Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)
Für das Messer bezahlt er 29 D-Mark.
Die Opfer waren in meiner Phantasie namenlose Wesen. Erst hatten sie Ähnlichkeit mit der Frau, die im Film abgestochen wurde. Dann hat sich das irgendwie verlaufen. Wie die Frauen aussahen, war mir im Grunde egal, Hauptsache Frau. Es musste so sein, dass die sich irgendwann wehrten und richtig Panik bekamen. Alles andere hätte mich nicht erregt. Es kam mir darauf an, den Widerstand einer Frau zu brechen und sie zu besitzen. Der Tod der Frau war für mich der Höhepunkt. Einfach die Macht zu haben, das Leben dieser Frau zu beenden. Das war ein phantastisches Gefühl. Da ging nichts drüber.
Er ist jetzt wieder regelmäßig auf Tour – immer dann, wenn er diesen Drang, eine Frau zu töten, auch körperlich spürt. Dieses Kribbeln in der Magengegend. Diese innere Unruhe. Allerdings ist er nicht mehr zu Fuß unterwegs oder mit Bus oder Bahn, er nimmt seinen dunkelblauen Ford Escort. So erweitert er allmählich seine Jagdreviere, die er fast täglich abfährt – stets in der Hoffnung, es möge sich eine günstige Gelegenheit ergeben.
Und dann kam die Zeit, wo die Phantasie mich nicht mehr restlos satt machte. Mir fehlte etwas. Die Vorstellung allein reichte nicht mehr aus. Ich wollte das machen, endlich mal machen. Sexualität stand dabei nicht im Vordergrund. Es ging mir um das Töten an sich. Ich habe gedacht, dass es keinen größeren Kick geben kann, als eine Frau so abzustechen, wie ich es in meiner Phantasie schon so oft gemacht hatte. Ich möchte sagen, das war meine Maximalphantasie.
Seit etwa zwei Wochen stellt Jonas Klingbeil seinen Wagen auf dem Parkplatz der Universität ab, er steigt aber nicht aus. Mittlerweile hat er herausbekommen, dass es viele Studentinnen gibt, die altersmäßig seinem Opferprofil entsprechen und allein unterwegs sind. Schon die Szenerie zu beobachten und auf Frauen zu warten, über die er herfallen könnte, erregt ihn.
Es ist ja nicht so, dass du dir vorstellst, wie du eine Frau abstichst, und am nächsten Tag gehst du los und machst das. Nein, das ist eher ein langsames Herantasten. Wenn ich diesen Drang hatte, habe ich nicht meine Phantasie abgerufen und onaniert, sondern bin einfach mal losgezogen und habe mich rumgetrieben. Einfach mal geguckt, was geht, wo Frauen sind, die man überfallen kann.
Wenn er eine Frau erspäht, die er sich bei einer Tat vorstellen kann und die alleine unterwegs ist, verlässt er seinen Wagen und nimmt die Verfolgung auf.
Ich bin den Frauen hinterhergelaufen. Aber ich habe mich nicht an die rangetraut. Stattdessen habe ich mich in die Büsche geschlagen und onaniert und mir vorgestellt, ich hätte die Frau weiter verfolgt und dann tatsächlich abgestochen. Diese Erlebnisse waren besonders stark.
Bei allem Jagdeifer realisiert Jonas Klingbeil aber auch, noch nicht so weit zu sein; sich auch tatsächlich wieder an ein Opfer heranzuwagen, es zu attackieren, in seine Gewalt zu bringen, zu beherrschen. Das Fiasko mit der Frau im Einkaufszentrum hat er nicht vergessen.
Als ich anfing, Frauen zu verfolgen, gab es in meiner Phantasie eine Veränderung. Die Opfer waren nicht mehr irgendwelche Frauen, sondern die, die ich verfolgt hatte. Ich habe mir vorgestellt, wie die Tat dann abgelaufen wäre. Dabei lag das Bowie-Messer vor mir auf dem Tisch. Das hat es für mich realer gemacht, das war der besondere Kick dabei. Also irgendwie an der Wirklichkeit näher dran zu sein. Für mich war das dann in dieser Situation Realität. Wenn ich fertig war, war das wie ein Aufwachen. Ich merkte aber auch, dass da etwas fehlte. Im Grunde war mir schon zu diesem Zeitpunkt klar, worauf das hinauslaufen würde.
Mehr und mehr findet er auch Gefallen daran, Elemente seiner imaginären Verbrechen und reale Schauplätze miteinander zu verbinden. Wenn er durch bestimmte Bezirke der Stadt stromert, ist er nicht einfach nur in Gedanken, sondern sucht gezielt nach Örtlichkeiten, die seinen abgründigen Vorstellungen entsprechen und die Durchführung einer Tat erlauben würden.
Dieser Drang, eine Frau abzustechen, der war im Grunde jeden Tag vorhanden. Besonders stark war dieses Gefühl, wenn es mal nicht so lief, ich Probleme hatte oder ich mir meiner beschissenen Situation bewusst wurde. Mir war schon klar, dass ich nicht normal bin, aber der Drang, eine Frau abzustechen, der hat irgendwann die Vernunft verdrängt. Ich konnte nichts dagegen tun. Und wenn ich ehrlich bin: Irgendwann wollte ich es auch nicht mehr. Dann war nicht
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