Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon
SS. 1938 als Wirtschaftsexperte im Auswärtigen Amt (AA), 1941–1943 Sonderbeauftragter des AA in Jugoslawien und Slowakei. Am 10.9.1941 Telegramm Veesenmayers mit Felix Benzler (Reichsbevollmächtigter des Auswärtigen Amts für Serbien) aus Belgrad an AA: »Rasche und drakonische Erledigung serbischer Judenfrage ist dringendstes und zweckmäßigstes Gebot.« 1944 SS-Brigadeführer, zuständig für die Ermordung der ungarischen Juden. Telegramm vom 13.6.1944 an AA: »Abtransport Juden aus Karpatenraum und Siebenbürgen […] mit insgesamt 289357 Juden in 92 Zügen zu je 45 Wagen abgeschlossen.« Am 11.4.1949 im Minister-Prozeß zu 20 Jahren Haft verurteilt, Entlassung Landsberg 15.12.1951. Generalvertreter in Darmstadt. † 24.12.1977 Darmstadt. Q.: Krumey-Anklage.
Veil, Simone, geb. Jakob
Häftling Nr. 78651
* 13.7.1927 Nizza. Am 29.3.1944 Abitur in Nizza, am nächsten Tag von der Gestapo auf der Straße verhaftet. Am 7.4.1944 Deportation nach Drancy und am 13. April – 16 Jahre alt – im Viehwaggon nach Auschwitz. Ankunft mit ihrer Schwester Milou (überlebte) und ihrer Mutter (1945 gestorben in Bergen-Belsen) am 16.4.1944. Von 1500 Menschen kommen 1112 sofort »ins Gas«. Zu Planierungsarbeiten beim Bau der Birkenauer Rampe eingesetzt, ab Juli 1944 im Außenlager Bobrek (Rüstungsbetrieb der Siemens Schuckert-Werke AG, Präzisionsgeräte für Flugzeuge und Unterseeboote). Am Ende in Bergen-Belsen. Ministerin für Gesundheit, Familie und Soziales in Frankreich. Erste Präsidentin des Europäischen Parlaments. Veils Vater und ihr Bruder waren nach Kaunas (Litauen) deportiert und ermordet worden. Schwester Denise überlebte in Ravensbrück, weil sie nicht als Jüdin erkannt wird. Veil beschreibt in ihren Erinnerungen die Reaktionen der Franzosen auf ihre Rückkehr aus Auschwitz. Eine Bekannte: »Na, ich hoffe, daß die Deportation Simone wenigstens ein bißchen von ihrer Flatterhaftigkeit ausgetrieben hat!« Veil: »Wie oft habe ich Leute erstaunt ausrufen hören: ›Ach, Sie sind zurückgekehrt? Na, das beweist doch, daß es nicht so schlimm gewesen sein kann.‹«
Veittes, Paul, genannt Löwe von Buna
SS -Unterscharführer
* 7.12.1903 Neuß. Ab 1943 in Auschwitz, SS-Wachkompanie Monowitz, später Kommando Eintrachthütte. Laut KZ-Kollege Kotzur schikanierte er gerne Häftlinge und war als Bunalöwe bekannt. Häftling Unikower: »Besonders gemeiner und brutaler Schläger.« † 14.11.1949 U-Haft in Krakau. – Langbein (Widerstand): »Hob ein Häftling nur abwehrend die Hand, um sich vor einem Schlag zu schützen, so galt das schon als Widerstand, und der Unglückliche hatte dafür schwer zu büßen. Hatte ein SS-ler die Absicht, einen Häftling zu schlagen, so mußte dieser militärisch stramm mit den Händen an der Hosennaht den Schlag entgegennehmen.« Ein Beispiel aus dem Auschwitz-Urteil: »Im Jahre 1944 begegnete eines Tages ein Häftling dem Angeklagten Baretzki auf der Lagerstraße. Baretzki rief den Häftling zu sich und gab ihm eine Ohrfeige. Der Häftling wollte sein Gesicht vor der Mißhandlung mit seinen Händen schützen, indem er sie vor das Gesicht hielt. Baretzki sagte daraufhin zu ihm: ›Was, Du willst einen SS-Mann schlagen?‹ Er schlug weiter auf den Häftling ein, bis Blut floß und der Häftling hinfiel. Dann trat Baretzki auf den liegenden Häftling ein. Schließlich legte er ihm einen Schaufelstiel auf den Hals und stellte sich auf die beiden Enden des Stiels, bis der Häftling tot war.«
Velsen, Anton(ius) van
Funktionshäftling
* 17.11.1917 Leiden. Rechtsanwalt. Niederländischer Offizier. Verhaftung am 9.1.1941. September 1941 in Sachsenhausen. Oktober 1942 Transport nach Auschwitz. Zunächst in Buna-Monowitz, Blockschreiber und Blockältester im Quarantäneblock. Unter anderem Januar 1943 in Birkenau, Blockführer im Juden-Quarantänelager bis März 1943. Von Brodniewicz zum Lagerkapo im »Zigeunerlager« ernannt (Velsen). Velsen verfaßte für das Reichsinstitut für Kriegsdokumentation in Amsterdam Februar 1948 einen umfangreichen Bericht. Dort heißt es über »die Russen« (Kriegsgefangene) im Lager: »Das waren politisch unwichtige Menschen, meistens Asos, die von ihrer Arbeit weggelaufen waren und dergleichen! Aber diese Leute waren für uns wichtig, weil sie ausnehmend gute Mörder waren. Töten machte ihnen nichts aus. Wir glaubten einen Vorteil daraus zu erzielen, wenn wir sie zu der rechten Zeit auf die SS loslassen konnten.« Nach 1945 Oberst in
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