Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)
Zeichen und bestellt, obwohl er sich diese Freigiebigkeit eigentlich nicht leisten kann.
Mit 19 Jahren fing Birgit Lohmann an, ihren Körper für Geld zu verkaufen. Nach dem Hauptschulabschluss absolvierte sie eine Ausbildung zur Fleischfachverkäuferin, sie hatte auch in diesem Beruf gearbeitet, wenn auch nur kurz. Denn schon bald geriet sie in finanzielle Schwierigkeiten und musste nach anderen Möglichkeiten suchen, um Geld zu verdienen. Die Mutter einer Freundin arbeitete als Prostituierte, erzählte Birgit Lohmann von ihrer Tätigkeit und weckte so ihr Interesse.
Die ersten Erfahrungen sammelte die junge Frau in einem Massagesalon, danach arbeitete sie für einen Begleitservice, ein halbes Jahr später in einem Bordell. Die anfängliche Abneigung gegen ihre Kunden und deren mitunter unappetitliche oder unnormale sexuelle Vorlieben hat sie inzwischen überwunden, allein der finanzielle Aspekt zählt. Weil die Geschäfte momentan nicht so gut gehen, arbeitet Birgit Lohmann gelegentlich auf eigene Rechnung und lässt sich für Privatfeiern buchen oder besucht Diskotheken, um einen Freier aufzutun.
Der Kellner stellt die Getränke auf die Theke. Birgit Lohmann und Helmut Wagner stoßen an. In den nächsten Minuten wird lediglich über Belanglosigkeiten gesprochen, Smalltalk eben. Helmut Wagner gefällt die attraktive Frau mit den gelockten, wasserstoffblondgefärbten, schulterlangen Haaren, die ihn immer so nett anlächelt – nur wird er seine Verlegenheit einfach nicht los, obwohl er bereits einiges getrunken hat. Andernorts indes verhält es sich vollkommen anders.
Birgit Lohmann und Helmut Wagner bleiben aber nicht lange allein: Franz Röder, 22 Jahre alt, und der 20-jährige Klaus-Peter Fröhmelt gesellen sich dazu. Die beiden notorischen Verbrecher kennen Helmut Wagner und haben mit ihm in der jüngeren Vergangenheit diverse Einbrüche verübt. Dass sie sich heute Abend begegnen, ist der pure Zufall.
Die junge Prostituierte lässt sich von den Männern gerne aushalten. Birgit Lohmann spekuliert darauf, mit einem der drei noch ins Geschäft zu kommen. Franz Röder ist ihr Favorit, weil er aufgeschlossener wirkt als die anderen Männer. Und er ist auch nicht abgeneigt. Franz Röder ahnt zwar, dass die Freundlichkeit und Verbindlichkeit der Frau nur vorgespielt sein dürften, letztlich ist ihm dies gleichgültig, weil er regelmäßig zu Prostituierten geht und dabei überwiegend gute Erfahrungen gemacht hat.
Der weitere Abend verläuft durchaus harmonisch und vor allem feuchtfröhlich. Nur der eher schweigsame Klaus-Peter Fröhmelt verzichtet nach dem zweiten Longdrink auf weitere alkoholische Getränke, weil er dazu bestimmt wurde, die anderen noch nach Hause zu fahren.
Gegen 2.30 Uhr ist es so weit. Franz Röder, Arm in Arm mit Birgit Lohmann, Helmut Wagner und Klaus-Peter Fröhmelt schlendern in Richtung Ausgang, legen ihre Getränkekarten vor, bezahlen, holen noch ihre Jacken und verlassen schließlich die Diskothek. Keiner aus der Gruppe würde es zu diesem Zeitpunkt für möglich halten, dass einer von ihnen innerhalb der nächsten Stunde einen kaltblütigen Mord begehen könnte. Und genauso abwegig erscheint der Gedanke, es sollte jemanden aus der Gruppe treffen.
36 Stunden später.
Die vollständig bekleidete Leiche wird gegen 8.30 Uhr von einem Forstarbeiter am Rand eines Waldtümpels im Wasser liegend gefunden, unweit eines steinigen, ausgewaschenen Feldwegs, etwa 50 Meter von der Verbindungsstraße zum nächsten Ort entfernt. Eine fünfzehnköpfige Mordkommission hat daraufhin die Ermittlungen aufgenommen.
Noch am selben Tag liegt das vorläufige Ergebnis der Obduktion vor. Demnach ist das Opfer nicht ertrunken oder ertränkt worden, sondern hat sieben Stich- und Schnittverletzungen erlitten, und zwar »vier schlitzförmige und drei rundliche bis punktförmige«. Die Brusthöhle wurde zweimal freigelegt, ein Stich hat die sechste Rippe durchtrennt. »Dabei ist der Herzbeutel dreifach schlitzförmig eröffnet worden«, heißt es in dem Gutachten weiter, »ein Stich hat das Herz vollständig durchsetzt mit der Öffnung der Vorderwand der rechten Kammer und Ausstich an der Rückwand der Lungenschlagader.« Überdies erkannte der Sachverständige einen Bruch des linken Kehlkopfhornes und punktförmige Blutungen in der Lidhaut. Also muss das Opfer vor seinem Tod nach den festgestellten Stauungsblutungen mindestens 20 Sekunden gewürgt worden sein. Todesursächlich sind jedoch die
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