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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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sein Körper war immer so heiß, dass ich nicht unterscheiden konnte, ob er erhöhte Temperatur hatte oder ob sie „normal“ war. Außerdem war er leicht genervt davon, dass ich ihn alle paar Minuten weckte.
    Also lehnte ich mich zurück und versuchte, mich auch ein wenig auszuruhen, ohne einzuschlafen, denn ich wollte wirklich, wirklich, wirklich nicht noch so eine Traumreise antreten müssen. Ich hätte es im Moment nicht ertragen, zu sehen, was vermutlich jetzt im Tempel der Musen vor sich ging.
    Ruh dich aus, Geliebte , schwebte die Stimme durch mein müdes Gehirn.
    Ich spürte, wie meine Augenlider daraufhin schwerer wurden, und ich stieß ein stummes Gebet aus und bat darum, in meinem Körper bleiben zu dürfen … dann umarmte mich auch schon der Schlaf.
    Das Rauschen, das ein großer Körper verursachte, der sich durch das Wasser schob, weckte mich auf. Ich setzte mich aufrecht hin und fragte mich für einen Moment, wo zum Teufel ich war. Dann drangen die muffigen Gerüche des Sumpfes in mein müdes Hirn, und mir fiel alles wieder ein.
    „Das ist Victoria.“ ClanFintans tiefe Stimme ließ seinen Brustkorb erzittern.
    Es war zu finster, um etwas zu erkennen. Es schien, als hätte die Sumpflandschaft das Mondlicht aufgesaugt, aber das silberblonde Fell der Jägerin glänzte ätherisch in der Finsternis.
    „Du hast ganz schön lange gebraucht.“ Meine Sorgen entluden sich in einem Vorwurf.
    „Es war …“, sie machte eine Pause, und mir fiel auf, wie schwer ihr Atem ging, „… schwieriger, als ich gedacht hatte.“
    „Erzähl“, bat mein Mann, während er mich sanft zur Seite schob, um sich dann mit steifen Beinen zu erheben.
    „Ich bin in Richtung Osten gegangen, um dort den Fluss zu suchen. Diese Wasserfläche erstreckt sich noch über eine ganze Strecke, bevor sie dann an einem Feld mit hohem, scharfkantigem Gras endet.“ Ihre Stimme schien in der Dunkelheit zu schweben. „Im Gras lauern gefährliche Treibsandlöcher; ich wäre fast in eines hineingetreten.“
    Ich erinnerte mich an ClanFintans Bemerkung, dass Zentauren die Sümpfe meiden. Nun, kein Wunder.
    „Wegen des Treibsands war es ein mühsames Vorwärtskommen; wo diese Gefahr endet, wachsen dicht belaubte Bäume, beinahe so wie die, die wir an der Grenze zum Tempel der Musen gesehen haben. Allerdings ist der Bewuchs an der östlichen Seite des Sumpfes ungefähr zwanzig Zentaurenlängen breit und endet am Ufer des Geal.“
    Ich spürte, wie mein Herz aufgeregt flatterte. Wir mussten nur zusehen, dass wir irgendwie über den Fluss kamen. Dann ging es auf geradem Weg Richtung Süden zu Eponas Tempel und nach Hause, wo wir uns neu formieren und weitere Pläne schmieden konnten.
    Victoria war noch nicht fertig.
    „Die Fomorianer haben entlang des Sumpfes überall Wachen aufgestellt, damit sie jeden abfangen können, der versucht, aus den Sümpfen über den Fluss zu kommen.“
    „Er hält nach mir Ausschau.“ Sie wussten, dass ich Nuada meinte.
    „Er hält nach uns allen Ausschau“, versicherte mir ClanFintan.
    „Okay, wie wär’s, wenn wir stattdessen in Richtung Loch gehen?“, fragte ich.
    „Loch Selkie ist noch weiter weg als der Fluss. Und wenn Nuada seine Kreaturen zwischen dem Sumpf und dem Fluss postiert hat, wird er sicher auch welche zwischen dem Fluss und Loch Selkie aufgestellt haben“, überlegte ClanFintan laut. „Wir wären also nur so lange sicher, wie wir in oder auf dem Loch wären. Eine Überquerung steht außer Frage. Selbst wenn sein Wasser nicht so eisig kalt wäre, ist er zu breit, um ihn zu durchschwimmen.“
    „Schlechte Nachrichten, was?“, merkte ich an.
    „Du sagst es“, erwiderte Victoria. Ich hörte sie in etwas herumwühlen, von dem ich annahm, dass es ihr Köcher war (eine Handtasche trug sie nicht). Dann suchte sie die Insel ab und sammelte lose Blätter und Äste zusammen. Ich hörte, wie sie sich hinkniete und zwei scharfe Objekte aneinanderrieb – von denen daraufhin Funken aufflogen. Bald schon pustete sie einem Funken Leben ein, sodass er sich zu einer kleinen Flamme entwickelte. Der Feuerschein ließ ihre weißen Zähnen aufblitzen, als sie mir zulächelte.
    „Männer haben nie Feuersteine dabei. Wenn du also jemals ein Lagerfeuer brauchst, ruf eine Jägerin.“
    „Ich werd’s mir merken.“ Ich stand auf und trat näher an die wärmenden Flammen heran. Mein Magen ließ ein bösartig klingendes Knurren ertönen. „Wenn wir jetzt noch etwas hätten, das wir darüber braten könnten,

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