Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon
»Bei Fluchtversuchen von Häftlingen bestand die Anweisung, sofort und ohne Warnung von der Schußwaffe Gebrauch zu machen.« 1944 im Außenlager Gleiwitz I, ein Reichsbahnausbesserungswerk. Irena Strzelecka über Gleiwitz I (HvA 14): »Z.B. erschoß der SS-Mann Alexander Wirth auf dem Rückweg von der Arbeit einen Häftling, weil dieser mit ein paar Minuten Verspätung zum Sammelplatz kam.« Wirths Glaubwürdigkeit dokumentiert seine Aussage über seinen Rampendienst: »Ich höre heute erstmals davon, daß ein Teil der neueingetroffenen Häftlinge sofort zu den Gaskammern gebracht wurde.« Aussage Wirth: AV, Bl. 13173ff.
Wirth, Bruno
SS -Unterscharführer
* 22.11.1922 Debreczen/Ungarn. SS-Totenkopf-Sturmbann. † Vermißt.
Wirths, Eduard
SS -Standortarzt
* 4.9.1909 Würzburg. Mai 1933 NSDAP (Nr. 3139549), auch SA. 1934 SS (Nr. 311594), Sturmbannführer (1944). 1936 Gesundheitsamt Sonneberg, 1937/38 Assistent der Universitätsfrauenklinik Jena. 1940 Reichsärztekammer (Umsiedlung). Ab 15.8.1941 mit SS-Regiment »K« im Rußlandfeldzug. Ab 22.4.1942 in Dachau, am 14.7.1942 Erster Lagerarzt Neuengamme. Ab 1.9.1942 Standortarzt Auschwitz. Der Standortarzt unterschrieb die Anforderungen von Zyklon B (Burger-Urteil) und organisierte die Selektion der eintreffenden Häftlinge durch SS-Ärzte. Wirths verhalf Kremer zu »lebendfrischem Material« für seine »Hungerforschung« (Abspritzen von Hungerkranken). Horst Schumann, der Menschen mit Röntgenstrahlen verstümmelte: »Durch ihn erhielt ich für meine Versuche alle Hilfe, die ich brauchte, und er gab auch die entsprechenden Anweisungen heraus.« Kaduk im Auschwitz-Prozeß über Selektionen an der Rampe: »Dann hat Dr. Wirths gesagt: ›Kollege, wir brauchen 40 Frauen für den [Versuchs-]Block 10.« Wirths selektierte laut Versuchsopfer Renée Feldmann seine Objekte auch selbst (»Beim Verlassen des Zuges wurden von Dr. Wirtz 75 Frauen in gutem Gesundheitszustand ausgesucht«). Seine Menschenversuche (siehe Artikel Marianne Hauser) zur Erprobung der Kolposkopie, einer Methode zur Erkennung des Gebärmutterkrebses, dienten nur vordergründig einer guten Sache, denn Krebsvorsorge war im Umfeld der Menschenvernichtung nicht angesagt: Bei Einführung des Kolposkops in die Scheide, um Scheidenschleimhaut und einen Teil des Gebärmutterhalses untersuchen zu können, werden am Gebärmutterhals größere Gewebestücke herausgeschnitten. Behauptung Häftlingsarzt Klodzinski: »Bei diesen Versuchen mußte der Häftlingsarzt Dr. Samuel mitwirken. Aus diesem Grund wurde er von Dr. Wirths [später] in die Gaskammer geschickt.« Erklärung Höß v. 14. März 1946 (Nbg. Dok. NO-1210): »Weiterhin hat dieser Arzt auch Versuche [gemacht, um] den Tod von Personen durch Blausäureinjektionen herbeizuführen.« Hautval (Medizin): »Dr. Wirths ist ein sehr widersprüchlicher Typ, manchmal sensibel für alles Menschliche, fähig zu verstehen, manchmal führt er sich als fanatischer Nazi auf, der kaltblütig offensichtliche Verbrechen ausführt.« Am 30.1.1944 Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern . Johann Paul Kremer am 8.11.1942 im Tagebuch: »Heute Nacht bei 2 Sonderaktionen [1000 Juden aus Zichenau und 773 französische Juden müssen »ins Gas«] teilgenommen. Abends gemütliches Zusammensein im Führerheim, vom nunmehrigen Hstuf. Wirths eingeladen. Es gab bulgarischen Rotwein und kroatischen Zwetschenschnaps.« Aussage Kremer am 18.7.1947 in Krakau: »Bei Vergasungen war immer der SS-Arzt anwesend. Aus der Mitte der Ärzte aus meiner Zeit gedenke ich der Namen der Ärzte Thilo, Kitt, Uhlenbroock, Wirths, Meyer, Entress.« 1945 in Mittelbau-Dora, Bergen-Belsen und Neuengamme. Von den Briten in Neuengamme interniert. Wirths Briefe an seine Frau sind nur als Abschrift und nur in Auszügen (nicht als Kopie oder gar im Original!) in den Akten (AV, Bl. 12034ff.). In einem Schreiben vom 24.5.1945 beteuert der KZ-Arzt, »daß wir uns mit dem besten Gewissen vor unserem Herrgott und vor den Menschen verantworten können«. Wirths weiter: »Was nur habe ich verbrochen? Ich weiß es wirklich nicht!« In einem Schriftsatz zur eigenen Rechtfertigung verfaßt (AV, Bl. 1429ff.), versichert er, daß er »nie judenfeindlich eingestellt war«. † 20.9.1945 Suizid im Internierungslager Staumühle b. Paderborn. Versuchsobjekt Rosaline de Leon (Nr. 62546): »Wir sahen ihn als einen Unmenschen an.« In Wirths Zeit fällt eine Kinderselektion durch einen unbekannten
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