Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)
posiert. Der Mann nennt sich »Det33« und kommt Horst Jonat bekannt vor. Um sich zu vergewissern, googelt er das Phantombild. Es besteht kein Zweifel: Die Ähnlichkeit ist vorhanden. Horst Jonat zögert nicht und teilt seinen Verdacht der Kripo mit.
Die Ermittler nehmen den Hinweis ernst und legen die »Spur 367« an. Die Identifizierung von »Det33« gelingt schnell. Es handelt sich um Matthias Moog, 38 Jahre alt, ledig, von Beruf Bauschreiner, vorbestraft wegen Besitzes von Kinderpornographie. Aus der Kriminalakte des Mannes ergibt sich, dass er bisexuell ist und einen Lebensgefährten hat, mit dem er auch zusammen wohnt.
Die Indizien reichen dem Ermittlungsrichter aus, um einen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung des nun Beschuldigten zu erlassen. Als vier Beamte der Mordkommission in die Dreizimmerwohnung eindringen, finden sie weder den Verdächtigen noch die Tatwaffe, auch nicht das nach wie vor fehlende Handy des Opfers, dafür aber einen Plastiksack voller Papiermüll. Und in dem Unrat stecken unter anderem zerrissene E-Mail-Ausdrucke, die den Ermittlern nach erfolgreicher Rekonstruktion die Sprache verschlagen: Die Autoren beschreiben mit ihren euphorischen Texten minutiös den Mord an Christopher Mangels und offenbaren dabei letztlich Wissen, über das nur Täter verfügen können. Bingo!
Matthias Moog kann schon zwei Stunden später in seiner Lieblingskneipe beim Stammtisch gemeinsam mit seinem Lebensgefährten festgenommen werden. Während Matthias Moog zunächst die Aussage verweigert, zeigt sich sein Freund weitaus gesprächiger. Stefan Troller, ein 42-jähriger Dachdecker, gibt sich schockiert und bestreitet vehement jede Tatbeteiligung. Er habe Matthias Moog vor sechs Monaten über das Internet kennengelernt, zwei Monate später sei man zusammengezogen. Von den perversen Neigungen seines Partners habe er nichts geahnt: »Er hat sich immer ruhig und anständig verhalten.«
Weil Stefan Troller ein bombensicheres Alibi präsentieren kann, wird er bald wieder entlassen. Der Tatverdacht richtet sich nun vielmehr auch gegen einen gewissen Karsten Klinger, den anderen E-Mail-Autor, dessen Identität der mittlerweile geständige Matthias Moog preisgegeben hat. Der 36-Jährige arbeitet als Fernfahrer und ist für die Kripo ein unbeschriebenes Blatt. Er wohnt in einem 500-Seelen-Dorf, nur drei Kilometer vom Leichenfundort entfernt. Und auch in seiner Wohnung werden die Ermittler fündig, als sie die mutmaßliche Tatwaffe entdecken: die Reproduktion eines Bajonetts aus dem Zweiten Weltkrieg, 600 Gramm schwer, Klingenlänge 26 Zentimeter. Daneben liegt das Nokia-Handy des Opfers.
Karsten Klinger unternimmt nicht einmal den Versuch, die Tat zu leugnen, zu verharmlosen oder zu dramatisieren. Die ihn vernehmenden Beamten sind überrascht, mit welcher Genauigkeit und Nüchternheit Karsten Klinger von einer Tat berichtet, die überaus reich an Grausamkeiten ist und eine zutiefst menschenverachtende Gesinnung erkennen lässt.
Nachdem beide Beschuldigten umfangreich ausgesagt haben, entsteht ein nahezu vollständiges Bild dieser verhängnisvollen Ereignisse, es wird deutlich, warum und wie alles so gekommen ist, vielleicht sogar so kommen musste.
»Würger gesucht. Ich stehe auf Würgen und Strangulieren, auch bis zur Bewusstlosigkeit.« Mit diesen Sätzen versucht Matthias Moog, in verschiedenen Internetforen Gleichgesinnte zu ködern. Zu dieser Zeit ist er arbeitslos und verliert sich förmlich im Internet, er ist wesentlich häufiger online als offline. Eine neue Welt entsteht, ein neues Weltbild. Mit einem Mal erscheint alles möglich, grauenerregende Fotos und Filme können beliebig oft und beliebig lange angeschaut und getauscht werden, die Phantasien überschlagen sich, es gibt kein Limit. Und Matthias Moog erfährt, dass nicht nur er so ist, andere auch – eine prägende Erfahrung, die Mut macht, die animiert.
Geradezu magisch angezogen fühlt er sich von einer Seite, die von besonders pathologischen Menschen bevölkert wird. Das Hauptthema sind Tötungsszenarien von kleinen Jungen, gerade mal vier bis zehn Jahre alt. Auch Karsten Klinger phantasiert seit Jahren, wie wundervoll es wohl wäre, einen Jungen zu töten. »Würger gesucht …« Karsten Klinger meldet sich auf diese Annonce, Matthias Moog ist begeistert, man versteht sich rasch. Zwei Gleichgesinnte haben sich gefunden. Und schreiben sich täglich, stündlich, manchmal minütlich E-Mails:
Matthias Moog: »Stelle mir ein Treffen so
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