Aus reiner Notwehr
noch? Sind die wie diese Rückblenden am Tage?”
“Ziemlich ähnlich. Jetzt weißt du hoffentlich, warum ich das alles bisher für mich behalten habe.”
“Posttraumatischer Stress käme schon hin; deine Flashbacks spiegeln eigentlich typische Vorkommnisse, Situationen in der Notaufnahme.” Sam rieb nachdenklich seine Wange. “Nur die Geräusche passen nicht. Wenn du meinst, Erfahrungen aus der Unfallchirurgie werden in diesen Rückblicken nicht reflektiert – könnten es dann unterdrückte, verdrängte Traumata sein, die jetzt hochkommen?”
Sie war nicht gewillt, ihm darzulegen, wie der Unfall mit der Yacht sie in ihren Träumen verfolgte; sie hatte ohnehin schon zu viel enthüllt. “Das reicht jetzt an Systemabstürzen”, erwiderte sie, und ihr verhaltenes Lachen dabei klang immer noch verlegen.
“Nur eins noch”, sagte Sam. “Unter meinen Patienten befinden sich ehemalige Soldaten, die im Vietnamkrieg eingesetzt wurden. Sie unterzogen sich ausnahmslos einer Therapie, und bei allen trat eine Verbesserung ein. Hast du schon einmal darüber nachgedacht?”
“Du meinst, ich gehöre auf die Couch des Psychiaters?” Was war sie für ein Dummerchen! Mit ihrer Offenheit hatte sie sich buchstäblich ihr eigenes Grab geschaufelt.
“Ich meine überhaupt nichts, Kate. Es war nur ein Gedanke. Aber nun weiß ich, was los ist, und wenn es wieder passiert, bin ich besser darauf vorbereitet.”
“Es wird nicht wieder vorkommen.”
“Hoffentlich hast du recht.”
In den folgenden Tagen zerbrach Kate sich den Kopf darüber, ob Sam nach ihrem Gespräch über die Flashbacks Konsequenzen ziehen würde. Noch immer begriff sie nicht recht, dass sie ihn informiert hatte. Einmal begonnen, war alles gleichsam aus ihr herausgesprudelt. Dabei wäre eigentlich Leo – und nicht Sam – der richtige Ansprechpartner gewesen. Aber die Zeit verging, und es geschah nichts. Der einzige Lichtblick in dieser Phase war Cody, der allem Anschein nach sämtliche Genesungsrekorde brach.
“Unglaublich, wie der Kerl wieder auf die Beine gekommen ist”, kommentierte Amber. Cody paddelte auf einer Luftmatratze in Victorias Swimmingpool herum, während Mallory ihn wie ein spielender junger Otter umkreiste. “Drei Tage, und er war raus aus dem Krankenhaus.”
“Vier, wenn man die Einlieferung nicht mitzählt.” Nick saß vornübergebeugt, die Ellbogen auf den Knien, eine Dose Bier in den Händen. “Noch einen Tag, und sie hätten ihn am Bett festbinden müssen.”
“Er ist jung und kräftig”, sagte Kate. “Wenn das destillierbar wäre, könnten wir die Tagessätze in Krankenhäusern halbieren!”
“Apropos destillieren – wer möchte noch ein Bier?” Amber hatte es sich, Bierdose auf dem Bauch, auf einer Liege bequem gemacht. Sie trug eine topmodische Sonnenbrille, einen knappen schwarzen Bikini-Slip, dessen französischer Schnitt ihre langen, schlanken Oberschenkel betonte, und ein Netzoberteil, das ihre Arme und Schultern vor der Sonne schützte, da sie bei zu viel Strahlung zu Sommersprossen neigte.
“Vorsicht, Mallory!” Nick fuhr von seinem Stuhl hoch, als die Luftmatratze bedrohlich Schlagseite bekam und Cody fast über Bord gegangen wäre. “Sein Verband darf nicht nass werden!”
“Sie passt schon auf!” Stephen saß am Beckenrand und ließ die Füße ins Wasser baumeln. Amber winkte ihm mit der leeren Dose zu. “Stephen, hol mir noch eins, ja?”
Stephen schien nicht begeistert.
“Ach, er fürchtet, dass Deke hier aufkreuzt und merkt, dass wir uns auch ohne seine werte Anwesenheit blendend amüsieren!” Amber rollte mit den Augen, sah Kate an, legte einen Finger auf die Lippen und schaute verstohlen zu Nick hinüber, der an den Beckenrand getreten war. “Wir dürfen ja nicht in Nicks Nähe – Deke hat’s verboten.” Sie klimperte mit den Wimpern. “Er ist eifersüchtig!”
Kates Blick wanderte zu Nick. “Hat er denn Grund dazu, Amber?”
“Noch nicht.”
Kate war verdutzt. “Noch nicht?”
Erneut forderte Amber ihren Stiefsohn auf, ihr ein Bier zu holen, doch er weigerte sich. “Du hast genug getrunken!”
Amber holte tief Luft und erhob sich von der Liege. Ihr Oberteil rutschte von der Schulter, und sie schob es rasch zurück. “Meine Männer geben gern Befehle.”
“Deke kommt gleich zur Probe für Samstagabend”, sagte Stephen. “Was machen wir, wenn er früher eintrifft als erwartet? Ehrlich, Amber, es reicht.”
Amber schien wackelig auf den Beinen. Sie hatte tatsächlich
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