Aus vollem Herzen: Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik
verwendet werden. Es konnte keinen besseren Unterstützer als Professor Thomas geben, der mich in Seattle behandelt hatte und zwei Jahre später den Nobelpreis für Medizin bekam. Angefangen haben wir mit den fünfundzwanzig Millionen Peseten, die bei meinem »Rückkehrkonzert« am Triumphbogen von Barcelona eingenommen worden waren. Doch wir brauchten eine nachdrücklichere Unterstützung, und dank der Vermittlung von Luis Yáñez, Kabinettsmitglied und Präsident des Komitees für die Feierlichkeiten zum fünfhundertsten Jahrestag der Entdeckung Amerikas, mit dem wir bereits in New York und Madrid zusammengearbeitet
hatten, erreichten wir, dass uns der damalige Regierungschef, Felipe González, am 7. Juli 1989 empfing, sodass ich ihm mein Projekt erläutern konnte. Ich habe ihn als herzlichen Menschen kennengelernt, der gut zuhören kann und es versteht, rasche Entscheidungen zu treffen. Nachdem ich ihm erklärt habe, wie wichtig für Leukämiepatienten eine Stiftung zum Kampf gegen diese Krankheit sein würde, bei dem man, wie meine eigene Geschichte zeigt, beachtliche Fortschritte gemacht hatte, hat er in seinem und meinem Terminkalender nach einem passenden Datum gesucht und gesagt: »Ich verpflichte mich, die Präsidenten der wichtigsten Banken des Landes und der bedeutendsten Unternehmen an einem Tisch zu versammeln. Beim Nachtisch halten Sie denen dann eine schöne Rede, und ich lasse den Hut herumgehen.« Genau so geschah es, und einige Wochen später haben wir uns zu einem Abendessen mit Pedro de Toledo, José Ángel Sánchez Asiaín, Claudio Boada, Juan March, Javier de la Rosa, Luis Solana … zusammengesetzt.
Ebenfalls anwesend war der Verteidigungsminister Narcís Serra, Katalane und Musikliebhaber, der uns nachdrücklich unterstützt hat. Wir haben bei dieser Gelegenheit nahezu achthundert Millionen Peseten (fast fünf Millionen Euro) zusammenbekommen. Das Geld kam uns wie gerufen, denn wir konnten damit die Fundamente der Stiftung legen und zugleich die eine oder andere Maßnahme einleiten. Noch im selben Jahr war es uns möglich, eine Knochenmarktransplantationsstation im Hospital Clínico von Barcelona einzuweihen. Als ich Felipe González nach einer Weile in seinem Amtssitz im Moncloa-Palast mitteilte, wie wir das Geld verwendet hatten, schlug er eine weitere Abendeinladung mit einigen Männern vor, die beim vorigen Mal nicht hatten teilnehmen können, beispielsweise Alberto Escámez oder der Präsident der Banesto-Bank, Mario Conde. Diesmal kamen vierhundert Millionen Peseten zusammen, also etwas mehr als drei Millionen Euro – Conde allerdings konnten wir nicht einen Céntimo entlocken. Doch nicht das ist der Grund, warum mir der Mann nicht gefallen hat, sondern seine Haltung. Er gibt einem die Hand, als
wolle er allen Anwesenden zu verstehen geben, dass Gott persönlich gekommen sei.
Seither ist die Stiftung, die mit Antoni García Prat einen unentbehrlichen Geschäftsführer hat, unaufhörlich gewachsen. Wir sind auf vier großen Gebieten tätig: Wir suchen freiwillige Knochenmarkspender für Patienten, die in ihrer Verwandtschaft keinen passenden finden können, fördern die wissenschaftliche Erforschung der Krankheit und unterstützen außer der Verbesserung der Infrastruktur von Krankenhäusern auch soziale Dienste für Leukämiepatienten. Die in Deutschland, der Schweiz und den Vereinigten Staaten vertretene Stiftung lebt teils von den Einnahmen aus Benefizkonzerten, die ich jedes Jahr gebe, teils von Spenden, die uns Firmen und Privatleute zukommen lassen. Alle, die in der Stiftung mitarbeiten, sind auf das Geleistete stolz. Zwar nimmt Spanien bei der Zahl der Nabelschnurblutbanken auf der Welt inzwischen – hinter den Vereinigten Staaten und Taiwan – den dritten Platz ein, doch bleibt noch viel zu tun. Wir müssen die Lebensqualität der Patienten verbessern, vor allem aber auf eine vollständige Heilung der Leukämie hinarbeiten. Dafür haben wir gemeinsam mit der Regierung Kataloniens das erste Zentrum Spaniens eingerichtet, das sich ausschließlich mit der Erforschung dieser und anderer bösartiger hämatologischer Erkrankungen beschäftigt. Es ist eines von ganz wenigen auf der Welt und trägt den Namen Institut de Recerca Josep Carreras.
Während Carreras am Sitz der Stiftung in Barcelona voll Leidenschaft über das in den vergangenen Jahren Geleistete spricht, kommt Bianca herein, eine junge Frau, die gegen die Abstoßung des ihr übertragenen Knochenmarks kämpft. Am Anfang
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