Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon
Arzt im Sommer 1944. Der damals 14jährige Robert Jehoshua Büchler: »Kinder, die schon längere Zeit im Lager zugebracht hatten und bereits mehrere Selektionen überstanden hatten, bettelten um ihr Leben, küßten die Stiefel des Arztes, versuchten ihn zu überzeugen, daß sie gesund und kräftig seien und fähig, jegliche Arbeit zu verrichten. In mein Gedächtnis eingebrannt ist ein Fall von einem Jungen aus Munkac, ungefähr in meinem Alter. Auch er war unter denjenigen, die für die Gaskammer aussortiert worden waren. Er versuchte, mit dem Arzt zu reden, um Gnade zu flehen, zeigte ihm seine Armmuskeln und schrie: ›Ich bin stark, ich kann arbeiten.‹«
Wirths, Helmut
Gynäkologe
* 5.9.1912. Bruder des Standortarztes. 1943 Städtische Frauenklinik Hamburg-Altona unter Direktor Professor Hans Hinselmann, Begründer der Kolposkopie. Besuch seines Bruders 1943 in Auschwitz, Empfang bei Höß, Besichtigung des kleinen Krematoriums im Stammlager und Besichtigung des Versuchsblocks (Block 10). Nach 1945 Praxis als Frauenarzt. Helmuth Wirths bestreitet in einer Aussage (AV, Bl. 12030ff.) jede eigene Beteiligung an den Kolposkopie-Versuchen: »Die meines Erachtens wenigen Präparate wurden nach Altona an das Labor unserer Klinik geschickt und dort von Dr. Hinselmann untersucht.« Häftlingsärztin Hautval (Medizin): »Der Initiator der Versuche ist nicht Dr. Eduard Wirths, sondern sein Bruder Helmut, der sich Gynäkologe nennt. Ein Germane mit sanften, romantischen grau-blauen Augen. Er stellt Fragen und bittet um meine Meinung über die Sterilisation. Die Gelegenheit ist einzigartig. Ich denke, daß eine direkte Frage eine direkte Antwort verdient. Ich erkläre: ›Ich bin absolut dagegen.‹ Gespielte oder wirkliche Überraschung darüber, daß ein Arzt Gegner einer Selektionsmethode sein kann, die den Erhalt der Rasse sichert.«
Wisliceny, Dieter
Sondereinsatzkommando ( SEK ) Eichmann in Ungarn ( 1944 )
* 13.1.1911 Regulowken in Ostpreußen. Journalist. 1931 NSDAP (Nr. 672774), 1934 SD (der Sicherheitsdienst war Himmlers Spitzelorganisation) und SS (Nr. 107216), Hauptsturmführer (1944). Ab September 1940 Berater in Judenfragen in der Slowakei, 1943/44 in Griechenland, ab März 1944 SEK, Vorbereitung der Judendeportationen nach Auschwitz. Am 12.5.1945 Verhaftung auf einer Alm bei Altaussee im Salzkammergut. † Hinrichtung 27.2.1948 Preßburg/CSSR, heute Bratislava/Slowakei.
Witkowski, Feliks
Politische Abteilung ( PA ), Lager-Gestapo
* 14.1.1919 Kaczika/Rumänien. SS-Rottenführer. Im PA-Referat Nachrichtendienst und Überwachung. Nahm an Exekutionen an der Schwarzen Wand teil (AV, Bl. 3804). Danach Leiter der PA des Juni 1943 gegründeten Außenlagers Neu-Dachs in Jaworzno. Hängte Häftlinge mit auf dem Rücken gefesselten Händen an einen Pfahl (HvA 12). Verbleib unbekannt.
Wittefeld, Arnold
SS -Oberscharführer
* 3.6.1912 Hude/Niedersachsen. Kompanierechnungsführer. Am 9.3.1946 in Krakau zu 6 Jahren Haft verurteilt. † 21.1.1952 Jawiszowice.
Wittek, Franz
SS -Unterscharführer
* 4.9.1905 Groß-Lagiwnik, Kreis Loben. Ab 4.11.1942 in Auschwitz. Kommandanturstab, beim SS-Standortarzt. † 22.6.1972 Hamburg.
Wittjohann, Johann
SS -Unterscharführer
* 13.6.1898 St. Vit/Westfalen. Ab 24.11.1942 in Auschwitz. Standortverwaltung, Baubetriebsdienststelle, Monowitz. 1948 in Krakau zu 3 Jahren Haft verurteilt (LaV). Nach 1945 in Gütersloh.
Wittke, Karl
SS -Schütze
* 29.10.1895 Mutzke. Herbst 1944 Kommando Charlottengrube, eine Steinkohlengrube. Am 22.3.1948 in Wadowice zu 18 Monaten Haft verurteilt. – Andrze Strzelecki (HvA 17): »Nach einem erhalten gebliebenen Bericht des Bergrevieramts Rybnik für das Oberbergamt Breslau vom 11.12.1944 verloren im Laufe von zwei Monaten etwa 50% der im Flöz ›Eleonore‹ der Abteilung I ›Charlottengrube‹ arbeitenden Häftlinge ihre Arbeitsfähigkeit.«
Wloka, Franz
SS -Sanitätsdienstgrad ( SDG )
* 8.5.1888 Branitz. Maurer. SS-Oberscharführer (1941). Von 1940 bis 1945 in Auschwitz. SDG im Stammlager und in Monowitz, visitierte die Außenlager Laurahütte, Eintrachthütte und Sosnowitz (II). Lagerältester Wörl (AV, Bl. 5337): »Er war Sanitätsdienstgrad in Monowitz. Von ihm weiß ich aus eigener Wahrnehmung, daß er an Selektionen mitgewirkt hat. Er hat auch große Mengen von Margarine und anderen Lebensmitteln, die für die Häftlinge im Krankenbau bestimmt waren, gestohlen und verschoben.« 1944 Außenlager
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