Ausersehen
mich für Rhiannons Verschwinden verantwortlich machte. Nachdem ich dich dann kennengelernt hatte, hatte ich Angst, dass sich das Volk gegen dich wenden würde, wenn es herausfände, dass du eine Schwindlerin bist.“ Sie schaute ClanFintan eindringlich an und fuhr fort: „Dann hatte ich Angst, dass die, die dir nahestehen, dir wehtun würden, wenn sie deine wahre Identität erfahren. Inzwischen ist mir bewusst geworden, dass unsere Göttin ihre Hand bei diesem Wechsel im Spiel hat und dass es für uns alle so zum Besten ist.“ Sie nahm meine Hand und sprach dann direkt den Zentauren an. „Wenn du böse bist, weil du getäuscht wurdest, dann richte deinen Ärger gegen mich. Und, Schamane, bevor du das tust, wirf einen genauen Blick auf das Geschenk, das dir gemacht worden ist. Was würde die Zukunft für dich bereithalten, wenn du wirklich mit Rhiannon verheiratet wärst?“
Carolans Lachen überraschte mich. Er legte einen Arm um seine Frau und zog sie an sich. Dann wandte er sich ebenfalls an den Zentauren.
„ Sein Leben? Rhiannons rachsüchtige Art hat unser aller Leben beeinträchtigt. Ich werde für immer dankbar sein, dass sie sich selbst verbannt hat.“ Er lächelte mich an und hob meine Hand kurz an seine Lippen. „Willkommen, Mylady. Auserwählte der Epona. Möge unsere Welt Ihnen den Segen zurückgeben, den Sie uns so reichlich gebracht haben.“
Ich erwiderte sein Lächeln, bevor ich wieder nervös zu ClanFintan schaute. Als er zu sprechen anfing, klang er nachdenklich, aber immer noch ohne jegliches Gefühl.
„Ich wusste, dass du anders warst. Du hattest eine seltsame Art zu sprechen, aber anfangs sagte ich mir, dass ich dich nie richtig gekannt hatte, und vielleicht bist du einfach nur anders, weil du die Auserwählte Eponas bist.“ Er warf Carolan einen Blick zu. „Aber du hast recht. Mir fiel auch sofort auf, dass ihr Rhiannons bösartige Seite fehlte.“
Carolan nickte zustimmend. ClanFintan fing meinen Blick mit seinem auf.
„Ich habe nichts gesagt, weil ich hoffte, du würdest mir genügend vertrauen, um dich zu bekennen.“
Endlich schwangen auch Gefühle in seiner Stimme mit, aber schweren Herzens musste ich feststellen, dass es Traurigkeit war, die seine Worte begleitete.
„Ich vertraue dir! Es schien nur nie der richtige Zeitpunkt zu sein. Und dann, na ja, habe ich nichts gesagt, weil ich Angst hatte, deine Liebe zu verlieren.“ Meine Stimme war nur noch ein Flüstern. Ja, verdammt. Ich liebte ihn.
Es war alles so romantisch, dass ich mich am liebsten übergeben hätte, aber verbringen Sie mal eine Nacht mit einem Gestaltwandler, der ausgestattet ist wie ein Pferd, dann würde es Ihnen genauso gehen.
Außerdem – er ist einer der Guten, wie John Wayne und James Bond. Und ich hatte schon immer eine Schwäche für die guten Jungs.
Also stand ich da und versuchte, die Tränen zurückzublinzeln, die unter meinen flatternden Lidern hervorzuquellen drohten. ClanFintan seufzte schwer und überbrückte schnell den Abstand zwischen uns, bevor ich richtig losheulen konnte. Er berührte mein Gesicht und umfasste mein Kinn mit seiner warmen Hand.
„Meine Liebe ist etwas, das du niemals verlieren wirst.“ Er beugte sich vor und küsste mich sanft. Dann lächelte er über meinen unzweifelhaft dümmlichen Gesichtsausdruck. „Meine Geduld vielleicht, aber niemals meine Liebe.“
Ich wollte die Arme um ihn legen und mein Gesicht an seine warme Brust schmiegen, aber ich spürte die Blicke, mit denen Alanna und Carolan freudig unser romantisches Zwischenspiel beobachteten. Also zog ich ClanFintan nur ein Stück zu mir herunter, gab ihm einen kleinen Kuss und flüsterte ihm zu: „Ich bete dich an.“
Ungefähr zu diesem Zeitpunkt knurrte mein Magen so laut, dass man ihn höchstwahrscheinlich auch noch in meiner alten Welt hören konnte. Das wiederum brachte ClanFintan zum Lachen, und er führte mich zurück an den Tisch. Er setzte sich auf die Chaiselongue und zog mich zu sich herunter, sodass ich auf der Seite saß, die den Speisen am nächsten war. Die Liegen waren praktischerweise so groß, dass mindestens zwei Personen darauf Platz fanden (ich wollte gar nicht darüber nachdenken, was Rhiannon so alles auf ihnen angestellt hatte). ClanFintan legte einen Arm um meine Taille, und ich kuschelte mich an ihn.
„Setzt euch, Mädels“, sagte ich zufrieden.
Dieses Mal zögerte Carolan nicht, sondern führte Alanna zur Chaiselongue und setzte sich neben sie. Mir fiel auf, dass er sie
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