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Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon

Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon

Titel: Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Klee
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»Evakuierung« von etwa 450 Häftlingen. Die zurückgelassenen Kranken werden am 21. Januar auf ihren Pritschen erschossen oder angeschossen und anschließend verbrannt (HvA 18). † 20.2.1982 Wolfenbüttel.

Linder, Martin
    SS -Schütze
    * 16.10.1903 Wumloch/Rumänien. 1943 SS. Ab 10.1.1944 in Auschwitz. Außenlager Neu-Dachs, Monowitz, erneut Neu-Dachs. Am 3.3.1948 in Krakau zu 2 Jahren Haft verurteilt (HvA 12).

Lindner, Georg
    SS -Rottenführer
    * 14.8.1921 Klengel. Ab Januar 1943 Wachmannschaft, Monowitz. KZ-Kollege Morla: »Er wurde in Krakau zu einer Gefängnisstrafe [6 Jahre] verurteilt.«

Linnert, Robert
    SS -Unterscharführer
    * 15.1.1904 Altbielitz, Bezirk Kattowitz. Fahrbereitschaft Auschwitz sowie Zentral-Bauleitung. 1947 Freispruch in Cieszyn (LaV). – Häftling Sackar, Gaskammerkommando, über seine Ankunft (Greif): »Die Waggons wurden gleichzeitig geöffnet, und man befahl uns, schnell auszusteigen. Wir verließen den Zug, meine Schwestern stützten unsere Mutter, ich nahm den Vater, der ja gelähmt war und nicht laufen konnte. Man schleppte Vater fort und warf ihn auf einen Lastwagen wie einen Hund.«

Lingens, Ella
    Häftlingsärztin, Nr.  36088
    * 18.11.1908 Wien. Tochter eines Gutsbesitzers. Dr. jur. et med. Am 13.10.1942 wegen »Judenbegünstigung« von der Gestapo in Wien verhaftet (sie hatte polnischen Juden zur Flucht in die Schweiz verhelfen wollen und war von einem Spitzel verraten worden). Ankunft Auschwitz am 20.2.1943, 3 Uhr früh. Lingens in ihren Erinnerungen: »Wir Frauen wurden dann in das Frauenlager Birkenau gebracht. Es folgte die übliche Aufnahmeprozedur, jedoch mit dem Unterschied, daß mir als Deutsche die Haare nicht abgeschnitten wurden. Ich möchte hier herausstellen, daß ich als einzige deutsche Ärztin und als Häftling, der weder aus rassischen Gründen noch weil er einer kommunistischen Gruppe angehörte, verfolgt war, von Anfang an eine gewisse Sonderstellung einnahm, durch die mir das Allerschlimmste erspart worden ist.« Im Krankenbau des Frauenlagers in Birkenau, protegiert von Dr. Rohde, der wie sie im Sommersemester 1938 in Marburg/Lahn studiert hatte. Lingens hat ihre Privilegierung stets betont, in ihren Erinnerungen schreibt sie, daß sie bald ein eigenes Bett hatte, an einem »privaten Mittagstisch« mitessen durfte und warmes Wasser zum Waschen gebracht bekam. Eine weitere »Privilegierung«: Reichsdeutsche – auch volksdeutsche – Gefangene bekamen generell keine Häftlingsnummer tätowiert. Lingens: »Darüber hinaus gab es Weihnachtsfeiern nur für die Deutschen, Kinos und Konzert nur für die Deutschen, kurz, sogar im KZ sollten wir uns als Herrenvolk fühlen. Das hat unsere Stellung unendlich schwierig gemacht, denn es rückte uns in den Augen der anderen Nationen immer wieder in die Nähe der SS.« Lingens zur Sterblichkeit durch Schmutz, Hunger und Epidemien: »Ich habe es erlebt, daß in dem Krankenrevier, das im Winter 1943/44 aus 12 Krankenblocks bestand, von 10000 kranken Frauen täglich bis zu 350 Frauen gestorben sind. Die verstorbenen Frauen wurden tagsüber zwischen dem Block, in dem ich arbeitete, und einem anderen Block aufgeschichtet. In diesem einen Winter sind allein 37 Häftlingsärztinnen gestorben.« Lingens, für etwa 700 Kranke in Birkenau zuständig (BV): »Auch außerhalb der Problematik der Mitwirkung an Selektionen stand der Häftlingsarzt vor ungewöhnlichen und schwierigen Entscheidungen wie etwa bei der Verteilung der unzureichenden Medikamente. Es bestand immer die Gefahr, daß bei Verabreichung von Medikamenten an die Schwerstkranken diese trotzdem starben und die unbehandelten leichter Kranken durch die Verweigerung der für sie chancenreichen Medikation sich verschlechterten und ebenfalls starben.« Juni/Juli 1943 im Außenlager Babitz. Am 1.12.1944 Überstellung nach Dachau, in einem Außenlager (Rüstungsproduktion) in München. Nach 1945 Ministerialrätin im Bundesministerium für soziale Verwaltung in Wien. † 30.12.2002. Ihr Sohn Peter Michael Lingens: »Ein paar Tage vor ihrem Tod verließ meine Mutter doch noch einmal ihr Bett. Sie stützte sich an den Wänden des Zimmers und des langen Ganges ab und stand plötzlich, offenkundig etwas verwirrt, in der Wohnzimmertür. Während jedes Gespräch verstummte, wiederholte sie mit angstvoll geweiteten Augen einen einzigen Satz: ›Ihr werdet mich nicht verbrennen? Ihr werdet mich nicht verbrennen, gell?‹« Zitate: AV, Bl. 6548ff.

Lipka,

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