Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon
Häftlingskommandos) im Außenlager Golleschau. Kommandanturbefehl vom 28.5.1944: Führer der 6. Kompanie SS-Totenkopf-Sturmbann KL Auschwitz III (Außenlager). Nach 1945 Regierungsangestellter. † 21.12.1978 am Wohnort Stade. Q.: AV, Bl. 11894ff.
Sternberg, Judith
Krankenschwester aus Breslau
* Etwa 1920. Am 23.2.1942 – zwei Wochen vor ihrer Hochzeit – verhaftet und mit ihrer Familie nach Auschwitz deportiert. Im Häftlingskrankenbau und in der Munitionsfabrik Union-Werke. Nach 1945 in den USA. Autorin des Berichts In der Hölle von Auschwitz (AV, Bl. 3958ff.), 1963 als Buch (In the hell of Auschwitz) in New York erschienen. Sternberg über die vielen Phasen der Entrechtung vor der Deportation: »Nachdem der Krieg schon ausgebrochen war, wurde unser Leben von Tag zu Tag schwerer. Allmählich nahm man uns jegliches Lebensrecht. Wir mußten unsere Wohnungen aufgeben und in kleinen Räumen hausen. Radio, Gold, Silber und andere Werte abliefern. Kleidungsstücke und Pelze hergeben. Straßenbahnen durften nicht mehr benutzt werden, ebenso durften keine Reisen mit der Eisenbahn unternommen werden. Juden wurden zu den schmutzigsten und schwersten Arbeiten herangezogen. Fahrräder mußten sie abgeben, um zu der Arbeitsstelle, die meistens ein paar Kilometer entfernt war, im kalten Winter zu laufen. Kleiderkarten wurden den Juden entzogen, so daß es an Arbeitskleidung und bequemen Schuhen mangelte. Parkanlagen und Promenaden durften von Juden nicht besucht werden. Die Geschäfte tragen in großer Druckschrift gezeichnet: Juden werden nicht bedient oder an Juden keine Warenabgabe. Fleisch, Gemüse, Obst, Fette und ähnliche Sachen wurden auf den Lebensmittelkarten gestrichen. Wir mußten Sterne mit dem Vermerk ›Jude‹ an Kleidern und Mäntel tragen. Kinos und Theater durften nicht besucht werden. Kurzum, unser einziger Ausflugs- und Ruheplatz war unser Friedhof.« Sternberg hat die Leiden der Mithäftlinge häufig beschrieben. Ein Beispiel ist ihre Erinnerung an eine Mutter und deren Tochter (AV, Bl. 3972): »Zu derselben Zeit lag eine Mutter mit ihrer Tochter zusammen im Krankenblock. Die Mutter starb 5 Tage bevor geplant war, die Kranken auszugasen. Das Mädchen, welches 15 Jahre alt war, weinte sehr am Morgen, an dem sie erwachte und ihre tote Mutter neben sich liegen sieht. Nur wenige konnten diesem verzweifelten Mädchen ein tröstendes Wort sagen, weil ja alle schon von dem Leben und Treiben der SS mitgerissen wurden, und jede nur noch an ihr eigenes Schicksal denken konnte. Die eine Pflegerin, die selbst eine slowakische Jüdin war, ging zu der Koje und spricht zu dem Mädchen, stehe auf, los mach dein Bett, daß du nicht auch krepierst, und zog das Mädchen mit der anderen Hand aus dem Bett. Dann wurde die Leiche auf der Erde nach vorne gezogen und zu den übrigen Leichen geworfen. Das Mädchen wollte nicht mehr leben, denn nun hatte sie niemand mehr, der sich um sie kümmerte. Fünf Tage später wurde sie mit den Selektionen ausgesucht und mit den übrigen Kranken vergast.« † 31.1.2008. Judith Sternberg ist ein Beispiel dafür, daß man Mitgefühl nicht unterdrücken mußte, um Auschwitz zu überleben.
Stiller, Alfred
Zentral-Bauleitung
* 15.9.1895 Grodoziczno. SS-Hauptscharführer. Kommando Bauhof. Verbleib unbekannt. – Museum Auschwitz (StAu II): »Der Anblick der vom Arbeitskommando Bauhof in das Lager einrückenden Häftlinge flößte den Häftlingen [im Lager] panische Angst ein. Obwohl diese Häftlinge bereits von der Tagesarbeit erschöpft waren, mußten sie bei der Rückkehr in das Lager noch jeweils mehrere Ziegelsteine tragen. Und wer von diesen Häftlingen keine Ziegelsteine tragen mußte, der schleppte die Leichen der ermordeten Häftlinge oder nicht mehr marschfähigen Mithäftlinge.«
Stirling, Wilhelm
SS -Rottenführer
* 26.3.1910 Graz. SS-Totenkopf-Sturmbann, Kommandanturstab. † 23.4.1942 Teillazarett Laurahütte.
Stiwitz, Fritz (nicht: Stiewitz, Stiebitz)
SS -Unterscharführer
* 15.5.1910 Sobernheim/Pfalz. Blockführer in Auschwitz, 1943 Stellv. Rapportführer (Spieß). Häftlingsärztin Lingens (Erinnerungen): »Da sah ich, wie ein großer, magerer SS-Mann, mit einem widerlichen, degenerierten Gesicht, die Reihen der Jüdinnen abschritt und von Zeit zu Zeit eine herausrief. Man sagte mir, daß dies der Arbeitsdienstführer Stiebitz sei, und ich nahm an, daß er Frauen für eine bestimmte Arbeit aussuchte. Später erfuhr ich, daß er die Auswahl für die
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