Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story
während ich gezwungen war, für immer und ewig allein durch die Stra ßen zu vagabundieren.
»Die nächste muss es sein«, sagte der Fahrer schließlich, »weil wir nämlich in allen anderen Straßen des Viertels hier bereits waren.«
»Das ist es!«, rief ich, als wir um die letzte Ecke bogen und ich das Haus wiedererkannte. »Das ist es!«
Ich war ihm für seine Hilfsbereitschaft so dankbar, dass ich ihm das Doppelte bezahlte, meine Päckchen zusammenraffte und ins Haus rannte. Beth und die Kinder hüpften vor Aufregung herum, als sie sahen, was ich ihnen mitgebracht hatte. Alle waren so glücklich.
»Wo hattest du so viel Geld her?«, fragte mich Beth später, als die Kinder sich das Essen hineinstopften und Josie zu einem Treffen mit ein paar Freunden gegangen war.
»Ich bin mit einem Kunden vom Club ausgegangen«, sagte ich, wobei ich ihrem Blick auswich.
»Ach, Gina«, sagte sie, und ihr hübsches, kleines, dunkles Gesicht wirkte plötzlich ernst. »Versprich mir, sehr, sehr vorsichtig zu sein!«
»Das verspreche ich dir«, sagte ich, und sie umarmte mich. Da wir nicht wussten, was wir sonst noch hätten sagen sollen, fingen wir beide an zu lachen und richteten unsere Aufmerksamkeit wieder auf die Kinder. Jetzt, da ich wieder unter Freunden und in der Familie war, wusste ich, dass es mir schon gelingen würde, am nächsten Tag den Club ausfindig zu machen.
Als ich in der Nacht wieder allein im Bett lag, ging mir durch den Kopf, was ich mit dem Ägypter gemacht hatte. Es war so einfach gewesen. All die Warnungen und Geschichten, die ich von den Schwestern im Krankenhaus über Mädchen gehört hatte, die an Aids oder anderen Leiden erkrankt waren, schlichen sich in meine Gedanken und ließen mich das Schlimmste befürchten. Was, wenn ich mich schon angesteckt hatte? Wir hatten ein Kondom benutzt, aber ich wusste, dass es einen nicht vor allem schützen konnte. Ich wusste, dass es gefährlich war, mit einem Fremden Sex zu haben, aber es war ein tolles Gefühl, so viel Geld in der Börse zu haben und zu wissen, dass ich mehr als genug hatte, um auch noch meinen Eltern etwas davon schicken zu können. Es würde nicht mehr lang dauern, dann wäre ich in der Lage, ihnen das Haus aus Stein bauen zu lassen, von dem ich schon so lang träumte. Ich hatte auch einen Blick auf eine ganz andere Welt werfen können - eine Welt, in der die Leute immer Geld hatten, egal was sie brauchten, in der Essen vorhanden war, wenn man Hunger hatte, und in der man nicht rund um die Uhr schuften musste, weil nämlich andere die Arbeit für einen erledigten. In der Welt der Reichen musste man keine Angst vor einem Taifun haben, wenn man im Bett lag - vermutlich hörte man ihn durch die dicken Steinmauern und die Doppelfenster nicht einmal. Und ich wollte, dass meine Familie in so einer Welt lebte.
Nachdem ich es einmal gemacht hatte und mir nichts passiert war, fiel es mir beim nächsten Mal schon viel leichter, einzuwilligen, als mich ein Kunde einlud, mit ihm den Club zu verlassen. Manchmal luden sie mich einfach so
ein und wollten gar keinen Sex; sie wollten nur mit jemandem zum Essen oder zum Tanzen gehen und in einer Stadt fern der Heimat ein bisschen Gesellschaft haben. Die warmen Tropenabende müssen schwer sein für Männer, die ihrer Frau oder Partnerin treu sein wollen. Untertags werden sie ja durch ihren Job abgelenkt, aber abends sind sie dann allein und hocken entweder in ihren Hotelzimmern vor dem Fernseher oder betrinken sich an der Bar. Da ist es nicht verwunderlich, dass sie hin und wieder ein paar Stunden mit jemandem reden wollen.
Wenn mir einer vorschlug, mit ihm den Club zu verlassen, fragte ich stets, wohin er wolle, bevor ich einwilligte, denn es beunruhigte mich noch immer, mit ihm in eine Gegend zu fahren, die ich nicht kannte, und dann womöglich den Rückweg nicht mehr zu finden. Ich hatte Glück, denn keiner der Männer, mit denen ich ausging, hat mich je schlecht behandelt, und sie waren immer sehr großzügig mit der Bezahlung. Sie kamen aus der ganzen Welt. An einem Abend war sogar einmal ein berühmter Schauspieler von den Philippinen im Club. Alle Mädchen versuchten, ihn zu bezirzen, mit ihnen zu tanzen, aber er packte mich, und ich war unglaublich stolz, als wir miteinander über das Parkett wirbelten. Es war etwas Besonderes, sich mit einem Kunden in der eigenen Sprache unterhalten zu können.
Wenn ich mich amüsierte und mit den anderen Mädchen und den Kunden meinen Spaß hatte, gelang
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