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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina French
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dankte ihnen höflich und ging ins Haus. In meinem Kopf herrschte ein einziges Durcheinander, nichts ergab Sinn, schließlich hatte ich zu wenig geschlafen und zu viel Alkohol getrunken. Ich hatte Angst, dass mein Foto nun womöglich auf dem Titelblatt der Zeitungen erscheinen würde, weil die Polizei mich nach Hause gebracht hatte. Aber ich hatte an dem Abend eigentlich nur eines entdeckt: dass ich nicht so leicht entkommen konnte.
    Bald nach unserem Umzug in das neue Haus kam der Nachbar an die Tür, um sich vorzustellen. Herr Hajji war aus Brunei, ein Einheimischer also, und sehr höflich und nett. Er musste etwas von der Sache mitbekommen haben, denn er fragte mich, als wir uns wieder trafen, ob ich mit meinem Mann glücklich sei. Ich sagte Ja, aber meine Lügen waren noch nie besonders überzeugend gewesen, also wusste er vermutlich, dass das nicht stimmte. Er lud mich zum Essen zu sich ein, als Paul wieder einmal auf Reisen war. Ich dachte, es wäre nett, ein paar neue Leute kennen zu lernen, und fragte Beth, ob sie mitkommen wolle.

    »Was mache ich denn, wenn sie Englisch mit mir reden?«, wollte sie wissen. »Da werde ich zu kämpfen haben.«
    Es gelang mir, sie zu überreden, ihre Schüchternheit zu überwinden, und wir hatten bei ihm und seiner Familie dann eine nette Essenseinladung. Herr Hajji fragte mich später, ob ich mit ihm allein in ein Restaurant zum Essen gehen würde. Ich war sehr zögerlich und wollte Beth wieder mitnehmen. Ich erzählte sogar Paul von der Einladung, aber es schien ihm relativ egal zu sein - vielleicht, weil der Mann sehr unattraktiv war und Paul ihn nicht als Bedrohung betrachtete.
    Beim Essen erzählte mir Herr Hajji dann, dass er wisse, dass ich unglücklich sei und dass er etwas tun wolle, um zu helfen. Er fragte mich, ob ich ihn heiraten wolle.
    »Aber ich habe einen Mann, und Sie haben eine Frau«, erwiderte ich protestierend.
    »In meiner Religion«, erklärte er, »darf ich so viele Frauen haben, wie ich ernähren kann. Ich habe meine Frau schon gefragt, ob ich Sie heiraten kann.«
    »Und was hat sie gesagt?«
    »Sie hat bloß geweint, aber sie hat keine Wahl. Wenn sie sich weigert, kommt sie in die Hölle, wenn sie zustimmt, jedoch in den Himmel.«
    »Nein«, sagte ich, »so etwas kann ich nicht machen. Ihre Frau ist wie eine Freundin für mich. Sie hat mich bei Ihnen zu Hause überaus zuvorkommend behandelt. Das kann ich ihr nicht antun.«
    »Ich schenke Ihnen alles, was Sie wollen«, erwiderte er beharrlich. »Ich kann Ihnen ein Haus bauen. Ich kann Ihre Familie reich machen.«
    Auch wenn ich sein Angebot unter keinen Umständen
je in Betracht gezogen hätte, war es dennoch schön, dass jemand zu einem Zeitpunkt um meine Hand anhielt, als ich so wenig Selbstwertgefühl hatte. Ich hatte immer gedacht, dass ich, wenn ich mich in einen Mann verliebte und ihn heiratete, mein ganzes Leben lang bei ihm bleiben würde und niemand je zwischen uns treten könnte. Mir gefiel die Vorstellung nicht, dass verheiratete Männer sich nach einer Besseren umsahen.
    Mein Verehrer hatte mit dem Kauf und Verkauf von allem Möglichen Geld gemacht, unter anderem Alkohol. Er drängte mich immer, eine Flasche von diesem oder jenem anzunehmen, und manchmal gab ich nach und nahm sie auch, bloß damit er Ruhe gab. Aber ich fühlte mich unwohl, wenn ich Geschenke annahm; ich hatte Angst, ihm irgendwann etwas dafür zurückgeben zu müssen. Beth und ich hatten immer wieder unseren Spaß, zum Beispiel, wenn wir mit ihm morgens auf dem Weg zur Arbeit Wettrennen austrugen. Ich fuhr dann meinen BMW oder den Suzuki und er seinen riesigen, hohen Jeep und sah auf uns herunter. Beth drängte mich immer, auf der Straße mit anderen Autos Rennen zu fahren - als ob wir noch Kinder wären. All das sorgte für ein bisschen Ablenkung in meinem insgesamt unglücklichen Leben, denn ich kam immer mehr zu der Überzeugung, dass Paul mir ständig untreu war.
    Schließlich zermürbte ich Paul mit meinem ständigen Nachfragen derart, dass er zugab, mit anderen Frauen zu schlafen. Selbst wenn ich das schon lange befürchtet hatte, versetzte mir sein Eingeständnis einen absolut niederschmetternden Schlag. Ich hatte das Gefühl, mein ganzes Leben sei im Bruchteil einer Sekunde zu Ende, aber für ihn schien das nur eine unwichtige Einzelheit zu sein. Bei einem
unserer Streits schlug er sogar vor, ich solle es genauso halten, dann wären wir quitt; aber ich glaube, das hat er bloß gesagt, weil er wusste, dass ich das

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