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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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rauschte an ihr vorbei. Am Ende des Ganges schaute sie sich jedoch noch einmal um und sah Diane lächelnd in Sams Zimmer schlüpfen.
    Erst als sie bei ihrem Wagen angelangt war, setzte die Reaktion ein. Trotz der brütenden Hitze stand ihr kalter Schweiß auf der Stirn. Beim Verlassen des Hauses hatte sie nicht im Traum daran gedacht, dass sie solchen Wert auf den Eintritt in Leos Praxis legen würde. Und der absolut Letzte, mit dem sie hätte zusammenarbeiten wollen, war Sam Delacourt. Sie hockte zusammengesunken auf dem Sitz, ließ den Motor an, hielt das Lenkrad krampfhaft umklammert und starrte auf den kleinen Brautmyrtenzweig am Armaturenbrett. Wovor hatte sie mehr Angst: dass das Leben von Patienten in ihren Händen lag, oder dass sie Tag für Tag Sams Gegenwart zu ertragen hatte? Auf beides musste sie gefasst sein, das war ihr klar.
    Und da genau lag das Problem. Sie war noch nicht so weit, und sie fragte sich, ob sie es jemals sein würde.

7. KAPITEL
    A uf dem Heimweg entdeckte Sam seine Tochter in Begleitung eines etwa gleichaltrigen Jungen an der Kreuzung Vermilion und Coodrie. Er hielt mit einem unterdrückten Kraftausdruck direkt neben ihnen an und jagte so den beiden, die auf ihre Räder gelehnt am Straßenrand standen, einen Schrecken ein. Das hatte am Ende dieses verkorksten Tages gerade noch gefehlt: Seine Tochter hielt sich nicht an seine Anweisungen. Dabei wollte er eigentlich nichts weiter als einen gepflegten Scotch mit Soda, ein ruhiges Essen und einen Abend ohne Stress. Seit der Auseinandersetzung mit Kate brodelte es in ihm. Was fiel Leo eigentlich ein, Kate ohne Rücksprache mit ihm ein Angebot zu machen? In seinem Vertrag stand klipp und klar, wie die Beteiligung neuer Ärzte zu regeln war. Kate würde die Arbeit nur erschweren; er wollte sie nicht, basta. Und jetzt legte sich auch noch Mallory mit ihm an!
    Er stieg aus seinem Range Rover und ging über den frisch gemähten Randstreifen auf die beiden zu. Der Junge sah ihn kommen und richtete sich auf. Sam lag nichts an einem klassischen Vater-Tochter-Disput, und deshalb versuchte er es zunächst auf die sachliche Tour: “Mallory, was suchst du hier? Du hast doch noch drei Tage Hausarrest!”
    Sie blickte ihren Vater feindselig an. “Ist es denn möglich, Cody?”, sagte sie sarkastisch. “Das müssen wir im Kalender rot anstreichen! Mein Dad hat Feierabend, und es ist noch nicht dunkel!”
    Der Junge beäugte Sam argwöhnisch. Der sah ihn kurz an und wandte sich seiner Tochter zu. “Willst du mir deinen Freund nicht vorstellen?”
    Sie seufzte genervt und verdrehte die Augen. “Cody, das ist mein Vater, der Herr Doktor. Dr. Delacourt, das ist Cody Santana.”
    “Hallo, ‘n Abend, Dr. Delacourt”, druckste der Junge verlegen.
    “Hi, Cody. Mallory, steig ein!”
    “Ich bin mit dem Rad, Dad.” Sie sprach in einem Ton mit ihm, als hätte sie einen Idioten vor sich. “Soll ich’s hier mitten auf der Kreuzung stehen lassen?”
    “Wir nehmen es mit.”
    “Kommt nicht in Frage.” Sie schüttelte trotzig den Kopf. “Ich bin damit gekommen, dann fahr ich auch damit nach Hause.”
    “Vorsicht, Mallory”, sagte er leise. “Du willst hier doch wohl kein Theater veranstalten? Wir laden jetzt das Rad ein, und dann unterhalten wir uns, warum du dich nicht an meine Anweisungen gehalten …”
    “Anweisungen? Hör auf, so mit mir zu reden! So was von beknackt! Deine ‘Anweisungen’ waren von vornherein nicht gerechtfertigt. Ich habe nur das gemacht, was meine Freunde auch alle machen!”
    “Du solltest um elf Uhr zu Hause sein, Mallory. Das hast du gewusst und dich nicht dran gehalten. Wenn deine Freunde alle bis eins oder noch länger ausgehen dürfen, gilt das noch lange nicht für dich. Nächstes Mal wirst du dir hoffentlich überlegen, ob du’s wie alle machst und dann die Folgen tragen musst oder ob du dich lieber an die Regeln halten willst und dafür die Belohnungen kassierst.”
    “Belohnungen! Cody, hör dir das an! Als ob ich noch im Kindergarten wäre!” Sie wandte sich wieder ihrem Vater zu. “Hör auf, mich wie ‘n dämliches Balg zu behandeln! Ich lach mich kaputt, wenn du meinst, du müsstest den Erzieher spielen. So was Bescheuertes! Als ich klein war, hast du mich doch überhaupt nicht zur Kenntnis genommen!”
    “Ey, Mall …” Cody wurde das Ganze peinlich, und er zog unbehaglich die Schultern hoch. “Mach mal langsam, ja? Das ist dein Vater!”
    “Nur auf meiner Geburtsurkunde!” Mallory klang jetzt

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