Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina French
Vom Netzwerk:
geplagt hatten, und die schwarze Wolke, die meinen Verstand umnebelte, wollten nicht weggehen. Obwohl ich mit dem Mann verheiratet war, den ich über alles liebte, und obwohl ich ein Baby
hatte, das in jeder Hinsicht eine Wonne war, hatte ich das Gefühl, innerlich zu weinen, und ich hatte keine Ahnung, warum oder was ich tun sollte, damit dieses Gefühl aufhörte.
    Im Westen hätten die Ärzte vermutlich eine Wochenbettdepression diagnostiziert, aber von diesen Dingen war mir nichts bekannt. Ich wusste bloß, dass ich das Gefühl hatte, in meinem Kopf würden tausend Dämonen brüllen und mir sagen, dass ich eine schlechte Tochter, Ehefrau und Mutter sei und dass keine Hoffnung bestünde, dass es je besser werden würde. Auf die Hilfe von Juns Eltern konnte ich nicht hoffen, aber ich hoffte schon, mich an meine Mama wenden zu können. Doch es war schwieriger als erwartet, das Thema zur Sprache zu bringen. Ich versuchte immer wieder, allen Mut zusammenzunehmen, und schaffte es dann doch nicht.
    »Mama«, fragte ich sie dann schließlich eines Tages, als wir miteinander im Fluss Kleider wuschen. »Wie kommst du mit den Problemen und dem Leid im Leben zurecht?«
    Sie richtete sich auf, wobei sie sich die Hand gegen den unteren Rücken presste, um den Schmerz zu lindern.
    »Ach, Gina«, sagte sie halb lächelnd, halb traurig, »jetzt weiß ich, dass du eine Frau bist. Ich erinnere mich noch, wie du mich als ganz kleines Mädchen einmal gefragt hast, wo die Probleme herkommen und wie man eines kriegen kann. Jetzt weißt du die Antwort auf diese Frage. Was fehlt dir denn?«
    Ich sah sie an und machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber die Worte wollten sich nicht einstellen. Ich suchte in meinem Kopf nach einer Art Beschreibung dafür, wie es mir ging und warum ich so unglücklich war, fand aber nichts. Es gab für meinen Gemütszustand keinen
Grund und keine Logik. Der Schmerz und die Traurigkeit waren einfach da, obwohl ich alles hatte, was eine Frau sich im Leben nur wünschen konnte. Warum fühlte ich mich so?
    »Mir geht es gar nicht gut«, war alles, was ich sagte.
    Mama wartete ein paar Augenblicke ab, und als mir weiter nichts über die Lippen kam, nickte sie ein klein wenig, als würde sich etwas bestätigen, das sie als ältere Frau nur zu gut verstehen konnte, und dann machte sie sich wieder an ihre Arbeit - ohne ein weiteres Wort. Ich sah ihr eine Weile zu; ich war ärgerlich, weil sie sich nicht ernsthafter bemühte herauszufinden, was mit ihrer Tochter nicht stimmte, aber ich war auch ärgerlich über mich selbst, weil ich nicht die richtigen Worte hatte finden können. Dann beugte ich mich hinunter und nahm meine Arbeit an ihrer Seite wieder auf.
    Ein bisschen später, als wir zurück ins Haus hinaufgingen, die tropfende Wäsche über den Armen, setzte sie wieder an. »Ich kenne da so einen Gesundbeter«, sagte sie. »Ich bringe dich zu ihm.«
    Am Tag darauf statteten wir dem Mann einen Besuch ab. Er sah mir tief in die Augen und strich mir mit seinen Händen über den Körper, bevor er verkündete, dass das Problem mein Blinddarm sei. Deshalb, so sagte er, hätte ich diese Bauchschmerzen.
    »Das wird schon wieder«, versicherte er uns beiden. »Das braucht eben seine Zeit.«
    Jun kam dann später zu uns herauf, und wir setzten uns hin, um zu plaudern. Ich erzählte ihm, was der Heiler gesagt hatte.
    »Du musst ins Krankenhaus«, sagte Jun. »Wir müssen herauskriegen, was dir fehlt - ein für alle Mal! Wenn
es der Blinddarm ist, können sie ihn dir ja herausnehmen.«
    »Und was wird inzwischen aus Dailyn?«, fragte ich, denn ich machte mir Sorgen, meiner Mutter noch ein Kind zur Betreuung zu überlassen.
    »Wir können sie zu meinen Eltern bringen«, meinte Jun.
    »Ich weiß nicht recht«, sagte ich, »ich muss mir das noch überlegen.«
    Ich hatte Angst, weil der erste Heiler mir gesagt hatte, dass der Fluch, mit dem der Mann aus dem Laden meiner Tante mich belegt hatte, durch einen Krankenhausaufenthalt noch verstärkt würde. In der Nacht hatte ich wohl so eine Art Panikattacke; ich konnte kaum mehr atmen. Sie versuchten, mich auf die übliche Weise wiederzubeleben, indem sie mir Klapse auf Arme und Beine gaben, aber ich konnte die Schläge nicht fühlen. Es war, als wäre ich zu weit von der Realität entfernt, um körperlich etwas zu spüren - als hätte man mir eine Narkose verabreicht. Am nächsten Morgen konnte ich mich anhand der Schilderung der anderen nicht mehr erinnern, was passiert war;

Weitere Kostenlose Bücher