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Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Titel: Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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wird. Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Und einer sich bietenden Gelegenheit.

In meiner Phantasie habe ich bestimmte Personen zu einer bestimmten Handlung gezwungen. Damit meine ich, dass die nicht nur machen mussten, was ich wollte, sondern die wurden von mir auch beschimpft oder beleidigt. Ich habe die richtig zur Sau gemacht. Das waren immer die Leute, die mich in der Schule beleidigt oder verprügelt haben. Zum Schluss lagen die auf dem Boden und haben mich mit weit aufgerissenen Augen angeglotzt. Da konnte ich mich richtig reinsteigern. Das mit dem Auf-dem-Boden-Liegen musste so sein, das war schon irgendwie zwanghaft. Sonst hätte es mir nichts gebracht, also kein gutes Gefühl. Diese Phantasien waren für mich so eine Art Ausgleich. Gedacht habe ich mir dabei nichts. Ich fand das normal.

    Jonas Klingbeil ist jemand, der nicht auffällt, an dem man eher vorbeischaut: 1,75 Meter groß, schmale Statur, dunkelbraunes, akkurat nach links gescheiteltes Haar, schlitzartige, dunkle Augen, dickrandige Brille mit Horngestell, leicht nach unten gebogene Nase, schmale Lippen, blasse Gesichtsfarbe. Ein Jedermann.
    Noch ein Bier. Er schaut sich um. Frauen in Begleitung scheiden aus. Zu gefährlich. Genau genommen ist es ihm egal, wie eine Frau aussieht. Er ist nicht fixiert auf einen bestimmten Typ, nur fraulich sollte sie sein. Und nicht unbedingt jünger als er, eher älter.

Mädchen spielten in meinen Phantasien erst eine Rolle, als ich in die Pubertät kam, als ich mir des anderen Geschlechts bewusst wurde. Es war ja nicht so, dass ich bei denen gut angekommen wäre. Das habe ich schon gemerkt. Das Interesse meinerseits war schon da. Ich wollte auch mal mit einem Mädchen in Kontakt kommen, auch sexuell. Wobei ich mir darunter erst mal nicht sehr viel vorstellen konnte. Meine Klassenkameraden haben mir davon aber immer vorgeschwärmt, wie toll das ist. Aber es war eben so, dass ich mich nicht getraut habe. Ich hatte große Angst, abgewiesen zu werden und wie der letzte Depp dazustehen. Und dann habe ich angefangen, Mädchen in meine Phantasien einzubauen. Das Sexuelle spielte erst mal keine Rolle. Es ging mehr darum, die Mädchen zu unterdrücken, denen meinen Willen aufzuzwingen. Ich war ganz oben, die waren ganz unten.

    Die Zeit geht dahin. Gegen 19.30 Uhr verlässt Jonas Klingbeil etwas missmutig das Lokal und fährt mit dem Fahrstuhl ins Untergeschoss des Einkaufszentrums. Dort wird zurzeit umgebaut, nur die öffentlichen Toiletten können benutzt werden. Ein ziemlich unwirtlicher Ort.
    Kein Mensch ist zu sehen. Stille. Irgendwie unheimlich, denkt er. Andererseits bieten sich ihm aus seiner Sicht hier ideale Rahmenbedingungen, um eine Frau zu überfallen und zu töten. Niemand würde etwas sehen oder hören. Niemand käme ihm in die Quere. Jetzt fehlt nur noch ein Opfer.
    Jonas Klingbeil wartet also. Fünf Minuten. Zehn Minuten. Eine Viertelstunde. Außer einer Familie, die mit dem Fahrstuhl heruntergefahren kommt und sich wohl in der Etage geirrt hat, kommt niemand. Irgendwann verlässt ihn der Mut. Kein Verlangen mehr. Kein Kribbeln. Keine Geilheit. Schließlich geht er wieder nach oben und setzt sich im Erdgeschoss auf eine Bank. Er wartet, beobachtet, wägt ab.

Die Mädchen, die ich in meiner Phantasie zu einem bestimmten Verhalten gezwungen habe, waren identisch mit denen, die ich nett fand, die mich aber ignoriert haben oder die abweisend zu mir waren. Andere Mädchen waren für mich uninteressant. Es war also so, dass von diesem Mädchen irgendwas Negatives in meine Richtung kam. Eine blöde Bemerkung oder so. Oder dass die mich so blöd angeguckt hat, dass ich wusste, was die von mir hält: nichts. Genau die hab ich mir dann in meiner Phantasie vorgenommen. Die mussten sich aber wehren. Ich habe die dann an den Haaren gezogen, auch mal geschlagen, übel beschimpft. Die nächste Stufe war, dass ich denen die Kleider vom Leib gerissen habe. Die Nacktheit war mir wichtig, weil das Mädchen mir dann besonders hilflos vorkam. Am wichtigsten war mir aber, dass die Angst vor mir hatten. Die mussten vor mir zittern. Ich musste die Panik in den Augen der Mädchen sehen können. Dieses Ausgeliefertsein. Ich habe die Macht über dich! Nur das hat mich befriedigt.

    Als Jonas Klingbeil geradezu stoisch auf der Bank verharrt und überlegt, wie er die Tat begehen will, erinnert er sich unwillkürlich an eine Reportage, die er kürzlich bei einem Regionalsender gesehen hatte. Darin wurde berichtet, wie drei

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