Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story
und am Nacken. Ich war verzweifelt. Ein Heiler suchte mich bei meiner Tante zu Hause auf.
»Da ist schwarze Magie im Spiel!«, sagte er, sobald er gesehen hatte, in welchem Zustand mein Gesicht war.
»Schwarze Magie?« Ich war schockiert. »Wer würde denn so etwas machen?«
»Hat jemand einmal etwas von schwarzer Magie erwähnt, seit dir das zugestoßen ist?«, fragte er.
Ich dachte nach und erinnerte mich dann an den Mann, der mich eingeladen hatte, mit ihm auszugehen; er war der Einzige, der im Zusammenhang mit meinem Leiden etwas von schwarzer Magie hatte verlauten lassen. Ich erzählte dem Gesundbeter davon.
»Dann war er das«, sagte der Heiler. »Hast du ihn vielleicht irgendwie verletzt?«
»Eigentlich nicht«, antwortete ich, »aber er wollte mit mir ausgehen, und ich habe Nein gesagt.«
»Ja dann«, sagte der Heiler und nickte wissend, als würde das alles erklären. »Hat er ein Foto von dir?«
»Ja, er hat eins aufgenommen«, sagte ich und erinnerte mich nach ewigen Zeiten wieder daran. »Aber ich habe es nie gesehen. Ich weiß nicht einmal, ob es etwas geworden ist.«
»Dann haben wir ja die Antwort«, meinte der Heiler.
Ich war schockiert, und was er mir nun vorschlug, machte mir Angst. Jetzt, wenn ich darüber nachdachte, konnte ich mich erinnern, dass der Mann sich mir gegenüber manchmal seltsam verhalten hatte, aber ich meinte damals, das gehöre eben mit zu seiner Persönlichkeit, und ich hatte mich nicht weiter darum gekümmert. Der Gedanke, dass er mich mit Absicht mit einem Fluch belegt haben könnte, ließ es mir kalt über den Rücken laufen. Er musste irgendwo dieses Foto haben und furchtbare Dinge damit anstellen, wobei er sich vorstellte, dass er das mit mir machte. Mir war, als hätte ein unsichtbarer Feind sich meines Körpers und meines Verstands bemächtigt. Nichts war mehr sicher; ich konnte mich nirgends verstecken - nicht einmal in meinen eigenen Gedanken.
»Und was passiert jetzt?«, wollte ich wissen.
»Du wirst schon wieder gesund«, versicherte mir der Heiler.
Er begann dann mit seinen Heilungsmaßnahmen, indem er mir seine Hände auf Gesicht und Nacken legte. Zu meinem Entsetzen kam eine Schar Ameisen in Panik an die Hautoberfläche gekrabbelt, als hätte man sie gezwungen, ihre Deckung aufzugeben.
»Wo kommen die her?«, schrie ich und versuchte völlig außer mir, sie abzuschütteln.
»Sie haben unter deiner Haut gelebt und dein Fleisch gefressen«, erklärte er.
»Wie sind sie dort hingekommen?«
»Dein Feind muss sie mit einem Fluch dort hinbefördert haben.«
Als er damit fertig war, die Dämonen auszumerzen, und auch die letzte Ameise verscheucht war, schrieb der Heiler eine Rezeptur nieder und übertrug seine Kräfte auf ein Stück Papier, das er mir dann reichte.
»Das musst du dein ganzes Leben lang bei dir tragen«, sagte er, »sonst wirst du sehr, sehr krank. Du wirst schreckliche Bauchschmerzen bekommen, wenn du dich nicht daran hältst.«
Im Licht der westlichen Wissenschaft und Medizin erscheint diese Art Aberglaube dumm, das weiß ich. Aber wenn man so lang solche Qualen erlitten hat und einem dann ein Mann eine Erklärung und Heilung bietet und seine Erklärung zudem mit den gängigen Überlieferungen übereinstimmt, an die zu glauben man erzogen wurde, dann stellt sich die Sache schon anders dar. Niemand im Krankenhaus hatte mir gesagt, dass unter meiner Haut eine Ameisenkolonie hauste. Der Gesundbeter hatte als Einziger eine Art Heilung anbieten können. Warum sollte ich ihm also keinen Glauben schenken?
Jahrelang hatte ich diese Rezeptur auf dem Zettel bei mir getragen, aber dann, als es mir wieder gut ging, wurde ich nachlässig und verlor sie irgendwann. Die Bauchschmerzen begannen, wie er vorhergesagt hatte, als ich mit Dailyn schwanger war. Ich musste zigmal ins Krankenhaus, um mich untersuchen zu lassen, aber keiner der Ärzte vermochte mir eine Erklärung dafür zu geben, weshalb ich mich ständig so schwach und krank fühlte.
Als ich im Haus der Familie meines Mannes im Bett lag und nicht einmal die Energie aufbrachte, mich um mein
süßes neugeborenes Baby zu kümmern, von Hausarbeit ganz zu schweigen, begann ich meine Eltern und meine Geschwister zu vermissen. Ich war in meinem Leben schon so oft von ihnen getrennt gewesen, und jetzt war ich es wieder, obwohl ich Jun natürlich liebte und glücklich war, mit ihm verheiratet zu sein; und obwohl ich ein kleines Töchterchen hatte, das ich anbetete. In meinem Kopf wirbelten
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