Aus vollem Herzen: Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik
Bildwand gelangen. Schon steht der Zeiger bei sechs Millionen Euro für die Stiftung. Auch in diesem Jahr haben die Deutschen den Kampf gegen die Leukämie zu ihrer Sache gemacht. Der italienische Sänger Andrea Bocelli ist herausragend: Seine Blindheit hindert ihn nicht im Geringsten daran, sich auf der Bühne völlig natürlich zu bewegen. Der argentinisch-österreichische Schlagersänger Semino Rossi, der in Deutschland geradezu ein Idol ist, schlägt das Publikum mit seinem Gesang in den Bann, während das im Lande nicht minder bekannte Popduo
Ich + Ich es zum Mitsingen animiert. Paul Potts liefert den Beweis dafür, dass ihm in Großbritannien die Massen zu Recht zujubeln, seit er in einer Fernsehshow mit dem Titel Britain’s Got Talent die Arie »Nessun dorma« zu einer Zeit vorgetragen hatte, als er Verkäufer von Mobiltelefonen war. Carreras singt auf Englisch »White Christmas«, und alle Anwesenden hören mit angehaltenem Atem zu.
Zum Schluss beläuft sich das Spendenaufkommen auf sieben Millionen Euro. Albert Carreras entfährt ein leiser Jubellaut, so als habe er im Bernabéu-Stadion gesehen, wie Messi für Barcelona bei einem Auswärtsspiel gegen Real Madrid ein Tor erzielt. Die Zahl der Fernsehzuschauer hat gegenüber der des Vorjahres noch einmal zugenommen. Weder Sissi noch irgendeine andere Kaiserin können der Gala das Wasser abgraben. Das Ziel ist erreicht.
Am folgenden Tag frühstückt Carreras in seinem Hotel mit Karl Scheufele und dessen Gemahlin Karin, den Eigentümern der Edelmarke Chopard, die von Beginn an mit der Carreras-Stiftung zusammengearbeitet haben. Sie sind mit dem Ergebnis der Spendengala hochzufrieden. »Das Ehepaar Scheufele hat sich von Anfang an in außerordentlich großzügiger Weise eingesetzt. Ich danke den beiden sehr für ihre Freundschaft wie auch dafür, dass sie stets treu zu mir und meiner Stiftung gehalten haben.« Der Tenor Potts hat eine in der Hotelvitrine ausgestellte Chopard-Uhr der Serie »José Carreras« erworben – zweifellos ein Zeichen der Bewunderung für den Sänger, der zu einer Zeit zu seinen Vorbildern gehörte, als er sich zu Hause in Port Talbot in Südwales Opernaufnahmen anhörte und niemand auf den Gedanken gekommen wäre, dass auch er es einmal weit bringen würde.
Es war eine vom katalanischen Fernsehsender TV3 veranstaltete Spendengala, die die José-Carreras-Stiftung erst ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt und für ihre Breitenwirkung gesorgt hat. Das sechsstündige Programm hatte 1,25 Millionen Euro an Spenden aufgebracht, die dazu bestimmt waren, ein Register potenzieller Knochenmarkspender zu erstellen. Erst ein solches Register macht es nämlich möglich, dass auch diejenigen Patienten eine Knochenmarkspende bekommen können, die keinen geeigneten Spender in der Verwandtschaft haben. Sowohl TV3 als auch Carreras selbst haben dieser Aufgabe große Mühen und viele Arbeitsstunden
gewidmet. Im Programmteil sind zahlreiche bekannte Persönlichkeiten aufgetreten: von Montserrat Caballé über den katalanischen Liedermacher Juan Manuel Serrat und den ebenfalls aus Katalonien stammenden Rumbamusiker Peret bis zum bulgarischen Fußballspieler Christo Stoitschkow, der zu jener Zeit für Barça spielte. Der Erfolg dieser Spendengala war so groß, dass der Sender sie jedes Jahr kurz vor Weihnachten wiederholt und damit das Anliegen der Stiftung immer wieder unterstützt. So kam Carreras zwei Jahre nach der ersten Gala auf den Gedanken, das Gleiche beim ersten Programm des deutschen Fernsehens anzuregen, worauf sich die Sendeanstalt entschied, zum Kampf gegen die Leukämie beizutragen. Das hat es ermöglicht, in ganz Deutschland spezialisierte Einrichtungen für die Transplantation von Knochenmark zu eröffnen.
Alles hat mit dem Entschluss begonnen, der Allgemeinheit auf die eine oder andere Weise all das an Zuneigung und Solidarität zurückzugeben, was ich im Lauf meiner Behandlung erfahren habe. Während mir der katalanische Unternehmer Pere Duran Farell geholfen hat, meine Gedanken zu diesem Thema zu ordnen, hat Professor Ciril Rozman mir das notwendige Wissen über die Krankheit vermittelt. Das hat mir die Verwirklichung meines Entschlusses erleichtert, gemeinsam mit Ärzten, Unternehmern und meiner Familie das Abenteuer einer Stiftung zu wagen. Die Mitwirkung Professor Rozmans, der bei den wissenschaftlichen Komitees den Vorsitz führt, hat uns die Sicherheit gegeben, dass die eingehenden Gelder möglichst zielgerichtet
Weitere Kostenlose Bücher