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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina French
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gewesen waren, und von ihren Abenteuern oder davon, wie es dort aussah. Wenn jemand versuchte, mir die verschiedenen Zeitzonen zu erklären, schwirrte mir der Kopf. Ich verstand einfach nicht, wie es möglich war, dass in ein und demselben Augenblick an verschiedenen Orten die Uhrzeit eine andere war. Das Einzige, was ich von Amerika wusste, hatte ich aus den Nachrichtensendungen, die im Fernsehen in den Hotelzimmern über den Bildschirm geflimmert waren; ich hatte allerdings nie verstanden, worum es bei dem Gesagten und den Bildern überhaupt ging.
    Hätte mich der attraktive Kanadier gebeten, mit ihm eine Reise zu machen, wäre ich mir meiner Gefühle sicherer gewesen. Ich hätte mir sogar vorstellen können, mich in ihn zu verlieben. Bei dem süßen kleinen amerikanischen Soldaten in Frauenkleidern wäre es auch so gewesen. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, mich in Bill zu verlieben, und es schien mir nicht fair, mich von ihm nach Amerika einladen zu lassen, wenn ich ihn nicht wirklich mochte. Er gefiel mir als Freund, und ich fühlte mich in
seiner Gesellschaft wohl - aber war das genug, um in ein Flugzeug zu steigen und in ein fremdes Land zu fliegen?
    Vor ein paar Monaten hatte es mir noch Angst gemacht, in ein anderes Viertel von Manila zu fahren - ich hätte ja nicht mehr heimfinden können; ja, ich hatte sogar Angst gehabt, meiner Schwester von der Seite zu weichen - und nun lud man mich in ein fremdes Land ein. Wie sollte ich von dort je nach Hause finden? Gleichzeitig wusste ich jetzt aber, dass ich nun in der Lage war, allein in der Welt zu bestehen. Ich hatte mehr Selbstvertrauen, und dieser Mann bot mir nun ein Abenteuer an, eine günstige Gelegenheit, wie sie sich vielleicht nie mehr erweisen würde. Auch wenn ich nichts über New York wusste, so war es doch etwas Neues und Aufregendes, das stand jedenfalls fest. Es wäre genauso ein Riesenabenteuer wie damals meine erste Reise nach Manila vor vielen Jahren.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte er, »ich kümmere mich dort schon um dich.«
    »Ich weiß«, erwiderte ich. Aber es fiel mir nicht so leicht, jemandem zu vertrauen, der praktisch ein Fremder für mich war.
    »Besorg dir auf alle Fälle mal einen Pass«, schlug er vor, und ich dachte, das würde zumindest nicht schaden. Ich konnte meine Meinung dann ja immer noch ändern.
    In den nächsten Wochen änderte sich meine Meinung noch hundert Mal, während ich auf meinen Pass wartete. Den einen Augenblick freute ich mich auf die Aussicht, in Amerika Ferien zu machen, und war ganz aufgeregt, und dann überkam mich wieder die Angst bei dem Gedanken, was alles schief gehen könnte und wie weit weg ich dann von zu Hause wäre. Schließlich traf dann der Pass ein, und mir gingen die Ausreden aus, weshalb ich das Risiko nicht
eingehen sollte. Ich wusste nicht, für wie lange genau er mich nach New York einlud, aber ich nahm an, dass ich innerhalb von ein oder zwei Wochen oder so wieder wohlbehalten in Manila sein würde. Es wäre dumm, so eine Gelegenheit verstreichen zu lassen. Bill hatte mich noch immer nicht um Sex gebeten und versicherte mir, dass er einfach mit mir zusammen sein wolle. Langsam vertraute ich ihm.
    Ich sagte der Mama San, dass ich eine Woche oder so weg sein würde, versprach ihr aber wiederzukommen, und sie wünschte mir alles Gute. Ich zog das schicke Kostüm an, das Bill mir für die Reise gekauft hatte, packte noch ein paar Kleidungsstücke in eine Tasche und fuhr mit ihm in sein Hotel. Es war alles ganz einfach und locker. Ein Taxi brachte uns zum Flughafen, wo Bill ja ständig ein und aus ging, und man führte uns in eine Executive Lounge, da wir Business Class flogen. Ich war noch nie auf einem Flughafen gewesen, ganz zu schweigen von der Business Class, wo man mich wie eine VIP behandelte und es außerdem Unmengen kostenloses Essen und Trinken gab. Ich hatte keine Ahnung gehabt, was auf mich zukommen würde, aber damit hatte ich nicht gerechnet nach all den Geschichten, die ich von anderen Filipinas, die verreist waren, gehört hatte. Ich hätte ja zu gern ein paar von den leckeren Happen gekostet, aber mir klopfte das Herz vor Aufregung und Nervosität so schnell, dass ich kaum atmen konnte, ganz zu schweigen von kauen und schlucken.
    Das Flugzeug war innen ebenso luxuriös wie die Lounge mit breiten Sitzen und mehr Beinfreiheit, als eine kleine Person wie ich sie je brauchen würde. Bill war völlig entspannt und tat sein Bestes, damit ich mich auch so
fühlte.

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