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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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Sam und mir liegt fünf Jahre zurück! Wir …”
    Amber legte den Finger auf die Lippen, hob leicht das Kinn an und bewegte unmissverständlich die Augen. Kate drehte sich verblüfft um. Sam!
    “Ach, sieh einer an! Wo ist denn Diane?” Sie versuchte, so gleichgültig wie möglich zu klingen.
    “Keine Ahnung, die habe ich nur ganz kurz gesehen. Ich wollte euch etwas Gesellschaft leisten, bevor Ambers Show beginnt.”
    Achselzuckend schickte Kate sich in das Unvermeidliche.
    “Müde?” Sie saßen im VIP-Bereich hinter der Bühne an einem Tisch, den sie durch Ambers Vermittlung ergattert hatten, und Kate massierte sich erschöpft die Stirn.
    “Ein wenig”, erwiderte sie und ließ ihren Blick über die Zuschauermenge wandern, während Sam an seinem Bier nippte. “Ein Wunder, dass ich es so lange hier aushalte! Ich tu das auch nur Amber zuliebe!” Über ihnen surrte ein Ventilator, und das Gelächter des Publikums mischte sich mit Bruchstücken der Bühnendialoge. Sie fand es erstaunlich, wie die beiden miteinander Charme und Stimmung ausstrahlen konnten, obwohl sie sich kurz zuvor eine erbitterte Auseinandersetzung geliefert hatten. Deke war fast senkrecht unter die Decke gegangen, als er im Anschluss an seine Schnitzeljagd nach einem geeigneten Tontechniker ausgerechnet Nick Santana über den Weg lief, und garantiert hätte er sich kurzerhand Amber geschnappt und wäre schnurstracks mit ihr nach New Orleans zurückgefahren, wäre die Show nicht gewesen. Der Kerl schlug seiner Frau gegenüber einen Ton an, dass einem die Haare zu Berge standen, und Kate war gespannt, wie lange das noch gut gehen würde. Sie hatte zwar erst die Hälfte der Vorstellung gesehen, aber ihr Interesse ließ bereits erheblich nach.
    “Sie macht das gut, nicht wahr?” Sam bewunderte die Art, mit der Amber ihr Publikum im Griff hatte.
    “Die zwei haben ziemlich viele Auftritte als Duo hinter sich, seit sie mit ihrem eigenen Unternehmen bekannt geworden ist.” Gerade tänzelte Amber in verruchter Pose über die Bühne, verführerisch lächelnd, eine Hand kokett auf die Hüfte gestützt; plötzlich wirbelte sie um ihre eigene Achse, der fliegende Rock ließ ihre langen, schlanken Schenkel aufblitzen, und dann stimmte sie einen Song an. Das Publikum rastete nahezu aus – Gekreisch und Gepfeife von überall.
    Eigentlich hätte Deke sie nun mit einem seiner flotten Sprüche unterbrechen sollen, doch die Menge buhte und zischte ihn unbarmherzig nieder und ließ ihn nicht zu Wort kommen. Aus den vorderen Reihen ertönten erste Sprechchöre: “Amber! Amber! Wir wollen Amber!” Vergebens bemühte Deke sich um Anschluss, um Kontrolle, um Wiedereinstieg, während eine sich selbst übertreffende und berauschend sinnlich wirkende Amber das Publikum um den Finger wickelte.
    “Oh je, damit hat er bestimmt nicht gerechnet, dass seine Frau ihm die Schau stiehlt”, kommentierte Kate.
    “Dann hätte er keine Parodien und Sketche entwerfen dürfen, in denen sie besser zur Geltung kommt als er”, meinte Sam. “Sie sieht umwerfend aus, ihr Timing ist perfekt, die Zuschauer liegen ihr zu Füßen, und obendrein stammt sie von hier. Ob er’s mag oder nicht – da spielt er nur die zweite Geige. Aber mir reicht es jetzt; lass uns irgendwo noch ein Bier trinken. Ich muss nicht unbedingt zugegen sein, wenn er ihr eins drübergibt, weil er sauer ist über ihren Erfolg.” Er stand auf, nahm sie bei der Hand und zog sie vom Stuhl hoch. “Darf ich Madame zu einer Fahrt im Riesenrad einladen?”
    Kate sah hinüber zu dem hohen Rund der langsam schwebenden Gondeln und erinnerte sich daran, wie sie mit vierzehn in einem solchen Gefährt ihren ersten Kuss erlebt hatte. Wie mochte das sein, von Sam hoch oben über der Welt geküsst zu werden? Er legte plötzlich den Arm um sie und zog sie kurz an sich, und obwohl sie nicht recht wusste, wie sie darauf reagieren sollte, fühlte sie ein jähes Bedürfnis, den Kopf an seine Schulter zu schmiegen und all den Schmerz ihrer Beziehung einfach zu vergessen. Seit der Begegnung während der Sturmnacht hatte sie sich eingeredet, dass Sam ihr absolut nichts mehr bedeutete, abgesehen vielleicht von ein paar sentimentalen, emotionalen Restbeständen, aber wie schön wäre es, sich ein paar Stunden einfach nur unbeschwert und ohne Hintergedanken amüsieren zu können! Wunschdenken – mit Sam war das schlichtweg unmöglich.
    Er drückte sie erneut an sich und brachte plötzlich die Rede auf seine Sprechstundenhilfe. “Ich

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