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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina French
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klopfte an ihre Tür und bat sie aufzumachen. Das Dienstmädchen weigerte sich, und wir hörten, wie sie in ihrem Zimmer weinte. Zu meiner Überraschung trat Paul die Tür ein. Ich hatte ihn noch nie die Beherrschung verlieren sehen und war schockiert. Er war immer so sanft und höflich, aber nun sah ich, dass auch seine Geduld und sein Verständnis Grenzen hatten. Ich hoffte bloß, dass er nie wütend auf mich werden würde.
    Das Mädchen blieb nach diesem Vorfall nicht mehr lange bei uns, und der Ersatz, den wir für sie fanden, hatte dann keine solchen Launen mehr und wurde mir eine wahre Freundin und auch eine gute Hilfe im Haushalt. Manchmal unterhielten wir uns so lange, dass Paul schon ungehalten war.
    »Wieso redest du denn so lange mit einem Dienstmädchen?«, wollte er dann wissen.
    »Sie ist meine Freundin«, sagte ich protestierend, »es ist mir egal, ob sie ein Dienstmädchen ist oder nicht.«
    Ich war so viele Jahre lang selbst Bedienstete gewesen, dass ich wusste, dass man deshalb nicht einer anderen Spezies angehört.
    Mein Job im Hotel machte mir Spaß. Ich fühlte mich wieder nützlich und hatte zu tun, doch dem Chef der Gastronomieabteilung - er war Kanadier - hatte ich es ganz offensichtlich angetan. Er verleidete mir ein bisschen das Leben, indem er mir sagte, dass er Besuche von meiner Familie nicht dulde - sie machten ihn eifersüchtig. Manchmal schickte er auch alle nach Hause und bat mich, aus irgendeinem Grund noch zu bleiben, oder er ließ vertrauliche Bemerkungen darüber fallen, wie winzig ich sei usw. Oder er hob mir ein paar Leckerbissen auf und war dann beleidigt, wenn ich sie nicht aß und die gebührende Dankbarkeit an den Tag legte. Mich machte das alles sehr verlegen, aber den Job wollte ich trotzdem nicht aufgeben. Mir gefiel nicht nur meine Arbeit; die Bezahlung erlaubte es mir auch, meiner Familie mehr Geld zu schicken, ohne Paul ständig behelligen zu müssen. Ich machte also weiter und sagte nichts in der Hoffnung, dass er den Wink schon verstehen und aufgeben würde.
    Als wir erfuhren, dass Jane Brustkrebs hatte - er hatte sich schon bis zu den Lungen ausgebreitet, und ihr blieben vermutlich nur noch ein paar Monate zu leben -, wollten wir wieder nach England fahren, um ihr Beistand zu leisten. Obwohl Michael erst etwa achtzehn Monate alt war, hoffte ich, dass er dadurch vielleicht bleibende Erinnerungen an seine Großmutter gewinnen könnte. Ich versicherte meinem Chef, nach meiner Rückkehr wiederzukommen, aber ich glaube, dass ich das eigentlich gar nicht wollte.
    Als wir in England eintrafen, war Jane bereits in einem Hospiz. Sie freute sich sehr, uns zu sehen.

    »Es ist wirklich traurig«, sagte sie, als sie Michael umarmte. »Jetzt habe ich endlich einen Enkel, und nun muss ich sterben.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte; ich hätte bei ihren Worten am liebsten geweint. Sie brachten mich auch dazu, mir zu überlegen, wie lange es wohl noch dauern würde, bis ich wieder mit Dailyn vereint wäre.
    Wegen Pauls Job konnten wir nur ein paar Wochen bleiben, doch uns war klar, dass wir bald wieder nach England kommen würden, denn Jane wurde immer schwächer. Der Abschied war sehr schmerzlich, denn wir waren uns alle drei bewusst, dass wir uns vielleicht zum letzten Mal sahen.
    Als ich nach Brunei zurückkam, meldete ich mich nicht im Hotel zurück. Ich hatte keine Lust, wieder für den Kanadier zu arbeiten und mich seinen Annäherungsversuchen auszusetzen. Ungefähr eine Woche später bekam ich einen Anruf von einem seiner Vorgesetzten, der wissen wollte, warum ich nicht zur Arbeit erschienen sei. Da ich nicht wollte, dass er schlecht von mir dachte, sagte ich ihm die Wahrheit. Ich erfuhr dann später, dass man den Kanadier gefeuert hatte, aber ich hatte trotzdem keine Lust, wieder hinzugehen. Die Zeit war reif für eine Veränderung, und ich wollte mir etwas Neues einfallen lassen. Je älter und mobiler Michael wurde, desto mehr Zeit und Aufmerksamkeit seiner Mutter beanspruchte er.
    Ein alter Freund von Paul - er hieß Brian und war Lehrer - setzte sich eines Tages mit ihm in Verbindung, und die beiden fingen an, sich über die Gründung einer Rockband zu unterhalten. Paul war ein guter Schlagzeuger, hatte aber nicht oft eine Gruppe, in der er spielen konnte, denn wir waren ja viel gereist und von einem Haus ins
nächste umgezogen. Da er häufig daheim gewesen war, als Michael noch sehr klein war, wollte er jetzt ein bisschen mehr Freiheit, um mit Brian seine alten

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