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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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Kate und ihrer Mutter verbracht … Okay, kein Problem.”
    “Er kommt sofort”, sagte Nick, nachdem er aufgelegt hatte. “Einer von uns muss Amber holen. Es ist besser, sie erfährt es jetzt statt später, wenn tausend Leute hier herumschwirren. Meinst du nicht auch?”
    Kate griff sich ungläubig und fassungslos an den Kopf.
Deke und Selbstmord? Ausgeschlossen!
    “Mensch, Kate, wach auf! Dies ist für dich doch nicht der erste Tote mit einer Kugel im Kopf! Wir müssen seine Familie informieren, und zwar sofort!”
    Sie starrte auf die Leiche. “Deke würde nie im Leben Selbstmord begehen.”
    “Das kann man nie so genau vorhersagen”, erwiderte Nick und ging auf das Haus zu. “Also, informierst du Amber nun?” Er stand bereits an der Seitentür und klingelte. “Mach keine langen Fisimatenten, Kate. Wenn sie ihn vor dem Eintreffen der Polizei sehen will, soll sie sich beeilen.”
    Allmählich begriff Kate, was er von ihr verlangte; sie machte ein paar Schritte über den Rasen, und dann beschleunigte sie ihr Tempo, beschleunigte weiter, und plötzlich rannte sie los, rannte aus Leibeskräften, angetrieben von der furchtbaren Wucht der Schreckensnachricht, die sie zu überbringen hatte, von dem Entsetzen, das ihr fast die Brust sprengte. Gott sei Dank, dass Nick in unmittelbarer Nähe gewesen war. Trotz seiner Überraschung hatte er sich rasch in der Gewalt gehabt und so gehandelt, wie er es gewohnt war als Beamter der Mordkommission.
    Sie öffnete die Tür mit zitternden Händen, zögerte am Fuß der Treppe, hob ihren Blick und sah ihre Mutter oben am Treppenabsatz stehen, eine Hand am Pfosten des Geländers. “Mutter!” Sie lief die Treppe hinauf. “Ist Amber schon wach?”
    “Ich glaube, ich habe sie im Bad gehört”, erwiderte Victoria. “Was ist denn passiert? Deine Hände zittern ja!”
    “Ein schrecklicher Unfall, Mutter.”
    Frisch wie der junge Tag stand Amber plötzlich in der Tür zum Gästezimmer. Am Abend zuvor hatte Kate ihr Shorts und T-Shirt herausgelegt, und nun stand sie vor der Situation, ihrer Freundin aus Kindertagen die Worte sagen zu müssen, mit denen sie in Boston zahllosen Menschen eine furchtbare Wahrheit mitgeteilt hatte. Doch diese Worte wollten ihr nicht über die Lippen kommen.
    “Amber … wir haben Deke gefunden. Er ist tot!”
    Amber kam näher, eine Haarbürste mit beiden Händen an die Brust gepresst. “Tot? Ein Autounfall?”
    Kate geriet heftig ins Stottern. “Nein, er … er ist im Auto, aber … aber … wir mussten die Polizei rufen, wir wussten nicht …”
    Amber wurde ungeduldig. “Was denn, Kate? Wer soll daraus schlau werden? Tot, sagst du? Und wieso ist er in seinem Auto? Wenn es doch kein Unfall war? Wo ist er denn?”
    “Es war kein Unfall. Er ist in seinem Auto in Leos Garageneinfahrt …” Sie hielt ihre Freundin, die entgeistert die Bürste fallen ließ, auf der Treppe zurück. “Warte! Ich muss dir noch etwas sagen. Wie er gestorben ist!”
    “Wie er gestorben ist?” Amber schaute sie völlig verwirrt an, aber sie vergoss nicht eine Träne. Sie zeigte auch sonst keinerlei Reaktion. Kate starrte in die grünen Augen ihrer Freundin, und sie merkte, dass sie selbst über Dekes Tod sehr viel erschrockener gewesen war als Amber.
    Schock. Eine vollkommen natürliche Reaktion auf immense innere Extremsituationen.
Kate hatte diese Schulbuchweisheit vor Augen, als sie verzweifelt nach einer Möglichkeit suchte, Amber die grausige Wahrheit möglichst schonend beizubringen, eine Wahrheit, die sie bis ins Mark treffen musste. Langsam und stockend erzählte sie ihr, wie sie Deke erschossen vorgefunden hatte.
    Amber war mittlerweile nicht nur verwirrt – ihr Erstaunen hätte gar nicht größer sein können. “Erschossen?” Sie stutzte, doch dann schien sie plötzlich zu verstehen. “Er hat eine Waffe im Handschuhfach. Wie oft habe ich ihm gesagt, dass ihn eines Tages noch jemand damit umbringt! Nicht wahr, Victoria? Du hast es auch gehört, nicht wahr? Immer wieder habe ich es ihm gesagt! Von wegen Schutz! Wie oft werden Leute mit ihrer eigenen Waffe getötet, von Kriminellen zum Beispiel. Deke kann zwar sehr gut schießen, aber was nützt das, wenn man betrunken ist? Und er war betrunken, das wissen wir doch! Nach der Show war er schon voll, und danach hat er bestimmt nicht aufgehört. Und jetzt ist er … ist er … tot … und … und …” Sie konnte nicht mehr weiter; ihre Stimme brach und ging in ein heftiges Schluchzen über.
    Victoria nahm

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