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Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Titel: Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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übernehmen nach und nach Männer wie Hannibal Lecter (»Das Schweigen der Lämmer«), Leatherface (»The Texas Chainsaw Massacre«) oder Jigsaw (»Saw«) – gerade diese fiktiven Serienkiller-Figuren begeistern ihn, weil auch sie, wie er selbst, am Rand der Gesellschaft stehen, aber, im Gegensatz zu ihm, nach eigenen Regeln handeln, unangreifbar sind und über Leben und Tod entscheiden können. Imponierend.
    Mit der Zeit lässt die Faszination für unwirkliche Helden nach, dafür steigt das Interesse an Serienmördern, die es tatsächlich gegeben hat und gibt. Für Florian Kranz stehen die Täter nicht auf sozial niedrigster Stufe, es sind für ihn vielmehr Menschen, die traditionelle Sitten und Normen nicht gelten lassen, Männer, die nicht nur böse Gedanken haben, sondern auch danach handeln. Freigeister eben.
    Diese vermeintliche Erkenntnis wird für den jungen Mann zur fixen Idee: die eigene Großartigkeit und Einzigartigkeit durch ein besonders grauenhaftes Verbrechen zu dokumentieren und zu unterstreichen. Die Lust am Töten ist geweckt, das Fundament für die spätere Tat ist gelegt. Allerdings darf die Welt von diesem Mord nicht erfahren. Es soll das perfekte Verbrechen werden, so die Vorgabe. Eine Art Kunstwerk. Diese abnormen Gedanken werden Florian Kranz in den nächsten Jahren leiten – und letztlich auch verleiten.

    Für die Menschen, mit denen er zu tun hat, allen voran seine Eltern und Mitschüler, bleibt Florian Kranz ein Sonderling, jemand, dem man mit Vorbehalten begegnen muss, den man nicht für voll nehmen sollte, dem man besser aus dem Weg geht. Und irgendwann trifft Letzteres auch zu, weil sich der junge Mann so weit von seinesgleichen entfernt hat, dass er den verlockenden Gedanken, einen Menschen zu töten, als lustvolles Leitmotiv seines Daseins und Soseins verinnerlicht hat. Diese verhängnisvolle Entwicklung vollzieht sich jedoch nahezu unbemerkt. Erst der psychiatrische Sachverständige wird später im Rahmen der Begutachtung vor der Hauptverhandlung eine schizoide Persönlichkeitsstörung diagnostizieren. Wahr ist aber auch: Als der Mord an Holger Brandt in der Berufsschule bekannt wird, halten viele Florian Kranz für den Täter.
    Auch das Schwurgericht zweifelt nicht an der Täterschaft des Angeklagten und verurteilt ihn schließlich wegen Mordes, lässt jedoch wegen der festgestellten Persönlichkeitsstörung eine verminderte Schuldfähigkeit gelten. Aus diesem Grund wird Florian Kranz die Möglichkeit gegeben, zunächst eine Therapie zu beginnen, bevor er seine Strafe im Gefängnis absitzt. Allerdings wird man die im Maßregelvollzug verbrachte Zeit auf die Haftstrafe anrechnen. Sollte er sich als therapieunwillig oder therapieunfähig erweisen, droht ihm lebenslängliche Unfreiheit.
    »Sie haben hier eine Tat begangen, die nur als krank bezeichnet werden kann«, begründet der Vorsitzende die Entscheidung der Strafkammer. »Sie wollten ein Verbrechen begehen, von dem nur Sie wussten und das Sie vor allen anderen verheimlichen wollten.« Vergeblich hat das Gericht mehrfach an den Angeklagten appelliert, er möge doch sagen, wo er den Kopf des Opfers versteckt hat – allein schon aus Gründen der Pietät.
    Er habe den Mord in erster Linie aus Freude am Töten verübt, so deutet das Gericht die Tat. Florian Kranz sei es vor allem darauf angekommen, einen Menschen sterben zu sehen, den Todeskampf zu beobachten, Leben auszulöschen. Nur habe er angesichts dieser besonders verabscheuungswürdigen Tat nicht auch das Recht verwirkt, jemals wieder in die Sozialgemeinschaft zurückzukehren. »Es wird sich erst noch erweisen müssen, und es liegt nur an Ihnen«, gibt ihm der Vorsitzende abschließend mit auf den Weg, »ob Sie jemals wieder in Freiheit gelangen können.«
    Liegt es wirklich nur an ihm?

Zwei Welten
Fortgeschrittene Abenddämmerung. Eine verwinkelte Gasse ohne Bürgersteig. Nur eine Straßenlaterne spendet etwas Licht. Die verkommenen Häuserfassaden sind fensterlos. Eine Mülltonne liegt mitten auf der Straße und wird vom heftigen Wind hin und her geschoben. Ein Mann lehnt an der Häuserwand und möchte nicht gesehen werden. Jemand muss die Mülltonne umgestoßen haben, überlegt er. Also muss jemand hier gewesen sein. Eben noch?
Der Mann schleicht ein paar Schritte weiter bis zur nächsten Straßenecke, die Pistole im beidhändigen Anschlag. Er lugt vorsichtig um die Ecke. Es ist niemand zu sehen. Überhaupt macht die Gegend einen verlassenen Eindruck. Trotzdem dreht

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