Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)
Jugendliche eine ältere Frau in einem Park überfallen, beraubt und anschließend getötet haben. Wenn er einmal so weit ist, denkt er, dann wird er sich nicht so dumm anstellen. So etwas wird ihm bestimmt nicht passieren. Ihm nicht.
Gerade als Jonas Klingbeil von der Bank aufstehen will, um sich einen anderen Standort zu suchen, geht eine ziemlich auffällig gekleidete und recht attraktive Frau an ihm vorbei. Ihr Alter schätzt er auf Anfang 30. Er bleibt sitzen und schaut der Frau hinterher. Sie benutzt nicht den Fahrstuhl oder die Rolltreppe, sondern steuert auf die Treppenanlage zu. Dann geht sie – nach unten!
Sexuelle Dinge kamen erst dazu, als ich zu onanieren anfing. Es war so, dass ich mir dann zum Beispiel vorgestellt habe, wie ich ein Mädchen in der Disco kennenlerne. Wir reden so, die findet mich nett. Wir tanzen miteinander. Dann möchte sie, dass ich sie nach Hause bringe. Das muss so sein. Dass sie mir vertraut, ist sehr wichtig. Wir gehen bei Dunkelheit durch einen Park. Erst bin ich noch nett, dann rede ich nur noch im Befehlston. Stehenbleiben! Fresse halten! Wenn du nicht stillhältst, bringe ich dich um! Das Mädchen wehrt sich, ich überwältige sie aber. Sie liegt auf dem Boden. Dann reiße ich ihr die Klamotten runter. Sie liegt nackt vor mir und hat eine Riesenangst. Dann stehe ich auf und onaniere zwischen ihren Beinen. Genau an dieser Stelle kam ich zum Höhepunkt, also in der Realität.
Jonas Klingbeil steht auf und folgt der Frau. Jetzt oder nie! Das Adrenalin schießt ihm ins Blut. Er geht die Treppen hinunter. Die Frau ist nicht zu sehen. Sie kann eigentlich nur in der Damentoilette sein. Er dreht sich um und schaut, ob ihm jemand gefolgt ist.
Dann steht er vor der Damentoilette. Aufgeregt. Das Herz schlägt ihm bis zum Hals. Angriffsmodus. Er will die Frau nicht vergewaltigen, nicht missbrauchen, auch nicht quälen – einfach nur töten, auslöschen, beobachten, wie sie stirbt. Solch eine Chance ergibt sich so schnell nicht wieder. Die muss es sein. Die oder nie!
Im Grunde habe ich die Phantasien jeden Tag ausgelebt, so mit 15, 16 Jahren wurde es deutlich mehr, manchmal drei bis vier Mal am Tag. Weil ich an Mädchen nicht rangekommen bin, hat sich da schon ziemlich viel Frust angestaut. Es war so, dass ich irgendwie immer unter Strom stand, ich hatte so ein Druckgefühl, als wenn mir etwas auf der Seele liegt. Reden konnte ich mit niemandem über meine Probleme. Ich kam mir vor, als wäre ich lebendig begraben, könnte man sagen. Die einzige Möglichkeit, diese negativen Gefühle loszuwerden, waren meine Phantasien. Das hat mir schon Erleichterung verschafft. Es hat aber nicht lange angehalten. Dann ging es wieder los.
Er hat jetzt sein Bowie-Messer in der Hand. Das muss so sein, weil er sich die Sache immer so ausgemalt hat: mit dem Messer drohend, die Frau panisch, er dominant, sie unten, er oben. Machtvoll. Ein ganz bestimmtes Szenario. Genau das hat er jetzt im Kopf. Genau das will er machen.
Vorsichtig lugt er um die Ecke. Die Frau steht mit dem Rücken zu ihm am Waschbecken. Das Wasser läuft. Die Frau ist so sehr mit Händewaschen und Lippenstift-Nachziehen beschäftigt, dass sie Jonas Klingbeil gar nicht bemerkt. Jedenfalls schätzt er die Situation so ein.
Neue Anregungen habe ich durch Videos bekommen. Da gab es in einem Horrorfilm eine Szene, die hat mich besonders angemacht: Ein Mann fährt mit seinem Wagen auf einer einsamen Landstraße. Dann taucht eine junge Frau auf, die am Straßenrand steht und mitgenommen werden möchte. Der Mann lässt die Frau einsteigen und fährt weiter. Es beginnt eine Unterhaltung. Dann biegt der Wagen in einen Feldweg ab. Der Mann zückt ein großes Bowie-Messer und zwingt die Frau auszusteigen. Die Frau wehrt sich. Der Mann schlägt die Frau brutal zusammen. Dann steht die Frau an einem Baum. Der Mann ist bei ihr und schneidet der Frau mit dem Messer die Klamotten vom Leib. Dann schaut er die Frau eine Weile verächtlich an. Die Frau hat große Angst. Ohne ein Wort zu sagen, schlitzt der Mann der Frau die Kehle auf. Diese Szene hat mich stark beeindruckt. Sie passte genau in mein Schema, also meine Phantasien. Danach habe ich mir immer vorgestellt, dass ich der Mann mit dem Bowie-Messer bin.
Er mustert sie: dunkelblonde Haare, schulterlang, lockig, knallrote Steppjacke, hautenge Jeans, hochhackige Schuhe. Er könnte jetzt über sie herfallen. Er dreht sich nochmals sichernd um. Plötzlich dreht sich aber auch die Frau um.
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