Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story
Mann gefunden hatte. Sogar Tantchen schien meine Entscheidung zu billigen und machte keinen Ärger, als ich ihr sagte, dass ich die Arbeit bei ihr aufgeben und bis zur Hochzeit bei meinen Eltern leben wolle.
Ich durfte sogar manchmal bei Jun zu Hause übernachten, wobei meine Eltern mir einschärften, dass wir keinen Sex haben dürften; sie hatten Angst, dass ich schwanger werden und Jun dann seine Meinung ändern könnte. Auf den Philippinen ist die Ansicht noch weit verbreitet, dass ein Mädchen in ihrer Hochzeitsnacht Jungfrau sein sollte. Stellt der Bräutigam fest, dass sie gelogen hat, kann er sie am nächsten Tag zu ihren Eltern zurückschicken, was für die Familie dann eine schreckliche Schande bedeutet. Ich wusste, dass sie Recht hatten, aber es war schwer, stark zu bleiben, weil wir ja so verliebt waren.
Wenn Jun bei uns zu Hause übernachtete, mussten wir immer warten, bis meine Brüder und meine Eltern schliefen, und dann krabbelten wir über den Boden, um einander nahe zu sein, und klebten wie zwei Magnete aneinander. Am Morgen mussten wir dann sicherstellen, dass jeder wieder in seinem eigenen Bett lag, bevor jemand aufwachte und entdeckte, dass wir uns in den Armen lagen.
Juns Eltern hatten keine solchen Vorbehalte und machten uns ein Doppelbett, wenn wir bei ihnen waren. Ich protestierte nicht, wusste aber, worauf er aus war. Deshalb ging ich mit Jeans ins Bett und zog den Gürtel wirklich fest.
»Zieh doch die Hose aus«, beschwatzte Jun mich, wenn er neben mir ins Bett schlüpfte, »sonst wird dir zu heiß.«
»Nein«, erwiderte ich und sah woanders hin. »Ich komme schon klar so.«
Wenn er sich dann im Bett an mich schmiegte, wollte ich so gern mit ihm schlafen, aber ich wusste, wenn etwas schief ginge, wäre ich die Verliererin, und deshalb blieb ich hart und hielt seine Finger von der Gürtelschnalle fern.
Auch wenn unsere Eltern und Verwandten sich nun alle mit der Vorstellung abgefunden hatten, dass wir heiraten würden, bestand weiterhin das Problem, dass ich noch nicht achtzehn war.
»Mein Vater hat mir einen Vorschlag gemacht«, sagte Jun eines Tages zu mir. »Er meint, dass er uns ja Geld geben könnte, damit wir abhauen und miteinander leben können.«
Mein künftiger Schwiegervater schlug also vor, uns Geld im Wert von rund dreihundert Euro zu geben, die Summe, die er auch für eine Hochzeit ausgegeben hätte.
»Nein«, sagte ich. »Ich liebe dich wirklich sehr, aber bei meiner Hochzeit will ich lieber meine Familie bei mir als das Geld in der Tasche haben.«
»Aber dann können wir vielleicht noch ein Jahr lang nicht heiraten«, protestierte er.
»Wenn du warten kannst«, sagte ich, »kann ich es auch.«
Ich hatte wegen meiner Worte mehr Angst, als ich ihn wissen lassen wollte. Was, wenn er nicht warten wollte? Was sollte ich dann machen? Er sagte damals gar nichts, aber sein Gesicht drückte Entschlossenheit aus. Ein bisschen später erzählte er mir, er habe jemanden, der bei der Behörde arbeitete, überreden können, mein Alter auf der Urkunde zu fälschen. Ich weiß nicht, wie er das geschafft hat, aber ich glaube, ein Freund hat ihm den Gefallen getan. Ich habe ihn nicht groß ausgefragt; der Gedanke, dass
er mich genug liebte, um all die Mühen auf sich zu nehmen, machte mich einfach glücklich.
Ein Jahr, nachdem wir uns kennen gelernt hatten, heirateten wir. Alle unsere Verwandten kamen zu der Feier, außerdem die Nachbarn aus unseren beiden Heimatstädten. Insgesamt waren an die zweihundert Personen da. Meine Familie spendierte zwei Schweine, Hühner, Obst und traditionelle Festtagsgerichte wie suman - Klebreis in Bananenblättern -, ibos - Klebreis in Kokosmilch mit Salz gekocht und dann in Kokosblätter gewickelt - und lanson , eine Art Reiskuchen; das ist bis heute mein Lieblingsessen. Außerdem steuerte meine Familie auch einen Biskuitkuchen als Hochzeitstorte bei.
Beide Familien schlachteten und bereiteten gemeinsam das Fleisch zu. Man baute einen nepar - ein Dach aus Gras auf Bambusstelzen; es war an die dreizehn Meter lang und zehn Meter breit. Das Fest fand in der Nacht vor der Hochzeit statt; es begann um sechs Uhr abends und dauerte, bis um Mitternacht alle zu Bett gegangen waren. Um sechs Uhr morgens waren wir schon wieder auf, um zu frühstücken. Die engste Familie ging dann für die Zeremonie in die Kirche, während die anderen Gäste weiteraßen. Ich trug ein langes weißes Kleid, wie es Brauch war, mit einem Schleier und einem Diadem, Jun
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