Aus purer Liebe?
jedoch wieder. Außer einer gewissen gegenseitigen sexuellen Anziehung hatten sie nicht viel gemeinsam. Er wollte sich nicht der Illusion hingeben, dass Raina bereit wäre, in ihre Heimat zurückzukehren und auf ihr freies Leben in Amerika zu verzichten.
Während sie noch telefonierte, besah er sich ihren Zeichenblock. Sie hatte eine Skizze von ihm gemacht und ihn recht gut getroffen, fand er. Nur sein Blick schien ihm ein bisschen zu finster.
"Du solltest das eigentlich noch nicht sehen", bemerkte Raina, nachdem sie aufgelegt hatte.
Er bat sie um Entschuldigung. "Du hast Talent. Aber ich meine, so ernst sehe ich doch nicht aus."
Raina setzte sich zu ihm aufs Bett. "Meistens schon", widersprach sie. "Ich denke, das hängt mit deinem Amt und deinen vielen Pflichten zusammen."
"Ja, ich nehme meine Verantwortung für Azzril ziemlich ernst", räumte Dharr ein. "Aber jetzt sag mir, wie es deinem Vater geht."
"Ich glaube ganz gut. Warum wohnt er eigentlich nicht mehr in seinem Haus, sondern bei euch im Palast?"
"Er hat nur noch wenig Personal, und ich fürchte, er ist in seinem Haus zu einsam. Im Palast ist immer jemand für ihn da, einschließlich meines Leibarztes."
"Danke, Dharr, das ist wirklich großzügig von dir."
"Nicht der Rede wert", erwiderte er. "Entschuldige bitte, dass wir so unpünktlich sind."
"Dafür kannst du doch nichts. Das liegt am Wetter."
"Schon, aber ich weiß, wie eilig du es hast, zu deinem Vater zu kommen."
Raina ließ sich rückwärts aufs Bett fallen, so dass ihre Lockenmähne ihr hübsches Gesicht umrahmte. "Wenn es nicht um Papa ginge, würden mir ein paar Stunden mehr oder weniger an Bord nichts ausmachen." Als sie bemerkte, wie erstaunt Dharr sie ansah, fügte sie schnell hinzu: "Natürlich nur, solange das Flugzeug so ruhig am Boden steht."
"Warst du schon mal in Lebensgefahr? Ich meine, hast du mal einen sehr schlimmen Flug erlebt?"
Sie starrte an die Decke. "In der Nacht, als ich mit meiner Mutter Azzril verließ, kam Sturm auf. Den ganzen langen Flug über bis in die Staaten wurden wir durchgerüttelt. Ich dachte, wir könnten jeden Moment abstürzen. Ein entsetzliches Erlebnis, das ich nie vergessen werde."
Dharr nickte verständnisvoll. "Und außerdem musstest du fort von zu Hause."
"Ja, aber so richtig war mir das erst noch nicht klar. Meine Mutter hat es mir nach und nach beigebracht. Zunächst sagte sie, wir wären nur auf Urlaub in Kalifornien. Erst viel später gestand sie mir, dass sie nicht mehr nach Azzril zu meinem Vater zurückkehren wollte."
Dharr entging nicht, wie traurig Raina klang. "Das Ganze war sicher nicht leicht für dich", sagte er mitfühlend.
Raina zuckte die Schultern. "Ich hab's ja geschafft. Verglichen mit dir, war mein Leben bisher sogar leicht, glaube ich."
"Wie meinst du das?"
"Du bist der einzige Sohn eines Königs, Dharr, und von klein auf dazu erzogen worden, einmal zu herrschen."
"Ich habe das immer akzeptiert, und meine strenge Erziehung hat mir nichts ausgemacht."
Raina schien nicht überzeugt davon zu sein. "Wenigstens konntest du in den Vereinigten Staaten studieren. Solange du deine Examen schafftest, hattest du dort alle Freiheiten. Du musst die Zeit sehr genossen haben."
"In gewisser Weise ja", gab Dharr zu. "Aber ich musste auf der Hut sein, um den aufdringlichen Journalisten zu entgehen. Die Presse war schon ein Problem."
"Ich weiß, meine Mutter hat mir öfter Fotos von dir in der Zeitung gezeigt", erzählte Raina. "Ich erinnere mich besonders an ein Bild, auf dem du mit einer schicken Blondine abgelichtet warst. Du hattest eine Affäre mit dieser Fabrikantentochter. Hieß sie nicht Elizabeth?"
Bei der Erwähnung des Namens war Dharr tief getroffen, versuchte jedoch, sich nichts anmerken zu lassen. "Ich hätte nicht gedacht, dass du so interessiert an meinem Privatleben warst."
"Natürlich hatte ich ein gewisses Interesse daran zu erfahren, wer in den Armen des mir laut Vertrag zugedachten Mannes lag", konterte sie. "Habt ihr noch Kontakt?"
Dharr fühlte sich äußerst unbehaglich. "Können wir uns darauf einigen, dass wir, was unsere Affären angeht, die Vergangenheit ruhen lassen?"
"Offensichtlich ist diese Elizabeth dein wunder Punkt", antwortete Raina ungerührt. "Aber das geht in Ordnung. Kein Wort mehr über verflossene Lieben."
"Ich habe nicht behauptet, sie jemals geliebt zu haben", log Dharr.
"Darüber brauchst du keine Rechenschaft abzugeben, Sheikh Halim. Du behältst deine Geheimnisse für dich und
Weitere Kostenlose Bücher