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Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Titel: Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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provoziert worden zu sein – bei dieser Gelegenheit lernt er Klaus-Peter Fröhmelt und Franz Röder kennen. Es folgen, nachdem er arbeitslos wurde, Laubenaufbrüche, Wohnungseinbrüche, Drogendelikte und kleine Betrügereien – in mehreren Fällen bestellt er Computerspiele auf den Namen seiner Mutter.
    Je schlechter Helmut Wagner sich in der sozialen Realität zurechtfindet, in der ihm lediglich die Rolle eines Außenseiters zukommt, desto mehr flüchtet er sich in die Scheinwirklichkeit bestimmter Computerspiele, deren einziges Ziel darin besteht, möglichst viele Gegner auszuschalten, zu töten, und zwar möglichst realistisch, also bluttriefend. Die imaginäre Welt der Ego-Shooter inspiriert und fasziniert Helmut Wagner, weil er dort sein Versager-Image vergessen und zum gefürchteten und gnadenlosen Killer avancieren kann. Denn diese Form der pseudosozialen Interaktion ist simpel und funktioniert nach dem ewig gleichen Schema: klick, peng!, tot – Freude, Befriedigung, Bestätigung. Jeden Tag verbringt Helmut Wagner mehrere Stunden vor dem Bildschirm seines Computers und besorgt sich so seinen Kick.
    Nach Einschätzung des Gutachters handelt es sich bei Helmut Wagner um einen durchschnittlich intelligenten (IQ von 107), eher praktisch begabten, wenig belastbaren, emotional instabilen und leicht reizbaren Menschen. Er neige zu einer depressiven Grundhaltung mit innerer Unruhe, lasse ein starkes Bedürfnis nach Zuneigung und Geborgenheit erkennen, sei leicht zu beeindrucken, sehr impulsiv und verfüge über eine eher geringe Frustrationstoleranz.
    Neben diesen akzentuierten Persönlichkeitsmerkmalen sei jedoch keine Persönlichkeitsstörung im engeren Sinne festzustellen gewesen. Helmut Wagner habe jederzeit sozialrelevante Situationen überschauen können. Zwar sei die ungünstige familiäre Situation, besonders die belastete Beziehung zur Mutter, ursächlich gewesen für die festgestellte neurotische Fehlentwicklung, gleichwohl müsse der Proband als voll schuldfähig angesehen werden.
    Demzufolge wird Helmut Wagner, wie Franz Röder und Klaus-Peter Fröhmelt auch, als gemeinschaftlich handelnder Täter nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt. Letztere sollen aus Habgier, Helmut Wagner allein aus Mordlust gehandelt haben. Bei allen Angeklagten wird letztlich eine lebenslange Freiheitsstrafe verhängt.

    Dieser Kriminalfall hat längst seinen juristischen Abschluss gefunden, gleichwohl ist ungeklärt geblieben, warum und wie sich Helmut Wagners eher diffuse unnatürliche Freude an der Vernichtung eines Menschenlebens ausgerechnet gegen Birgit Lohmann richten konnte. Und aus welchen Gründen sich Klaus-Peter Fröhmelt und Franz Röder zu dieser Tat haben animieren lassen – einem Verbrechen, das beiden bis zu diesem Zeitpunkt in dieser radikalen Form wesensfremd gewesen ist. Im Wesentlichen sind es vier Faktoren, die sich tatbegünstigend ausgewirkt haben. Die Grenzen sind dabei mitunter fließend.
    Dissozialität
    Helmut Wagner, Franz Röder und Klaus-Peter Fröhmelt missachten soziale Normen, für sie ist die Grenzverletzung ein durchaus legitimes und probates Mittel, um eigene Bedürfnisse rücksichtslos befriedigen zu können. Die soziale Integration misslingt, weil die Fähigkeit, belastbare Beziehungen zu pflegen, lediglich rudimentär ausgeprägt ist und sie sich in die Vorstellungs- und Gefühlswelt anderer Menschen nur schwer oder gar nicht einfühlen können oder wollen. Hinzu kommen eine geringe Frustrationstoleranz, eine permanente Unzufriedenheit und das Unvermögen bzw. der Unwille, aus eigenen Fehlern oder sozialen Negativerfahrungen zu lernen.
    Die zur Regel werdenden Normverletzungen lassen dabei eine enorme Bandbreite erkennen. Helmut Wagner und seine Kumpane fallen in erster Linie wegen Eigentums-, Körperverletzungs- und Drogendelikten auf. Allerdings sind sie auch zu anders ausgerichteten Verbrechen willens und fähig, weil ihre allgemein menschenverachtende und kriminelle Grundhaltung letztlich jede Normverletzung akzeptiert, allein die persönliche Bedürfnisbefriedigung steht im Vordergrund, die sich auch situativ akzentuieren kann. Und solche Täter schrecken eben unter bestimmten Umständen auch vor Kapitalverbrechen nicht zurück.
    Opferdisposition
    Birgit Lohmann ist für die jungen Männer deshalb ein ideales Opfer, weil von ihr als Frau – zumal stark alkoholisiert – wenig Gegenwehr zu erwarten ist und es zwischen ihr und den Tätern keine Verbindung gibt: stranger to

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