Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon
Verschuer in der Zeitschrift Der Erbarzt (Nr. 7, 1935) über Hitler: »Der Führer […] ist der erste Staatsmann, der die Erkenntnisse der Erbbiologie und Rassenhygiene zu einem bedeutenden Prinzip der Staatsführung gemacht hat.« Oktober 1942 Direktor des KWI für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik in Berlin, der führende Zwillingsforscher (Zwillingsforschung ist zu dieser Zeit die Methode zur Erbforschung). Bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) werden sieben Projekte Verschuers geführt: Erbpatholog. Forschung , Tuberkulose , Spezifische Eiweißkörper , Augenfarbe , Zwillingslager , Rassenhygiene und Erbbiologische Bestandsaufnahme . Zuständig für die Versuche seines Assistenten Mengele, der in Auschwitz Zwillingen – so u.a. Häftlingsärztin Schwalbova – »unzählige Male« Blut abnimmt. Verschuer unter dem Kennwort Spezifische Eiweißkörper in einem Bericht vom 20.3.1944 an die DFG: »Als Mitarbeiter in diesem Forschungszweig ist mein Assistent Dr. med. et Dr. phil. Mengele eingetreten. Er ist als Hauptsturmführer und Lagerarzt im Konzentrationslager Auschwitz eingesetzt. Mit Genehmigung des Reichsführers-SS werden anthropologische Untersuchungen an den verschiedensten Rassengruppen dieses Konzentrationslagers durchgeführt und die Blutproben zur Bearbeitung an mein Laboratorium geschickt.« Am 4.10.1944 Brief Verschuers an den Leiter der Frankfurter Universitäts-Kinderklinik, Professor Bernhard de Rudder (Müller-Hill): »Von über 200 Menschen verschiedener Rassen, Zwillingspaaren und einigen Sippen sind Plasmasubstrate hergestellt.« Am 6.1.1945 Brief Verschuers an de Rudder, »daß nun endlich meine [!] Forschungen über die spezifischen Eiweißkörper in ein entscheidendes Stadium getreten sind«. Zwölf Tage später flieht Mengele aus Auschwitz. Auschwitz-Birkenau war bis dahin das weltweit einmalige Forschungslabor des KWI. Mengeles Obduzent Nyiszli hat die Zusammenhänge geahnt: »Ein in der Geschichte der Medizin weltweit nie dagewesenes Ereignis wird hier realisiert: Zur gleichen Zeit sterben Zwillingsgeschwister, und es besteht die Möglichkeit, ihre Leichen einer Sektion zu unterziehen. Wo gibt es schon im normalen Leben den an ein Wunder grenzenden Fall, daß Zwillinge am gleichen Ort, zur gleichen Zeit sterben? Im Lager von Auschwitz aber gibt es mehrere hundert Zwillingspaare.« Nyiszli zitiert eine Aussage Mengeles: »Ich brauche ordentliche Arbeit, denn wir leiten die [Sektions-]Protokolle von hier weiter zum Rassenbiologischen und Anthropologischen Institut in Berlin-Dahlem.« Nyiszlis Erinnerungen stammen aus dem Jahre 1946, er weiß nichts von Verschuer und dessen Forschungsvorhaben, seine Aussage ist jedoch eindeutig: »Was auch für das Dahlemer Institut von Bedeutung sein kann, muß ich asservieren. Das geht schließlich in einem Paket auf die Reise, und damit es schneller befördert wird, kommt ein Stempel drauf: ›Eilig, kriegswichtiger Inhalt‹. Ungezählte solcher Pakete expediere ich während meines Aufenthaltes im Krematorium nach Berlin-Dahlem, auf die ausführliche Antworten mit wissenschaftlichen Meinungen oder Anweisungen eingingen.« Nyiszli weiter: »Für die übersandten seltenen Materialien sprach das Institut Dr. Mengele fast immer seinen tiefsten Dank aus.« Nyiszli schildert, wie Mengele einen etwa 50jährigen buckligen Mann und dessen 15jährigen Sohn ins Krematorium bringt. Sie werden ausgefragt, dann erschossen. Mengele: »Diese Leichen dürfen nicht verbrannt werden, man muß die Skelette präparieren und ins Anthropologische Museum nach Berlin schicken.«
Vestweber, Konrad
SS -Unterscharführer
* 27.8.1913 Kirchhain, Kreis Marburg/Lahn. Anstreicher. 1933 SS (Nr. 93737). NSDAP-Nr. 4507759. Herbst 1942 SS-Aufseher am Hygiene-Institut der Waffen-SS in Rajsko (Bezeichnung ab Mai 1944). Nach eigener Aussage (AV, Bl. 8978ff.) nur beim Wetterdienst. StA Frankfurt (AV, Bl. 3802): »Tötete vier Häftlinge, die aus Birkenau geflohen waren.« Vestweber: »Ich habe niemals einen Häftling getötet, und vor allem keine Häftlinge, die aus dem Lager Birkenau geflüchtet waren.« Nach 1945 Fabrikarbeiter.
Vetter, Hellmuth
KZ -Arzt, Menschenversuche für Produkte von Bayer Leverkusen
* 21.3.1910 Rastenberg in Thüringen. Dr. med. 1933 SS (Nr. 126917), Hauptsturmführer (1944). 1937 NSDAP (Nr. 5393805). Ab 1938 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der IG Bayer-Leverkusen. 1941 im Wolfsburger KZ Arbeitsdorf (VW), Stadt des
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