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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina French
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dieser alten Frau?«, fragte er beiläufig, während er an der Fahrradkette herumhantierte; es schien ihn nicht zu kümmern, dass seine Finger vom Öl schwarz wurden.

    »Nein«, brachte ich schließlich heraus, »ich arbeite nur hier. Sie ist meine Tante.«
    Später erfuhr ich, dass er sieben Jahre älter war als ich. Er wirkte so entspannt und voller Selbstvertrauen, während es mir wegen dieser Mischung aus Liebe und Unerfahrenheit fast die Sprache verschlug. Er brauchte nicht lang, bis er die Kette wieder angebracht hatte; dann richtete er sich gerade auf, um zuzuschauen, wie ich meinen Dank stammelte und mich dann wieder auf den Sattel schwang, wobei ich betete, dass ich vor ihm keine Bruchlandung hinlegte. Ich schaute mich nicht um, als ich um die Ecke davonradelte, und hielt erst ein Stück weiter an, um Luft zu schöpfen. Ich konnte nicht anders, ich musste einfach ständig dämlich grinsen.
    Seit wir uns auf diese Weise bekannt gemacht hatten, lächelte er immer und winkte, wenn er mich auf der anderen Straßenseite entdeckte. Das Eis war gebrochen, und jetzt musste ich einfach abwarten, was passieren würde.
    »Er hat sich bei mir nach dir erkundigt«, erzählte mir eine Arbeitskollegin am nächsten Tag.
    »Wer?«, fragte ich, obwohl ich genau wusste, wen sie meinte.
    »Der gut aussehende Bursche da draußen natürlich«, antwortete sie tadelnd, als wäre ich dumm. »Er hat gesagt, dass du wirklich hübsch bist.«
    »Ach nein«, sagte ich und wurde rot, »das finde ich nicht.«
    Sie schaute wieder tadelnd drein und zog die Augen hoch, als würde sie an mir verzweifeln. Trotz meiner Bescheidenheit gewöhnte ich mich langsam daran, vom übrigen Personal im Haus Komplimente wegen meines Aussehens zu bekommen.

    »Ich weiß noch, wie du hier angefangen hast zu arbeiten«, sagte eines der Mädchen zu mir. »Du warst schon damals recht hübsch, aber jetzt als erwachsene Frau bist du wirklich schön.«
    Mehrere Leute bestätigten mir das. Es war wunderbar, solche Komplimente zu bekommen, aber ich wusste nie recht, wie ich reagieren sollte. Ich wollte nicht, dass jemand meinte, dass ich mir etwas auf mein Aussehen einbildete, aber ich freute mich natürlich über die Aufmerksamkeit, vor allem wenn sie von Jun kam.
    Er fing an, mir Briefe zu schreiben, in denen er sagte, wie sehr er mich mochte; und er lud mich ein, mit ihm ins Kino zu gehen. Das war das Aufregendste, was ich mir vorstellen konnte. Ich fragte also meine Tante.
    »Nein.« Sie war unerbittlich und ließ sich die Frage nicht einmal einen Augenblick durch den Kopf gehen. »Du bist zu jung. Du gehst überhaupt nirgends hin.«
    Ich hatte mit dieser Antwort gerechnet. Es passte ihr nie, wenn ich ausging, nicht einmal mit den anderen Bediensteten. Wenn sie planten, miteinander ins Kino oder sonst wo hinzugehen, und sie mitbekam, dass sie mich dabeihaben wollten, bat sie mich, zu Hause zu bleiben und ihr stattdessen eine Massage zu geben.
    »Deine Massagen sind gut, Gina«, sagte sie; ich sollte mich wohl geschmeichelt fühlen. »Und meine alten Knochen tun mir am Ende eines harten Tages wirklich weh.«
    Ich hatte nie die Energie, mich zu weigern, selbst wenn auch für mich ein harter Tag zu Ende ging und ich wusste, dass sie nichts gemacht hatte, außer herumzusitzen und alle anderen herumzukommandieren.
    Jedes Mal, wenn ich einen Blick auf Jun vor der Lagerhalle erhaschte, war mein Tag auch schon perfekt. Ich
hatte immer das Gefühl, innerlich dahinzuschmelzen, wenn er mich anlächelte. Ich ertappte mich dann dabei, dass ich ihn mit offenem Mund anstarrte, und musste rasch wegschauen, so verwirrt war ich.
    Manchmal schlug ich ein paar Minuten heraus, um auf dem Weg von oder zu einer meiner Besorgungen mit ihm zu sprechen; ich schlüpfte dann in die Lagerhalle, damit meine Tante mich nicht sehen und ausschelten konnte, weil ich Zeit verplemperte und meinen guten Ruf gefährdete. Manchmal trank er gerade etwas mit seinen Freunden, und alle scherzten, lachten und neckten sich, wodurch sie mir noch erwachsener und aufregender vorkamen.
    Eines Tages kaufte er mir eine Schachtel Pralinen und wartete, bis ich von dem Laden zurückkam, wo ich das Essen für das Personal abgeliefert hatte. Als er sie mir überreichte, war ich so aufgeregt, als hätte er mir eine Kette mit Diamanten geschenkt. Ich hatte noch nie ein Geschenk bekommen, und ich dachte mir, dass er für mich vielleicht dasselbe empfand wie ich für ihn. Vielleicht war mein Traum ja gar nicht so

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