesse an einer kleinen, verwahrlosten Stripperin wie ihr. Oder, er war Besseres gewöhnt. Immerhin schien er ein echter Geldsack zu sein, wenn man den Wagen und das Schloss bedachte.
    Aber warum hatte er sie dann eingeladen, mit ihm zu essen? Reine Höflichkeit? Verärgert über ihre eigenen Gedanken drehte sie das Wasser ab und wickelte sich in das weichste Handtuch, das je ihren Körper berührt hatte.
    „Gewöhn dich lieber nicht daran“, ermahnte sie sich und schmiegte ihre Wange an das Badetuch. Es duftete nach Jasmin und schien ihre Haut regelrecht zu liebkosen. Ihr war danach zu schnurren wie ein Kätzchen, dem man den Bauch kraulte.
    Ihre nassen Füße hinterließen Abdrücke auf dem dicken Teppich, als sie zurück in das Schlafzimmer ging und sich etwas ratlos umsah. Mit spitzen Fingern hob sie ihre durchweichten Klamotten auf. Die waren eisig, und sie konnte sich nicht überwinden, sie wieder anzuziehen. Kurzerhand öffnete sie Schränke und Schubladen, aber alles war leer.
    „Na super!“, murmelte sie und starrte wütend auf die Verbindungstür.
    Obwohl sie sich Nacht für Nacht vor Männern auszog, wollte sie nicht, dass Julien sie unbekleidet sah. Sie wollte nicht, dass er sie mit dem gleichen gierigen Blick bedachte wie die Kunden in der Bar. Darum wickelte sie sich das Handtuch straff um die Brust, steckte das Ende unter ihrer Achsel fest und hoffte, dass alles hielt, ehe sie sich der Tür näherte. Die Fliesen unter ihren Füßen waren kalt, als sie unentschlossen mitten im Raum stehen blieb. Sie zögerte. Was war nur los mit ihr, dass der Mann auf der anderen Seite der Tür sie so verunsicherte?
    Schnell klopfte sie, ehe sie es sich noch anders überlegen konnte.

    Julien knöpfte sich gerade die Hose zu, als es zaghaft an der Verbindungstür klopfte.
    „Verflucht!“, murmelte er und sah auf die Schwellung in seiner Hose. Schnell riss er ein Hemd aus dem Schrank, schlüpfte hinein und schloss eiligst die unteren zwei Knöpfe, um das Resultat von Lamars anzüglicher Rede zu verbergen.
    Um Gelassenheit bemüht – die er nicht wirklich empfand – öffnete er die Tür. Verlegen bemerkte er, dass Fay in ihrem weißen Badetuch und mit Wasserperlen auf ihrer alabasterweißen Haut sein Problem mit der plötzlich zu engen Hose noch verstärkte.
    „Fay? Ist alles in Ordnung?“, fragte er, von ihrem Anblick überrascht.
    Die zarte Röte auf ihren Wangen war bezaubernd, und, obwohl ihr im trockenen Zustand feuerrot leuchtendes Haar nun vom Wasser satt und dunkel aussah, war sie ihm nie schöner erschienen. Zum ersten Mal, seit er ihr im Park begegnet war, ließ er den Blick ausgiebig über ihren Körper wandern, und war wirklich froh um die langen Hemdschöße.
    Sie lächelte schüchtern und hielt ihm ihr nasses Sweatshirt hin.
    „Entschuldige, Julien, aber … kannst du mir was Trockenes borgen?“
    „Ich …“
    Julien trat einen Schritt zurück und fuhr sich durchs Haar.
    „Was hast du gesagt? Entschuldige … ich …“
    Fay errötete noch weiter und verschränkte zudem die Arme vor der Brust.
    „Trockene Klamotten? Kannst du mir welche geben?“
    „Natürlich. Komm herein.“
    Er bedeutete ihr einzutreten und hoffte, sich nicht noch mehr zum Narren zu machen.
    Vielleicht sollte ich es doch gelegentlich so handhaben wie Lamar und der Rest der Bande und mir zwischendurch eine Frau nehmen. Dann wäre mir diese Peinlichkeit erspart geblieben .
    Diesen Gedanken verwarf er schnell wieder, denn es verlangte ihn nicht nach bedeutungslosem Sex, und mehr konnte sich keiner von ihnen erlauben. Sie führten ein verborgenes Leben, das sie einzig und allein der Wahrheit gewidmet hatten. Wann immer er es nicht mehr ausgehalten und eine Nacht in den Armen irgendeiner Fremden verbracht hatte, war ihm nur umso mehr bewusst geworden, auf was er seit beinahe tausend Jahren gezwungen war zu verzichten. Er sehnte sich nach Liebe, nicht nach reiner Befriedigung.
    Nur war dies seiner pochenden Männlichkeit relativ egal. Es war einfach zu lange her, dass er sich eine Nacht lang der Bedeutungslosigkeit überlassen hatte.
    Er ging ihr voran zum

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