Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)
die Mutter kümmert sich um den Haushalt und versorgt die Kinder, einen Sohn und zwei Töchter. Als Klaus-Peter sechs Jahre alt ist, stirbt sein Vater, zu dem er wegen dessen Berufstätigkeit wenig Kontakt hatte, an Lungenkrebs. Schon während der Grundschulzeit fällt der Junge zunächst durch motorische Unruhe auf, später kommen massive Konzentrationsdefizite und ein geringes Durchhaltevermögen hinzu. Seine Noten sind dementsprechend schlecht. Klaus-Peter wird nach drei Jahren schließlich auf eine Sonderschule gegeben.
Auch dort zeigt er sich wenig leistungsbereit, stört den Unterricht und gibt häufig Widerworte, wenn er zur Ordnung gerufen wird. Klaus-Peter hat keinen Freund und wird von seinen Mitschülern wegen einer angeborenen Störung des Augenmuskelgleichgewichts gehänselt – er schielt. Der Junge lässt sich aber auch bei anderen Gelegenheiten leicht provozieren und schlägt zu, wenn er sich nicht anders zu wehren weiß. Und das ist der Regelfall.
Als bei dem notorischen Leistungsverweigerer und Unruhestifter auch drastische erzieherische und disziplinarische Maßnahmen der Lehrer keine bessernde Wirkung zeigen und seine weitere Teilnahme am Unterricht auch den Klassenkameraden nicht mehr zugemutet werden kann, muss der jetzt 15-Jährige die Schule nach der achten Klasse ohne Abschluss verlassen. Schon zu diesem Zeitpunkt hat er eine beachtliche kriminelle Karriere vorzuweisen: Immer wieder stiehlt er Fahrräder oder Mopeds, erklimmt Balkone und bricht in Wohnungen ein oder lässt sich in Schlägereien verwickeln, die blutig ausgehen. Dreimal wird er verurteilt, einmal muss er für drei Wochen einen Jugendarrest absitzen.
Seine alleinerziehende Mutter ist mit der Versorgung von drei minderjährigen Kindern überfordert, zumal sie halbtags putzen gehen muss, um für den Unterhalt der Familie aufkommen zu können. Klaus-Peter ist auch zu Hause ein Außenseiter, das Verhältnis zu seiner Mutter beschränkt sich im Wesentlichen auf gegenseitiges Beleidigen und Anbrüllen, die Geschwister nimmt er lediglich als Konkurrenten wahr, wenn es darum geht, sich einen Vorteil zu verschaffen. Kampfbeziehungen.
Freundschaftliche Kontakte hat Klaus-Peter nur zu einem Jugendlichen, den er während seiner Zeit im Gefängnis kennengelernt hat. Der junge Mann imponiert ihm, weil er schwerwiegendere Straftaten verübt hat und innerhalb der Gruppenhierarchie zu den Meinungsführern zählt. Knastautorität. Klaus-Peter trifft Franz Röder nach dessen Entlassung aus der Haft häufiger, um gemeinsam Bier zu trinken, Drogen zu nehmen oder Straftaten zu begehen, insbesondere Einbrüche. Doch trotz der zahlreichen Diebestouren hat Klaus-Peter auch in der Folgezeit finanzielle Probleme, weil der Löwenanteil der Beute stets an seinen Freund geht und er nicht willens ist, einen ordentlichen Beruf zu erlernen. Auch von der Mutter sind keine Geldzuwendungen zu erwarten, sie ist nicht bereit, den »Faulenzer« und »Taugenichts« zu unterstützen. Will Klaus-Peter zu Geld kommen, muss er andere Menschen bestehlen oder berauben, glaubt er. Und dabei vertraut er auf die Erfahrung und Cleverness des zwei Jahre älteren Franz Röder, den er schließlich bei sich wohnen lässt.
Franz Röder
Die Eltern lassen sich zweieinhalb Jahre nach seiner Geburt scheiden. Der Junge wird in eine Pflegefamilie gegeben. Obwohl sich die Pflegeeltern redlich um ihn bemühen, gelingt es ihnen nicht, eine belastbare Beziehung zu Franz aufzubauen. Er orientiert sich vielmehr an seinem leiblichen Vater, der ihn regelmäßig besucht und den er als einzige Autorität akzeptiert. Deshalb fällt es dem Jungen schwer, sich den Vorgaben der Pflegeeltern zu fügen und in das Familienleben zu integrieren.
Die daraus resultierenden fortwährenden Spannungen und Enttäuschungen kompensiert Franz durch übermäßiges Essen, vor allem Süßigkeiten. Mit sechs Jahren wiegt er 45 Kilogramm. Wegen seines beachtlichen Übergewichts wird er in der Grundschule täglich als »Fettsack« gehänselt und verspottet, mitunter auch verprügelt. So bleibt er auch in diesem sozialen Umfeld auf sich allein gestellt. Franz leidet sehr darunter.
Seinen Pflegeeltern geht es nicht anders. Als sich die familiäre Situation zuspitzt und Franz seine Mutter mehrfach schlägt und tritt, wird ein Schlussstrich gezogen. Der Junge kommt in ein Erziehungsheim, weil auch seine leiblichen Eltern nicht willens und wohl auch nicht in der Lage sind, ihn aufzunehmen. In der neuen Umgebung das
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