Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon
ich heute noch am Leben bin.« Januar 1943 dem Jüdischen Sonderkommando zugeteilt, dank eines selbst unzufriedenen Unterscharführers nach drei Monaten dem Kommando entkommen. Lettich: »Sie waren zu dieser Zeit noch in einem besonderen Block des Lagers Birkenau untergebracht. Ich blieb tagsüber im Block zurück und pflegte dort leichter Erkrankte. Wenn es sich um eine schwere Krankheit handelte, wurden die Betreffenden in das Stammlager Auschwitz überstellt. Dort wurden sie mittels Phenolinjektionen getötet.« Ab Juni 1943 am Hygiene-Institut der Waffen-SS in Rajsko (Bezeichnung ab Mai 1944). Lettichs Frau Edith und sein fünfjähriger Sohn Jean Victor waren am 23.9.1942 nach der Ankunft vergast worden. Direktor des Bakteriologischen Instituts in Tours. Aussage: AV, Bl. 17001ff.
Lettmann, Franz
SS -Rottenführer
* 25.4.1920 Datteln. Am 4.12.1941 vom Kommandanturstab, Abteilung III – Schutzhaftlager – »zum SS-T-Sturmbann zurückkommandiert« (KB Nr. 33/41). Kommando Landwirtschaft in Rajsko. Wohnsitz in Bayern.
Leute, Friedrich
SS -Obersturmführer
* 17.6.1893 Habsheim, Kreis Mühlhausen. 1942 in Auschwitz. † 18.10.1948 in Kolmar tödlich verunglückt (AV, Bl. 7644).
Levi, Primo
Häftling Nr. 174517
* 31.7.1919 Turin. Chemiker. Verhaftung am 13.12.1943, Lager Fossoli. Einer von 650 Italienern, die Februar 1944 nach Monowitz deportiert werden. 1947 autobiographischer Bericht Ist das ein Mensch? – eines der wichtigsten literarischen Zeugnisse zu Auschwitz. Levi zur Aufnahmeprozedur (Auszug): »Da merken wir zum erstenmal, daß unsere Sprache keine Worte hat, diese Schmach zu äußern, dies Vernichten eines Menschen. Man hat uns die Kleidung, die Schuhe und selbst die Haare genommen; sollten wir reden, so wird man uns nicht anhören, sollte man uns auch anhören, so wird man uns nicht verstehen. Auch den Namen wird man uns nehmen; wollen wir ihn bewahren, so müssen wir in uns selbst die Kraft dazu finden, müssen dafür Sorge tragen, daß über den Namen hinaus etwas von uns verbleibt, von dem, wie wir einmal gewesen.« Levi zu den Chancen des Überlebens: »1944 lebten in Auschwitz von den alten jüdischen Häftlingen (von den übrigen Häftlingen spreche ich hier nicht, denn ihre Bedingungen waren andere), von den ›kleinen Nummern‹ unter Hundertfünfzigtausend nur noch ein paar hundert, keiner von diesen war ein gewöhnlicher Häftling in einem gewöhnlichen Kommando und mit gewöhnlicher [Essens-]Ration. Es blieben nur die Ärzte übrig, die Schneider, Flickschuster, Musiker und Köche, attraktive Homosexuelle und Freunde oder Landsleute irgendwelcher Lagerautoritäten: darüber hinaus besonders rücksichtslose, kräftige und unmenschliche Individuen, die sich (vom SS-Kommando dazu ausersehen, das in dieser Wahl eine satanische Menschenkenntnis an den Tag legte) als Kapos, Blockälteste und noch in anderen Ämtern behaupteten.« † Suizid 11.4.1987 Turin.
Lew, Henri
Häftlingsarzt, Nr. 126068
* 23.10.1909 Paris. Ankunft Auschwitz aus Drancy am 25.6.1943, von 1018 Deportierten müssen 418 in die Gaskammer. September 1943 Zeuge, wie junge Griechen zu Schumanns Sterilisierungsversuchen abgeholt werden. Lew: »14 Tage später sahen wir, wie die meisten der jungen Leute zurückkamen mit schrecklichen, durch Bestrahlung der Geschlechtsteile verursachten Wunden. Bei der nächsten Selektion wurden diese jungen Leute auf Lkw verladen, zusammen mit den Toten des Tages und anderen Selektierten.« Zahnarzt in Paris. Q.: MV, Bd. 21.
Lewenthal, Salmen
Jüdisches Sonderkommando
* 5.1.1918 Ciechanow/Polen. Student. Ankunft Auschwitz am 10.12.1942 aus dem Durchgangslager Malkinia. Von 2500 Deportierten werden 1976 in der Gaskammer erstickt. Einer der Köpfe der Widerstandsgruppe unter den Krematoriumshäftlingen. Lewenthal verfaßte einen Bericht, den er vergräbt und der 1962 beschädigt auf dem Krematoriumsgelände gefunden wird. Er schildert ausführlich den Ablauf des geplanten und gescheiterten Aufstands. Außerdem beschäftigt ihn die Frage, was einmal über Auschwitz bekannt werden wird: »Die Geschichte von Auschwitz-Birkenau als Arbeitslager im allgemeinen, und im besonderen als Vernichtungslager von Millionen von Menschen, wird – wie ich glaube – der Welt nicht gut genug überliefert werden. Einen Teil übermitteln Zivilisten. Und den Rest werden – vielleicht – diejenigen Polen erzählen, die dank eines Zufalls am Leben blieben oder die Vertreter der
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