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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina French
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doch dann bekam ich Magenschmerzen. Ich ging zum Arzt, aber er konnte nichts finden.
    Zu Hause bei meiner Schwiegermutter brachte ich mit Hilfe einer Krankenschwester meine Tochter Dailyn zur Welt. Ich war ja so stolz, als ich mein Töchterchen in den Armen hielt! Ein paar Tage später färbte sich Dailyn gelb. Jun schaffte sie schleunigst ins Krankenhaus, aber ich hatte so kurz nach der Geburt nicht die Kraft, sie zu begleiten. Ich fühlte mich wirklich sehr krank. Es war, als hätte sich ein böser Geist sowohl meines Verstands als auch meines Körpers bemächtigt. Genau in dem Moment, als es hätte so schön sein können, schien plötzlich alles schief zu gehen. Doch niemand hätte auch nur ahnen können, wie schief alles noch gehen sollte.

5. KAPITEL
    Von Teufeln besessen
    Auch wenn wir, wie viele andere auf den Philippinen auch, eine katholische Familie waren, glaubten wir dennoch einen Großteil von dem alten Aberglauben, der jahrhundertelang auf unseren Inseln herrschte, bis dann die spanischen Eroberer kamen und unsere Vorfahren bekehrten.
    Menschen, die seit Generationen im Dschungel leben, haben ihren eigenen Glauben an Geister und Teufel; die hausen in den Schatten zwischen den Bäumen und spuken in der heißen, feuchten Luft herum. Es musste in einem Land, in dem so viel Schreckliches passierte wie Vulkanausbrüche, Erdbeben und Wirbelstürme, eine andere Erklärung geben als »den Willen Gottes«. Denn wie konnte es möglich sein, dass der Gott der Christen, der doch alle Menschen liebte, etwas so Grausames tat und eine Riesenflutwelle schickte, die das Zuhause einer ehrlichen, gottesfürchtigen Familie, wie wir eine waren, einfach fortspülte? Das musste das Werk einer viel böseren Macht sein.
    Als Kindern erzählte man uns die gleichen alten Geschichten, die schon unsere Eltern und Großeltern gehört hatten, als sie noch klein waren, und es ist unmöglich, so tief verwurzelte Überzeugungen gänzlich abzuschütteln, wenn sie einem in so jungen Jahren eingetrichtert werden - selbst wenn jemand das Glück hat, in den Genuss einer langen Ausbildung zu kommen. Wunderheiler und
Medizinmänner sind auf den Inseln hier noch immer weit verbreitet, und ihre Erklärungen und Heilmittel scheinen genauso richtig wie das, was die moderne westliche Wissenschaft sich einfallen lässt. Jeder will glaubwürdige Erklärungen für unglaubliche Vorkommnisse finden.
    Wenn die Ärzte im Krankenhaus mir sogar mit ihren Apparaten und ausgeklügelten Medikamenten keine Erklärung liefern konnten, warum ich so krank war und es mir jeden Tag schlechter ging, dann bestand ja wohl die Möglichkeit, dass es andere Gründe gab, die jenseits ihres Verständnisses lagen - etwas, das insgesamt eben dunkler und rätselhafter war.
    Bevor ich Jun kennen lernte, hatte im Laden meiner Tante ein Mann gearbeitet, der sich in mich verliebt hatte; das hatte er jedenfalls gesagt. Er wollte, dass ich mit ihm ausging, aber er gefiel mir nicht, und es erschien mir nicht recht, ihn zu ermutigen und ihm Hoffnungen zu machen. Eines Tages machte er ein Foto von mir. Ich dachte mir nichts dabei, weil damals auch noch andere Leute in der Nähe waren und das Bild in guter Absicht aufgenommen wurde. Er zeigte es mir allerdings nie, und schließlich vergaß ich die Sache völlig.
    Ein bisschen später wachte ich mitten in der Nacht auf, weil mein Gesicht juckte. Als es schlimmer wurde, stahl ich mich so leise, wie ich nur konnte - schließlich wollte ich ja die anderen, die im Haus von Tantchen wohnten, nicht wecken -, ins Bad, wo ich dann das Licht einschaltete. Mein Gesicht war so verschwollen, dass ich die Augen kaum aufmachen konnte. Ich schielte in den Spiegel und brauchte ein paar Sekunden, bis ich verstand, wem das verzerrte Spiegelbild, das mich da anschaute, eigentlich gehörte. Mein ganzes Gesicht war verquollen und rot, und
mein Nacken war fast so dick wie mein Kopf. Es juckte so, dass ich mir am liebsten die Haut heruntergerissen hätte.
    Am nächsten Tag waren die anderen ebenso schockiert wie ich, als sie mich so verändert sahen. Der Mann meiner Tante versuchte es mit allen möglichen chinesischen Heilmitteln, denn er wollte, dass dieses Jucken aufhörte und die Schwellung zurückging. Als das alles nichts fruchtete, brachte er mich ins Krankenhaus, und sie gaben mir eine anti-allergische Creme. Nichts zeigte die geringste Wirkung, und mein Zustand blieb fast fünf Monate lang so. Schließlich hatte ich praktisch kaum noch Haut im Gesicht

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