Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon
Gleiwitz I. Nach 1945 in Westfalen.
Reimers
SS -Sturmmann
* Nicht identifiziert. Kommandanturstab Auschwitz. Kommandanturbefehl vom 7.11.1941, gez. Höß: »Dem SS-Sturmmann Reimers, Kdtr.-Stab KL Auschwitz Abteilung Landwirtschaft, gelang es, einen auf der Flucht befindlichen russischen Kriegsgefangenen ca. 400 m außerhalb der Postenkette zu erschießen.« März 1944 Führer eines kleinen Frauenkommandos in Budy (HvA 10). – Hauptscharführer Adolf Becker, der ein russisches Arbeitskommando begleitete (AV, Bl. 16354): »Als zu der Mittagszeit die Suppe vom Lager herangebracht wurde, hatten die Russen überhaupt keine Gefäße zum Essenfassen. Manche konnten sich einen Gegenstand organisieren, der irgendwo in der Gegend herumlag. Andere nahmen die Suppe mit der Mütze auf. Wenn einer der Russen keinen Gegenstand für das Suppenfassen präsentieren konnte, war es möglich, daß er obendrein von dem Kapo noch einen Schlag versetzt bekam und gar nichts erhielt.«
Reimers, Wilhelm Helmuth
Mitglied der Korruptions-Kommission von Konrad Morgen
* 28.3.1898 Papendorf/Holstein, Sohn eines Landwirts. 1939 Kriminalkommissar in Bochum. SS-Nr. 396276, NSDAP-Nr. 3036611. SS-Obersturmführer (1941), SD (der Sicherheitsdienst war Himmlers Spitzelorganisation). Nach eigener Aussage November 1943 zum Reichskriminalpolizeiamt im Reichssicherheitshauptamt beordert, um »Fälle der Verschiebung jüdischen Vermögens in den Konzentrationslagern zu bearbeiten«. Bis 12.1.1944 in Auschwitz. Reimers begafft einen ankommenden Güterzug mit 50 Waggons, die Selektion der Menschen, die Entkleidung vor der Vergasung, die Vergasung und das Herausziehen der Leichen. Der vernehmende Krimimalmeister fragt Reimers daraufhin, ob auch die Ermordung der Juden in sein Aufgabengebiet gefallen sei, Antwort: »Nein. Mit der sog. ›Judenaktion‹ hatte ich gar nichts zu tun. Ich habe diese Vorkommnisse natürlich sofort Dr. Morgen berichtet, der mir sagte, daß mich diese Sache nichts angehen würde. Mein Aufgabenbereich sei lediglich Judeneigentum, das gestohlen oder verschoben würde.« 1948 Leiter des Werkschutzes bei einem Kupfer- und Messing-Werk im rheinischen Langenberg. Ab 1952 Bezieher von »Versorgungsgebührnissen« (Reimers) als Beamter zur Wiederverwendung. Berufsangabe 1961: Kriminalkommissar zur Wiederverwendung, z.Zt. Expedient einer Nebenstelle der Margarine Union. Aussage: AV, Bl. 9128ff.
Reineck, Hermann
Häftling Nr. 63387
* 9.1.1919 Brünn (Brno). 1942–1944 in Auschwitz. Schreiber, dann Blockältester im Häftlingskrankenbau (HKB) des Stammlagers (Block 21). Nach 1945 Druckereileiter in Österreich. – Langbein (Menschen) zu den Privilegien der in den Krankenbaracken eingesetzten Funktionshäftlingen: »Trotz des engen Kontaktes mit so vielen ansteckenden Krankheiten war der HKB ein begehrtes Kommando. Wer dort zur Arbeit eingeteilt war, hatte ein Dach über dem Kopf, war vom Appellstehen befreit, konnte mehr essen – denn es gab immer appetitlose Kranke und Tote, für die noch Essen gefaßt werden konnte, weil sie wohlweislich erst nach Abgabe der Zahlen für die Verpflegung als verstorben gemeldet wurden. Schließlich zählte man als Mitglied dieses Kommandos zur gehobenen Schicht im Lager, denn der Lagererfahrene pflegte Freundschaften mit dem Personal im HKB.«
Reiner, Lily
Häftling Nr. 7376 , Politische Abteilung ( PA )
* 7.6.1916 Presov/heutige Slowakei. Ankunft Auschwitz laut Häftlingsnummer am 29.4.1942. Schreiberin im Standesamt der PA (Lager-Gestapo). Reiner über die Privilegierung der PA-Frauen: »Sobald man mich für die Politische Abteilung bestimmt hatte, wurden meine verlausten Sachen weggeworfen, und ich erhielt neue Kleidungsstücke und sogar eine Zahnbürste.« Reiners Urteil über ihren Chef Kamphuis: »Beschützer ›seiner Juden‹ – für Fremde konnte er gefährlich werden.« Verheiratet in Israel, Arbeit in einem Kinderheim. Q.: Selbstporträt bei Shelley.
Reinhard, Hellmuth, vormals: Patzschke
SS -Sturmbannführer
* 24.7.1911 Unterwerschen, Kreis Weissenfels. SS-Nr. 121174, NSDAP Nr. 2382157. 1941 Leiter der Zentralstelle für jüdische Auswanderung der Niederlande. 1942 Leiter der Gestapo Norwegen beim Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD Oslo, verantwortlich für die Deportation von Juden aus Norwegen. Fernschreiben Reinhards vom 25.11.1942 an die Staatspolizeileitstelle Stettin: »Aus besonderen Gründen kann ich erst heute mitteilen, das [sic] am
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