Auschwitz - Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde
jemanden, der hinter mir stand und ihm Zeichen machte. Ich drehte mich um und überraschte einen seiner Freunde, der ihm gestenreich zu verstehen gab, daß ich völlig verrückt wäre.«
Verbrüggen , Alfons
SS -Obersturmführer
* 21 . 10 . 1902 München. Stellv. Leiter der
Zentralstelle
SS
und Polizei zur Bekämpfung tierischer Schädlinge
in Auschwitz, Abteilung Schädlingsbekämpfung. † 4 . 4 . 1946 Burgau.
Verschuer , Otmar Freiherr von
Rassenhygieniker, Zwillingsforscher
* 16 . 7 . 1896 Richelsdorfer Hütte b. Kassel. 1928 Kaiser-Wilhelm-Institut ( KWI ) für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik. 1935 Direktor des Instituts für Erbbiologie und Rassenhygiene in Frankfurt am Main sowie Richter am Erbgesundheitsobergericht. Verschuer in der Zeitschrift
Der Erbarzt
(Nr. 7 , 1935 ) über Hitler: »Der Führer […] ist der erste Staatsmann, der die Erkenntnisse der Erbbiologie und Rassenhygiene zu einem bedeutenden Prinzip der Staatsführung gemacht hat.« Oktober 1942 Direktor des KWI für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik in Berlin, der führende Zwillingsforscher (Zwillingsforschung ist zu dieser Zeit
die
Methode zur Erbforschung). Bei der
Deutschen Forschungsgemeinschaft
( DFG ) werden sieben Projekte Verschuers geführt:
Erbpatholog.
Forschung
,
Tuberkulose
,
Spezifische Eiweißkörper
,
Augenfarbe
,
Zwillingslager
,
Rassenhygiene
und
Erbbiologische Bestandsaufnahme
. Zuständig für die Versuche seines Assistenten Mengele, der in Auschwitz Zwillingen – so u.a. Häftlingsärztin Schwalbova – »unzählige Male« Blut abnimmt. Verschuer unter dem Kennwort
Spezifische Eiweißkörper
in einem Bericht vom 20 . 3 . 1944 an die DFG : »Als Mitarbeiter in diesem Forschungszweig ist mein Assistent Dr. med. et Dr. phil. Mengele eingetreten. Er ist als Hauptsturmführer und Lagerarzt im Konzentrationslager Auschwitz eingesetzt. Mit Genehmigung des Reichsführers- SS werden anthropologische Untersuchungen an den verschiedensten Rassengruppen dieses Konzentrationslagers durchgeführt und die Blutproben zur Bearbeitung an mein Laboratorium geschickt.« Am 4 . 10 . 1944 Brief Verschuers an den Leiter der Frankfurter Universitäts-Kinderklinik, Professor Bernhard de Rudder (Müller-Hill): »Von über 200 Menschen verschiedener Rassen, Zwillingspaaren und einigen Sippen sind Plasmasubstrate hergestellt.« Am 6 . 1 . 1945 Brief Verschuers an de Rudder, »daß nun endlich meine [!] Forschungen über die spezifischen Eiweißkörper in ein entscheidendes Stadium getreten sind«. Zwölf Tage später flieht Mengele aus Auschwitz. Auschwitz-Birkenau war bis dahin das weltweit einmalige Forschungslabor des KWI . Mengeles Obduzent Nyiszli hat die Zusammenhänge geahnt: »Ein in der Geschichte der Medizin weltweit nie dagewesenes Ereignis wird hier realisiert: Zur gleichen Zeit sterben Zwillingsgeschwister, und es besteht die Möglichkeit, ihre Leichen einer Sektion zu unterziehen. Wo gibt es schon im normalen Leben den an ein Wunder grenzenden Fall, daß Zwillinge am gleichen Ort, zur gleichen Zeit sterben? Im Lager von Auschwitz aber gibt es mehrere hundert Zwillingspaare.« Nyiszli zitiert eine Aussage Mengeles: »Ich brauche ordentliche Arbeit, denn wir leiten die [Sektions-]Protokolle von hier weiter zum Rassenbiologischen und Anthropologischen Institut in Berlin-Dahlem.« Nyiszlis Erinnerungen stammen aus dem Jahre 1946 , er weiß nichts von Verschuer und dessen Forschungsvorhaben, seine Aussage ist jedoch eindeutig: »Was auch für das Dahlemer Institut von Bedeutung sein kann, muß ich asservieren. Das geht schließlich in einem Paket auf die Reise, und damit es schneller befördert wird, kommt ein Stempel drauf: ›Eilig, kriegswichtiger Inhalt‹. Ungezählte solcher Pakete expediere ich während meines Aufenthaltes im Krematorium nach Berlin-Dahlem, auf die ausführliche Antworten mit wissenschaftlichen Meinungen oder Anweisungen eingingen.« Nyiszli weiter: »Für die übersandten seltenen Materialien sprach das Institut Dr. Mengele fast immer seinen tiefsten Dank aus.« Nyiszli schildert, wie Mengele einen etwa 50 jährigen buckligen Mann und dessen 15 jährigen Sohn ins Krematorium bringt. Sie werden ausgefragt, dann erschossen. Mengele: »Diese Leichen dürfen nicht verbrannt werden, man muß die Skelette präparieren und ins Anthropologische Museum nach Berlin schicken.«
Vestweber , Konrad
SS -Unterscharführer
* 27 . 8 . 1913 Kirchhain, Kreis Marburg/Lahn.
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