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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina French
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hatte ein Foto von sich beigelegt. Sie bat wieder um Geld.
    »Was meinst du, was ich tun soll?«, fragte Paul mich, als wäre das ein Problem, das wir gemeinsam lösen könnten.
    »Da kann ich dir nicht weiterhelfen«, sagte ich. »Du hast sie schon gekannt, bevor ich in dein Leben getreten bin, die Entscheidung liegt also bei dir.«
    »Ach, mir ist das jetzt egal«, sagte er, und innerlich tat ich einen Seufzer der Erleichterung. Ich schrieb ihr, dass es mir Leid tue, wir ihr aber nicht helfen könnten, und legte das Foto wieder bei. Ich ließ sie auch wissen, dass wir heiraten wollten, damit keine weiteren Missverständnisse aufkamen.
    Wir mussten meine Ehe mit Jun annullieren lassen, was aber kein Problem war, denn bei der Hochzeit war ich ja noch nicht volljährig gewesen. Außerdem war ich zu dem Zeitpunkt schon im zweiten oder dritten Monat schwanger von Paul, und wir heirateten dann standesamtlich und feierten später mit rund hundert Freunden eine Party. Es
war ein schöner Tag, und ich trug ein knielanges cremefarbenes Kleid mit Pailletten vorn am Ausschnitt. Ich amüsierte mich, hätte mir aber gewünscht, meine Familie dabeizuhaben wie bei meiner ersten Hochzeit. Ich hatte sie eingeladen, doch meine Eltern hatten sich nicht mit dem Gedanken anfreunden können, eine Auslandsreise zu unternehmen, außerdem wären die Kosten, auch all die anderen Verwandten herzubringen, zu hoch gewesen. Pauls Familie hatte ebenfalls nicht aus England kommen können, und so gestaltete sich das Ganze eher wie eine normale Party in Brunei als wie eine Familienfeier.
    Pauls Vertrag bei Shell war ausgelaufen, kurz bevor ich Mrs. Donald geworden war, was bedeutete, dass er sich ein anderes Haus suchen musste und einen anderen Job, aber das schien ihm keine Sorgen zu bereiten. Die meisten Ausländer in Brunei hatten Kurzzeitverträge und zogen ständig um - sie lebten wie reiche Zigeuner. Unser Glück wurde dadurch jedenfalls nicht getrübt, und wir freuten uns schon auf das nächste große Ereignis: die Geburt unseres Kindes.

10. KAPITEL
    Probleme mit Paul
    Wie erwartet sollte es nicht lang dauern, bis Paul einen anderen Job als Elektroingenieur fand und ein neues Haus, das auch nicht viel anders war als das vorherige. Was er auch anpackte, er war immer gut. In Brunei herrschte großer Bedarf an Fachleuten wie ihm, und so konnte er problemlos von einem Job zum anderen wechseln. Nach einigen für mich sorgenvollen Wochen pflegten wir wieder den gleichen überaus komfortablen Lebensstil wie zuvor.
    Als ich im fünften Monat schwanger war, beschlossen wir, eine Reise nach Liverpool zu unternehmen, um Jane und Pauls übrige Familie zu besuchen. Ich freute mich darauf, alle wiederzusehen und die Heimat meines Mannes kennen zu lernen. Wir wohnten bei Jane im Haus der Familie, was sehr angenehm war. Ich glaube, Pauls Vater war Rechtsanwalt und Jane Krankenschwester gewesen, in Pauls Kindheit war Geld also nie knapp gewesen. Paul und ich hatten eine völlig unterschiedliche Herkunft. Wir lebten in Brunei, wo es viele Leute fern ihrer heimatlichen Wurzeln gab, in so einer Art Niemandsland zusammen; wir waren beide Ausländer. In England war ich dagegen ganz eindeutig die Exotin.
    Auch wenn mein Englisch immer besser wurde, hatte ich noch Schwierigkeiten mit einigen Slang-Wörtern, die die Leute hier benutzten, und das Wetter gefiel mir auch
nicht. Es war Winter, und mir war noch nie kalt gewesen. Außerdem fehlte mir mein gewohntes Essen. Nichts von alldem vermochte allerdings mein Glück zu trüben, dass ich die Ehefrau eines netten Mannes und werdende Mutter war und im Kreis einer liebevollen Familie lebte.
    Zwischen unseren Kulturen bestand ganz zwangsläufig die eine oder andere Kluft, und das führte manchmal zu Missverständnissen.
    »Ist alles in Ordnung, Spatz?«, fragte mich Jane eines Morgens, und ich verstand nicht, warum sie mich als Vogel bezeichnete.
    »Was habe ich denn getan, dass Mama so sauer ist?«, fragte ich Paul später, nachdem ich stundenlang über die Beleidigung nachgedacht hatte.
    »Wieso meinst du, dass sie sauer ist?«, wollte er offensichtlich überrascht wissen, denn er hatte gedacht, dass wir prima miteinander auskämen.
    »Sie hat heute früh ›Spatz‹ zu mir gesagt.«
    »Ach«, sagte er lachend, »das bedeutet, dass sie dich mag, keine Bange!«
    Obwohl ich von meiner Schwangerschaft begeistert war, bereitete sie mir auch Sorgen. Ich bekam die gleichen Bauchschmerzen wie damals bei Dailyn, und sowohl

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