Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)
und ich haben die Rosi aus dem Auto gezogen und haben sie ein paar Meter in den Wald geschleppt.«
Dem jungen Mann versagt die Stimme, als er die Tötung von Birgit Lohmann schildern soll. Wieder Tränen. Schluchzen. Die Beamten schweigen.
»Wie kam es denn dann zur Tötung?«
»Der Franz und ich sind weggegangen. Wie der Helmut das gemacht hat, weiß ich nicht. Ich war nicht dabei. Nur das Messer habe ich gesehen.«
»Hat Helmut danach etwas gesagt?«
»Kann mich nicht erinnern.«
»Wer hat das Geld genommen?«
»Das war der Franz. Der ist zu der Leiche hin und hat das Geld genommen. Wir haben sofort geteilt. Zwei Hunderter gingen an Franz und Helmut, der Rest an mich.«
»Wie kam die Leiche ins Wasser?«
»Das war Zufall. Wir wussten gar nicht, dass da Wasser ist. Es war ja stockdunkel. Erst als ich pinkeln gegangen bin und das so morastig wurde, habe ich das Wasser gesehen. Ja, und dann haben wir sie da reingelegt.«
Kurz darauf seien sie wieder in den Wagen gestiegen und davongefahren, erzählt Klaus-Peter Fröhmelt. In den nächsten Minuten habe keiner von ihnen etwas gesagt. Erst als sie wieder das Stadtgebiet erreichten und einen offenkundig Betrunkenen am Straßenrad bemerkten, war es abermals Helmut Wagner, der darauf gedrängt habe, den Mann auch »kaltzumachen«. Allerdings konnte er Franz Röder und ihn diesmal nicht umstimmen. Nur deshalb kam es nicht zu einer weiteren Tat.
Helmut Wagner wird noch am selben Tag festgenommen, seine Wohnung wird durchsucht. Die Ermittler finden ein Jagdmesser, an dem noch Blutreste kleben. Später wird sich herausstellen, dass dieses Blut von Birgit Lohmann stammt.
Der Mordverdächtige könnte in seiner Vernehmung bei der Kripo schweigen, doch er redet. Helmut Wagner gibt schließlich zu, Birgit Lohmann erstochen zu haben, Franz Röder und Klaus-Peter Fröhmelt hätten wohl mitgemacht, allerdings habe er allein die Frau getötet.
»Aus welchem Grund haben Sie die Rosi getötet?«
»Wegen Geld.«
»Was denn für Geld?«
»Ich hatte während des Abends mit ihr geredet. Sie war eine Prostituierte. Die haben immer Geld.«
»Wer hatte die Idee dazu?«
»Der Franz.«
»Der Franz Röder hat den Vorschlag gemacht?«
»Ja.«
»Und wie haben Sie darauf reagiert?«
»Das war okay.«
»Hatten Sie sonst noch einen Grund, die Frau zu töten?«
»Nein.«
Auch auf hartnäckiges Nachfragen bekommen die Ermittler keine andere Antwort. Die Tötung von Birgit Lohmann soll ein Raubmord gewesen sein. Kühl kalkuliert. Frei von Emotionen. Die Beamten lesen Helmut Wagner schließlich motivrelevante Passagen aus Vernehmungen seiner Freunde vor – Franz Röder hat mittlerweile auch gestanden und die Angaben von Klaus-Peter Fröhmelt im Wesentlichen bestätigt – und erklären ihm, dass eine wahrheitsgemäße Aussage vom Gericht unter Umständen wohlwollend gewertet werden könne.
»Ich möchte jetzt mit Ihnen nochmals über den Grund sprechen, warum Sie Rosi erstochen haben. Was hat Sie dazu veranlasst?«
»Ich hatte einiges getrunken, zwischendurch auch Koks genommen. Da kamen diese Gedanken ans Töten.«
»Was waren das denn für Gedanken?«
»Ich habe zu denen gemeint, ich hätte Bock drauf, einen zu killen.«
»Wen?«
»Die Rosi.«
»Warum die Rosi?«
»Sie war halt da.«
»Hatten Sie im Moment des Tötens ein gutes Gefühl?«
»Ja.«
»Freude?«
»Ja.«
»Können Sie dieses Gefühl genauer beschreiben?«
»Möchte ich nicht.«
»Warum haben Sie ein Messer benutzt?«
»Weil ich es zufällig dabeihatte.«
»Wie war das mit dem Betrunkenen auf der Rückfahrt? Wollten Sie den auch töten?«
»Ja.«
»Warum haben Sie es nicht getan?«
»Der Franz und der Clarence waren dagegen, die wollten nicht, hatten wohl die Hosen voll.«
»Sonst hätten Sie den Mann auch erstochen?«
»Denke schon.«
Der Fall ist durch die Geständnisse der mutmaßlichen Mörder kriminalistisch und juristisch weitestgehend aufgeklärt, nur wie es dazu kommen konnte, wo die Ursachen für dieses bizarre Verbrechen liegen und ob die drei Männer schuldhaft gehandelt haben, bedarf der vertiefenden Betrachtung. Dies ist Aufgabe der forensischen Psychiatrie. Ein Sachverständiger wird von der Staatsanwaltschaft beauftragt, das Leben der Probanden auszuleuchten und so Licht ins Dunkel zu bringen. Nach zwei Monaten intensiver Gespräche liegen die mit Spannung erwarteten Ergebnisse vor.
Klaus-Peter Fröhmelt
Fröhmelt stammt aus einfachen Verhältnissen. Der Vater fährt zur See,
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