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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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Ich weiß, dass ihr wahrer Charakter der eines verzogenen, verwöhnten Kindes ist.“
    Als Alanna bei diesen Worten scharf die Luft einsog, drehte er sich zu ihr um. Seine Gesichtszüge wurden weich.
    „Du weißt, dass es stimmt, Geliebte.“ Mit einer zarten Geste, in der all seine Liebe lag, berührte er ihre Wange. „Sie hat deine Loyalität und Opferbereitschaft nur mit Eifersucht und Gehässigkeit belohnt.“
    Er sah wieder mich an. Er hatte jede Vorsicht abgelegt, jetzt sah er nur noch neugierig und positiv überrascht aus.
    „Darf ich erneut fragen, wer Sie sind? Wie hatte das passieren können?“ Er betrachtete mich mit den Augen eines Arztes. „Physisch haben Sie eine erstaunliche Ähnlichkeit mit ihr.“
    Ich hatte schon immer geahnt, dass Gene zu clever für mich war.
    Er trat näher an mich heran, und mir fiel auf, dass ClanFintan dieses Mal keine Anstalten machte, ihn aufzuhalten. Ehrlich gesagt war der Zentaur verdächtig still geworden. Er betrachtete mich mit dem gleichen analytischen Blick, den Carolan hatte. Nur schien er nicht sonderlich glücklich zu sein.
    „Ihre Haare sind vielleicht ein bisschen kürzer.“ Carolan lachte kurz auf. „Und Sie haben definitiv eine seltsame Art zu sprechen, aber ansonsten sehen Sie ihr verblüffend ähnlich.“
    „Carolan, du irrst dich!“
    Alanna unterbrach ihn schnell, wollte ihn davon abhalten, noch mehr zu sagen, doch dieses Mal war ich es, die sie zum Schweigen brachte.
    „Lass ihn ausreden, Alanna“, sagte ich.
    Carolan schaute mir wieder in die Augen. „Sie sind nicht Rhiannon. Sie mögen Eponas Auserwählte sein, aber Sie sind nicht Rhiannon. Wenn ich in Ihre Augen schaue, sehe ich nicht, was ich in den Augen meiner alten Feindin sah. Sie haben nicht das Böse in sich, das sie in sich trug.“
    Ich warf einen Blick auf Alannas besorgte Miene und seufzte. „Ich kann das nicht mehr“, sagte ich an sie gewandt. Mein Blick suchte den von ClanFintan. „Ich will dich nicht länger belügen.“
    Er reagierte mit keiner Geste und keinem Zucken. Sein Gesicht war zu der Maske geworden, gegen die ich schon bei unserer ersten Begegnung angekämpft hatte.
    Ich konnte nicht zurücknehmen, was ich gesagt hatte. Und ehrlich gesagt wollte ich das auch gar nicht. Ich bin ich, und ich war es leid, ständig für eine andere, noch dazu so eine Zicke, gehalten zu werden.
    „Ich bin nicht Rhiannon.“ Ich hörte Carolans zufriedenes Grunzen, aber ich schaute ihn nicht an. Mein Blick blieb auf meinen Ehemann gerichtet. „Mein Name ist Shannon Parker. Es ist schwer zu erklären, denn ich selber verstehe es noch nicht einmal ganz, obwohl ich die Person bin, der es passiert ist. Ich komme aus einer anderen Welt – einer Welt, in der die Menschen offensichtlich die gleichen sind wie hier, zumindest äußerlich. Wie ein Spiegelbild oder Schatten, aber die Welt selbst ist völlig anders.“ Ich machte eine kleine Pause und hoffte, dass ClanFintan etwas sagen würde. Er blieb stumm, nickte aber, als wollte er mich zum Weitererzählen ermuntern. „Irgendwie hat Rhiannon von meiner Welt erfahren, und sie hat herausgefunden, wie sie den Platz mit mir tauschen kann. Es dreht sich alles um eine Amphore, mit einem Abbild von ihr. Seit der Sekunde, in der ich diese Urne das erste Mal gesehen habe, hat sich alles verändert.“ Ich suchte nach den richtigen Worten. „Ich hatte keine Ahnung, was passierte. Es erschien mir wie ein fürchterlicher Unfall. Tatsächlich dachte ich anfangs, ich sei tot.“ Mein Blick bettelte ClanFintan an, mich zu verstehen. „Erinnerst du dich an den Tag unserer Hochzeit? Und dass ich kaum sprechen konnte, weil ich meine Stimme verloren hatte?“
    Er nickte erneut.
    „Das kam von dem … ich weiß nicht, wie ich es nennen soll … dem Tausch der Welten.“
    Alanna trat vor und stellte sich neben mich. „Sie ist nicht Rhiannon, und dafür können wir dankbar sein.“
    „Wie sollen wir für etwas dankbar sein, das auf einer Lüge beruht?“ ClanFintans Stimme war flach und emotionslos.
    „Aber es war nicht ihre Lüge! Es war meine.“ Alanna sprach schnell weiter, obwohl ich versuchte, sie aufzuhalten. „Sie wollte niemandem etwas vorspielen, aber sie hat es getan, weil ich ihr sagte, dass das Volk sie braucht.“
    Sie schaute mich an und zwang mich, meinen Blickkontakt mit ClanFintan zu unterbrechen.
    „Ich wollte ja auch, dass du es ClanFintan erzählst, aber ich hatte Angst. Anfangs nur um mich und davor, was passieren würde, wenn man

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