Aus versehen Prinzessin - Mary Janice Davidson4
und wem sollte das auffallen?“, blaffte Christina. „Wir durchleben gerade eine nationale Krise, falls Sies noch nicht gemerkt haben. Kein Mensch interessiert sich für meine Füße.“
„Ich schon“, neckte Nicky.
„Euer Majestät, es ist ungehörig –“
„Psst“, machte David zerstreut. „Edmund hat das Band angestellt.“
Der Zweiundsiebzig-Zoll-Bildschirm wurde hell und zeigte König AI in genau dem Stuhl, in dem nun David saß. Er trug ein grünes Flanellhemd, das an den Manschetten ausgefranst war, und hatte sich offensichtlich seit drei Tagen nicht rasiert. Erst gähnte er ausgiebig, dann grinste er in die Kamera. Christina sah, wie Alexandria kurz die Augen bedeckte, als könnte sie es nicht ertragen, ihn wohlauf und gesund zu sehen.
„Hey, mein Sohn. Hey, Kinder. Wenn ihr dieses Video guckt, sitze ich bis zum Hals in der Scheiße. Ich bin dann entweder Futter für die Würmer – wobei ich hoffe, dass ihr mich nicht beerdigt: Ich will kremiert werden, wisst ihr noch? –, oder ich bin so daneben, dass David das Ruder übernehmen muss.
Das ist dann auch in Ordnung. Ich nehms nicht krumm, wenn dieser König-Auftritt vorbei ist, obwohl ich gerne mehr Zeit mit euch verbracht hätte. Und mit Christina“, fügte er nachdenklich hinzu. Er zog ein kleines Taschenmesser hervor, klappte es auf und begann, sich die Nägel zu reinigen. „Chris, ich wäre gern dabei gewesen, wenn du in die Prinzessinnenrolle hineinwächst. Jetzt bist du aus heiterem Himmel Königin – oder Regentin – geworden und wahrscheinlich ziemlich schlecht auf mich zu sprechen. Nun ja, kein Mensch ist wohl jemals für die Krone bereit … nicht einmal diejenigen, die um eine Krone Krieg führen. Aber wenigstens geht sie in diesem Land nur an Menschen, die sie verdienen.
Was mich auf mein Thema bringt. Ihr könnt euch vielleicht erinnern, wie ich euch die Chroniken von Narnia vorgelesen habe, als ihr noch klein wart. Mann, ich habe diese Bücher geliebt! Was mir jedoch am besten gefiel, abgesehen von sprechenden Tieren und diesem sagenhaften Löwen, war die Tatsache, dass Peter, der König von Narnia, der Hochkönig seiner Geschwister war. Und alle haben einander geholfen, Narnia zu regieren. Als Peter in den Norden gehen musste, um jemanden kräftig in den Arsch zu treten – im Norden lebten die Riesen, wie ihr euch erinnert –, blieben seine Geschwister in Cair Paravel, damit die Untertanen keine Angst bekamen. Tatsächlich geschah das nur ein einziges Mal, nämlich als Narnia von den Kalormenen angegriffen wurde, aber König Edmund und Königin Lucy bewältigten ihre Aufgabe spielend.
Ihr wisst ja, wie es in der Geschichte Europas zuging …“
„Wir ja“, sagte Prinzessin Alex. „Hätten aber nicht gedacht, dass du es auch noch weißt.“
Kathryn kicherte und versetzte ihrer Schwester einen Rippenstoß.
"… ..ich spreche von König Richard, der nach seiner Rückkehr vom Kreuzzug keinen Thron mehr hatte. Ich will nicht, dass uns so etwas passiert, und ich will auch nicht, dass die Last des Regierens allein auf Davids und Christinas Schultern ruht. Womit ich nichts gegen die beiden gesagt haben will … ich möchte nur, dass ihr fähig seid, die Arbeit zu teilen. Es dreht sich ja nicht nur um Schiffstaufen und Einweihungsbänder, wie ihr inzwischen bestimmt gemerkt habt.
Ich unterschreibe nichts, ich mache auch keinen Erlass daraus – legal gesehen müsstet ihr meinem Vorschlag also nicht folgen. Aber ich möchte, dass ihr darüber nachdenkt.
Ihr seid Baranovs, das bedeutet: Ihr seid geistesgegenwärtig, intelligent, unnachgiebig und loyal. Ihr könntet kaum etwas Besseres leisten, als einander zu helfen, Alaska zum prächtigsten Land der Welt zu machen.
Das wäre alles, nur noch ein paar persönliche Ratschläge … David, sei sicher, du kannst es. Du wurdest dafür geboren. Und du hast dir ein Klasseweib ausgesucht. Alexandria, benutze dein oberschlaues Hirn, um deinem Bruder zu helfen, anstatt ihn vierundzwanzig Stunden am Tag zu triezen. Für Alexander gilt dasselbe … es könnte passieren, dass du eine Zeit lang nicht mehr bis in die Puppen schlafen kannst. Und ernsthaft, Junge:
Allmählich reicht es mit diesen Gedichten. Kathryn, ich weiß genau, dass du ganz tief innen drin deine neue Schwägerin gern hast. Versuche aber, ihr das auch von Zeit zu Zeit zu zeigen.
Und Nicky, ich weiß ja, du hasst das, aber du bist immer noch mein kleiner Liebling. Ich mache von diesem Video ungefähr alle sechs Monate
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