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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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Nick schüttelte in gespieltem Befremden den Kopf. “Wenn das alles die lieben Hörer wüssten!”
    “Scheren Sie sich zum Teufel, Santana!”
    Nick grinste. “Erst gebe ich dem Gastgeber und Hausherrn die Ehre, und dann möchte ich auch noch meine alte Freundin Kate willkommen heißen.”
    “Das werden Sie bereuen!”
    “Sie wissen ja, wo Sie mich finden können.” Nick hob seinen Arm und klopfte auf den Gips. “Ich habe dies hier ja nicht ewig.”
    “Nick …”, sagte Amber kleinlaut und zaghaft.
    Er schaute zum gegenüberliegenden Ende des Durchgangs, wo indirektes Licht den Weg beleuchtete, der hinter das Haus und zur Terrasse führte. Es waren nur noch gedämpfte Geräusche zu hören, aber die Party war offensichtlich noch nicht vorbei. Nick konnte sich einen letzten Seitenhieb nicht verkneifen. “Hier lang geht’s immer noch zur Terrasse, stimmt’s, Amber?” Er hatte mehr Jahre freien Zugang zu Amber gehabt, als dieser dämliche Talkshow-Fuzzi mit ihr verheiratet war.
    “Ja”, erwiderte sie. Sie klang, als hätte sie jemand nach dem Weg zu einem Begräbnis gefragt.
    Bevor er sich ins Getümmel stürzte, drehte sich Nick am Ende des Durchgangs noch einmal um, sah Deke Russo an, zielte über Daumen und Zeigefinger wie mit einer Pistole auf ihn und tat so, als drücke er ab.
    “Treffer!”

15. KAPITEL
    K ate zog es in Sams Begleitung zum äußeren Rand der breiten Terrasse. Gierig sog sie die reinigende Frischluft ein, froh, dem Qualm und Stimmengewirr für einen Augenblick entronnen zu sein. Schwer hing der Vollmond hinter der riesigen alten Eiche am Nachthimmel, winzige weiße Lichter glühten im Immergrün, das überall im Hof wucherte, und der Zitrusduft von Süßoliven durchwebte geisterhaft die klare Nacht. Sie brach einen Zweig mit der weichen, geschmeidigen Blüte und drehte ihn unter der Nase.
    “Weißt du, wieso man auf den Friedhöfen von Louisiana immer Süßoliven anpflanzte?”
    Sam hob unwissend die Schultern. “Weil sie im Winter nicht ihr Laub abwerfen?”
    “Nein. Ihr Duft überdeckt im Sommer den Verwesungsgeruch. In der Sonne entfaltet sich ihr einzigartiges Aroma erst voll.”
    “Schaurig!”
    “Stimmt. Im August stellten die Gräber ein Problem dar.”
    Sie schlenderten durch den Garten, und Kate begann sich zu fragen, weshalb sie mit ihm hier draußen war. Als sie sich zum Einstieg in die Praxis entschloss, hatte sie sich vorgenommen, etwaige Beziehungen – selbst zeitlich befristete – strikt auf berufliche Aspekte zu beschränken. Traute Spaziergänge im Mondenschein zählten nicht dazu.
    Vom tiefer im Schatten liegenden Gartenteich drang das sanfte Schwappen des Wassers herüber, dann das Quaken eines Ochsenfrosches, kurz darauf ein Aufklatschen. Kate fuhr energisch mit den Händen über ihre bloßen Arme, um die Moskitos zu verscheuchen.
    “Louisianas Wappentier entbietet dir seinen Willkommensgruß”, kommentierte Sam ironisch und gab ihr einen Klaps auf den Arm.
    “Selbst Amber kommt gegen die Plagegeister nicht an”, erwiderte Kate.
    “Aber die Ventilatoren, die sie hier draußen hat anbringen lassen, wirken nicht schlecht und wehen sie einfach weg. Toll, der Frau entgeht nichts! Sie ist ein Juwel.” Sam ließ ein Blatt in den Teich schweben. “Aber ich wollte nicht mit dir über Amber plaudern. Hocken wir uns hier auf die Steine, Kate.” Er wischte mit der Hand über das Mäuerchen aus Ziegelsteinen, das den Teich umgab, und wartete, bis sie sich gesetzt hatte. “Ich will schon die ganze Zeit mit dir reden, seit wir in meinem Büro unterbrochen wurden. Zumindest, so denke ich, müssen wir der Situation professionell ins Auge sehen.”
    “Dass Mallory Bescheid weiß über die Geschichte mit uns damals?”
    “Sie hat einen Verdacht; sicher bin ich nicht.” Er saß etwas vornübergebeugt, die Ellbogen auf die Knie gestützt, schlenkerte sein Glas und ließ die Eisstücke kreisen. “Ich muss mich bei dir für die Unterstellung mit Elaine entschuldigen. Ich wollte, es wäre weniger …”
    “… mies?”
    Er räusperte sich.
    “Ungehörig? Unfair? Unverständlich vielleicht? Du kanntest mich immerhin recht gut, Sam.”
    “Stimmt, ich hatte wohl …”
    “… Schuldgefühle und suchte einen Sündenbock?”
    Er holte tief Atem. “Bitte, Kate, ich bin gerade dabei, mein …” Seine Stimme brach weg.
    “… Gewissen zu erleichtern?”
    “Nein!”
    “Doch, Sam. Meine Antwort auf deine unglaubliche Anschuldigung gilt noch immer: Deine Frau war schon

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