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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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der kommt durch!”
    Deke legte ihm jovial die Hand auf die Schulter. “Anklage gegen meinen Jungen brauchen Sie ja wohl nicht zu erheben, was, Chief?”
    “Nein.” Der Chief sprach mit breitem Südstaatenakzent. “Ich hab mir nur Santanas Aussage mal angesehen; hat unsere Pamela aufgenommen. Wenn’s zu einer Strafanzeige kommen sollte, dann wohl gegen ihn.” Er stellte seinen Stetson schräg und kratzte sich am Kopf. “Vernachlässigung der Sorgfaltspflicht. Hat in anderen Bundesstaaten auch schon solche Fälle gegeben, mit der gleichen Anklage. Pamela soll mal nachsehen. Vielleicht denken Sie auch drüber nach.” Jetzt erst bemerkte er Kate und begrüßte sie. “Chief Escavez, Ma’am. Sie sind der neue Doc in Leos Praxis, stimmt’s?” Als Kate sich vorstellte, schüttelte er ihr warm die Hand. “Willkommen in Bayou Blanc. Ich kenne Ihre Mutter, aber als ich hier anfing, waren Sie bereits in Boston. Schön, dass Sie wieder hier sind!” Er nickte und strahlte über das ganze Gesicht.
    Zu hoher Blutdruck, diagnostizierte sie automatisch, achtzig Pfund Übergewicht, hart an Diabetes; sein Cholesterinspiegel schwebte wahrscheinlich auch in atemberaubenden Dimensionen.
    Amber kam auf sie zu, und sie erschien Kate angespannt und nervös. Jedes andere Ehepaar hätte sich in dieser Situation umarmt, aber nicht Amber und Deke. “Der Chief hat mir alles berichtet, Schatz. Da sitzt Stephen ja ganz schön in der Klemme!” Deke sprach normal, ruhig, aber die stählerne Schärfe seiner Stimme war Kate nicht entgangen, und Amber ebenso wenig, wenn man ihre Miene richtig deutete.
    “Er hat ja nicht wirklich abgedrückt, Chief”, wandte sie sich an Escavez. “Er wollte die Waffe weglegen. Cody hat aus Versehen selbst geschossen.”
    “Habe ich Ihrem Mann gerade gesagt, Mrs. Russo.” Der Chief kramte in seinen Hosentaschen nach dem Autoschlüssel. “Leute, ich sag euch mal was – ihr bleibt noch ‘ne Weile und seht nach dem Santana-Jungen, und in ein, zwei Tagen kommt ihr in mein Büro, falls einer Strafantrag gegen seinen Daddy stellen will.”
    “Anzeige gegen Nick?”
    Ambers Frage kam völlig spontan, und das Lächeln, mit dem Deke sie in diesem Moment anschaute, hätte eine Panzerplatte durchstoßen.
    “Danke, Chief, machen wir.”
    Escavez deutete eine Art militärischen Gruß an, stapfte den Korridor hinunter und verschwand in der Nische vor dem Aufzug.
    Kaum war der Ton des Lifts verklungen, als Deke seinen Sohn anzischte. “Komm sofort her!”
    Stephen blickte seinem Vater fest in die Augen, baute sich vor ihm auf wie ein Rekrut vor einem Feldwebel und begrüßte ihn. “Hallo, Dad.” Kate hielt den Atem an.
    “Was hast du jetzt wieder für Mist gebaut, verdammte Scheiße?”
    “Deke …” Ambers Stimme stieg vor Angst und Aufregung fast um eine Oktave.
    “Halt dich da raus, Amber!”, gab er sofort zähnefletschend zurück.
    “Lass sie in Ruhe!”, sagte Stephen leise. “Es war meine Schuld. Cody gab mir die Waffe, damit ich sie in das Halfter stecke, und dabei ging sie los. Es war eine 38er Smith & Wesson Double Action. Er hatte übersehen, dass der Abzug praktisch keinen Druckpunkt hat.”
    Die Haltung des Jungen war bewundernswert. Ihm musste bewusst sein, dass etwas in seinem Vater wie eine Zeitbombe tickte, dass sein Jähzorn ihn jeden Moment wie eine Explosion hinwegfegen konnte.
    Dekes Gesicht verzerrte sich vor Wut. “Man fummelt nicht an einer Waffe herum, die einem nicht gehört!”
    “Die Leute gucken schon!”, warnte Kate. Andere Besucher drehten sich zu ihnen um, und offensichtlich wurde Deke von einigen erkannt. Aufsehen wollte er in diesem Fall lieber vermeiden. Zu allem Überfluss kam nun auch noch Nick auf sie zu.
    “Wenn Sie jemanden anbrüllen wollen, Russo, nehmen Sie doch mich!”
    “Keine Sorge, Sie sind als Nächster dran.” Nick wirkte ohnehin wie ein rotes Tuch auf Deke, und sein Auftauchen brachte das Fass zum Überlaufen. “Geradezu kriminell, eine Waffe unbeaufsichtigt herumliegen zu lassen, sodass ‘ne Horde Kids sie sich schnappen kann! Seien Sie froh, dass ihr Sohn noch lebt!”
    Das hatte gesessen. “Bin ich auch! Und ich habe Ihrem Sohn gesagt, es ist nicht seine Schuld.” Seine Kiefern mahlten vor innerer Anspannung.
    “Nicht seine Schuld, genau richtig! Nur war er leider zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort, verdammt noch mal! Und ihr Bengel hat selbst abgedrückt, sagt der Chief!”
    “Wir waren beide schuld”, mischte sich Stephen ein. Er

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