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Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Titel: Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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suggeriert. Denn: Das jeder Gewaltausübung, ob nun geschönt oder verherrlicht dargestellt, vorauseilende und nachfolgende Trauma und Leid der Opfer und ihrer Hinterbliebenen wird allzu häufig schlichtweg unterschlagen.
    Die Lehrmeinung der Medienpsychologie besagt darüber hinaus zutreffend, dass eine Imitation grundsätzlich nur dort zu erwarten sei, wo das Feld bereitet ist. Es droht also immer dann und ganz überwiegend nur dann Gefahr, wenn die Pathologie des späteren Täters bereits besteht. In diesen Fällen können gewaltbesetzte Medienprodukte entweder die Tötungshemmung vorübergehend aushebeln oder aber die Vorstellung wachrufen, einen Menschen auf die dargestellte Weise zu töten. Der besondere Kick besteht schließlich in der schlichten Nachahmung bestimmter Verhaltensweisen. Mit anderen Worten: Copy-Thrill-Kill.
    Auch Roman Stadlers grauenhafter Mord stand erst am Ende einer Fehlentwicklung, die sich unter besonders negativen Vorzeichen über Jahrzehnte hinweg nahezu unbeachtet und ungehindert vollziehen konnte, begleitet und befeuert durch jahrelange Alkoholabhängigkeit und Drogensucht. Zu dieser Tat wäre er höchstwahrscheinlich weder bereit noch fähig gewesen, hätte sich seine Persönlichkeit unter anderen Umständen entwickeln dürfen. Roman Stadler ist also nicht zum Mörder geworden, weil, sondern vielmehr als er diesen Film gesehen hat.

Online geködert, offline getötet
    Der Raum ist recht groß und zweckmäßig eingerichtet, weiße Kacheln dominieren die gespenstisch anmutende Szenerie. Grelle Neonleuchten spenden künstliches Licht. Der metallene Untersuchungstisch mit dem Auffangbecken für Blut und andere Flüssigkeiten steht mitten im Raum, der Leichnam liegt rücklings auf der Unterlage, die mit einer Plastikfolie abgedeckt wurde. Anwesend sind der Pathologe, sein Assistent, der Staatsanwalt und zwei Kriminalbeamte. Die Stimmung ist gedämpft. Der Respekt vor dem Toten und seinem in diesem Fall besonders tragischen Schicksal lassen nichts anderes zu.
    Alle Beteiligten tragen Schutzkleidung, also OP-Plastikhauben, Wegwerfkittel, Einmalhandschuhe und Einwegüberschuhe, die vor Betreten des Sektionssaals angezogen werden mussten. Auf einer Ablage hinter dem Seziertisch liegen neben Zubehör wie Messbecher, Schwämme, Schüsseln und Tabletts auch Instrumente, die beim Eröffnen des Leichnams benutzt werden: ein Skalpell, spitze, stumpfe, kleine und große Scheren, Messer mit unterschiedlicher Klingenlänge und -form, eine Säge.
    Der Pathologe besichtigt, misst, wiegt und beschreibt den Leichnam: 64 Kilogramm Körpergewicht, 1,62 Meter Körpergröße und so weiter. Der Gerichtsmediziner erkennt Drosselmerkmale am Hals des Opfers und Spuren einer Fesselung. Auch die Stichverletzungen, die sich auf Hals, Oberkörper, Unterleib und Rücken verteilen, werden begutachtet und gezählt. 30 Mal ist ein spitzer Gegenstand in den Körper getrieben worden, die Stichkanäle sind bis zu 14 Zentimeter lang. Der Täter muss mit brachialer Gewalt gegen das Opfer vorgegangen sein und hat in verschiedene Wunden x-fach nachgestochen. Das ist sehr ungewöhnlich. Das ist aber auch beängstigend und alarmierend. Derjenige, der den Jungen auf diese extreme Weise getötet hat, wird so etwas mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder tun. Ein Serientäter?

    Bei dem Toten handelt es sich um den Schüler Christopher Mangels, der von seiner Mutter vor vier Tagen als vermisst gemeldet wurde. Hobbyreiter haben die unbekleidete Leiche des 15-Jährigen am Vortag unweit eines Kieswegs in einer lichten Waldgegend gefunden, etwa fünf Kilometer außerhalb der Stadt. Seitdem arbeiten 15 Ermittler der Mordkommission an diesem Fall.
    Eine erste erfolgversprechende Spur tut sich auf, als ein älterer Mann bei der Kripo vorstellig wird und mitteilt, er habe den getöteten Jungen vor drei Tagen zwischen 20 und 21 Uhr an einem Kiosk am Bahnhof gesehen, und zwar in Begleitung eines Mannes. Der Zeuge beschreibt den Verdächtigen so: 30 bis 40 Jahre alt, etwa 1,80 Meter groß, auffallend dick, schwarze, nackenlange Haare, dunkle Sonnenbrille. Das entsprechende Phantombild wird am nächsten Tag über die örtlichen und überregionalen Medien verbreitet.
    Noch eine Beobachtung des Zeugen erscheint den Fahndern richtungsweisend: Christopher Mangels soll nicht ängstlich gewirkt haben, als er mit dem Verdächtigen Zigaretten gekauft hat. Also kannten sich die beiden. Und sollte es sich bei dem ominösen Unbekannten um den Täter

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