Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story
viel allein unterwegs war - auch nicht, nachdem ich meinen Führerschein hatte. Ich wollte eigentlich nirgendwo hin. Ich war recht froh, wenn ich zu Hause bei den Angestellten war.
Ich teilte das Schlafzimmer mit Bill. Ich gehe also davon aus, dass die Angestellten uns für ein Liebespaar hielten, obwohl das nicht stimmte. Er fragte mich ein paar Mal, ob wir miteinander schlafen könnten, aber ich wollte nicht. Für ihn war das sicher sehr hart, aber er beklagte sich nie. Von der Küche ging ein Lift in sein Schlafzimmer hinauf, wir konnten also wie in einem Hotel Essen bestellen,
und es tauchte dann wie durch Zauberhand bei uns im Schlafzimmer auf.
Immer wenn ich den Angestellten gegenüber verlauten ließ, dass ich auf die Philippinen zurückwollte, versuchten alle sofort, mich zu überreden, noch eine Weile zu bleiben; sie sagten, ich würde Bill mit meiner Anwesenheit glücklich machen.
»Ich liebe dich«, sagte er mir bei verschiedenen Gelegenheiten, und ich wusste, dass er sich wünschte, dass ich ihm das auch sagte, aber ich konnte nicht.
»Ich möchte, dass du hier bleibst und mich heiratest«, verkündete er eines Tages.
Er war ein so netter Mann und ein so guter Freund, aber ich konnte nicht so tun, als würde ich ihn lieben, wenn es nun einmal nicht stimmte. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre wie die anderen Mädchen, die ich in Manila kennen gelernt hatte; sie hätten bestimmt so getan, als würden sie ihn lieben, damit sie bekamen, was sie wollten, aber ich schaffte das einfach nicht.
Er ging weiterhin mit mir shoppen und kaufte mir Schmuck oder was ich sonst wollte, aber ich fühlte mich immer unwohler. Er wollte mir ständig eine Freude bereiten.
»Tut mir Leid«, sagte ich eines Tages zu ihm. »Ich kann es nicht mehr ertragen zuzusehen, wie du versuchst, mir ständig eine Freude zu machen. Du bist wirklich nett, und ich möchte nicht, dass du denkst, ich nutze dich aus. Das ist einfach nicht meine Art.«
»Warum?«, fragte er. »Was habe ich falsch gemacht?«
»Nichts. Du bist wirklich ein wunderbarer Mann. So wie du mit mir umgehst, bist du der Mann meiner Träume. Aber ich hege nicht die entsprechenden Gefühle für dich. Ich wünschte, es wäre anders.«
»Ich tue alles für dich«, bettelte er. »Egal, was passiert, ich werde auf dich warten.«
»Nein«, sagte ich. »Ich wünsche mir bloß ein einfaches Leben.«
»Möchtest du zu deiner Familie zurückkehren? Wir können jede Woche hinfliegen, wenn du willst.«
»Nein«, sagte ich, »tut mir Leid. Ich muss jetzt nach Manila, nach Hause.«
Ich sah, dass er absolut unglücklich war, und er weinte jedes Mal, wenn wir über dieses Thema sprachen. Ich hätte nur zu gern etwas für ihn getan.
»Du wirst eine andere finden«, sagte ich, »eine, die die gleichen Gefühle für dich hegt, die dich liebt.«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich heirate nicht mehr. Ich dachte, ich hätte die Richtige gefunden. Eine andere wird es nicht geben. Wenn du mich besuchen kommen willst, bist du immer herzlich willkommen. Wenn du jemanden kennen und lieben lernst und eine Familie gründest, bring sie alle zu Besuch mit, bitte. Versprichst du mir das?«
»Okay«, sagte ich. »Das verspreche ich dir.«
Bill flog mit mir auf die Philippinen zurück, und meine Familie erfuhr nie, dass ich außer Landes gewesen war. Ich hatte ihnen in den letzten Monaten Geld geschickt und ein paar Mal angerufen, sobald ich die Zeitverschiebung im Griff hatte, aber sie hatten mich nie gefragt, von wo ich telefonierte. Vielleicht wollte Papa ja nicht darüber nachdenken.
Als wir in Manila ankamen, gingen wir in ein Hotel, um die letzte Nacht miteinander zu verbringen. Bill muss schrecklich unglücklich gewesen sein, denn schließlich wusste er ja, dass das Ende bevorstand, und ich war furchtbar
traurig für ihn. Aber gleichzeitig war ich bei dem Gedanken, endlich meine Familie und Freunde wiederzusehen, auch ganz aufgeregt. Da er am nächsten Tag einen Termin hatte, ging ich nach Hause zu Beth, während er weg war. Sie fragte mich nicht, wo ich war, nahm aber wohl an, dass ich mit einem Kunden zusammen gewesen war. Auf den Philippinen ist es nichts Besonderes, wenn jemand aus der Familie von einem Moment auf den anderen wegen eines Arbeitsverhältnisses plötzlich verschwindet und ein paar Monate später wieder auftaucht, die Taschen voller Geld. Ich hatte Beth informiert, dass alles in Ordnung sei, und das reichte ihr. Die Einzelheiten wollte sie gar nicht
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